Das geht gar nicht! Es gibt Menschen, die schmeissen ihren Müll einfach in die Nature. (Foto: Jessica Theis)

1001 Tonnen Abfall im Jahr

21. Juli 2022
Mit der Ausstellung 1001 Tonnen zeigt die Fotografin Jessica Theis jungen Menschen achtlos in die Natur geworfenen Müll.
Die Fotografin Jessica Theis in ihrer Ausstellung im Escher Bâtiment IV. (Foto: SCRIPT)

Die Fotografin Jessica Theis geht durch ihre Ausstellung in Esch (im Bâtiment IV, einem Haus, das früher vom Stahlproduzenten Arbed genutzt wurde). In der Mitte des Raumes, in dem ihre Fotoausstellung zu sehen ist, hat Jessica Theis einen Berg Müll aufgeschichtet. „Das ist der letzte Müll, den wir gerade gesammelt haben und jetzt sind wir dabei, ihn aufzubauen.“ Vor ein paar Tagen war sie mit dem Verein Pick it Up (der Name bedeutet: Heb es auf) im Wald unterwegs. Sie hatte einen Aufruf gemacht. Daraufhin meldeten sich Freiwillige, um bei ihrer Müllsammelaktion mitzumachen.

„Hier kannst du sehen, wann das war: zum Beispiel hier in Petingen am 6. Juli. Da waren wir nur zu fünft. In einer Stunde haben wir 26 Kilogramm Müll auf einem Kilometer gefunden.“

In nur einer Stunde gesammelt: die Ausbeute einer Müllsammelaktion mit dem Verein „Pick it Up“ im Wald in Petingen. (Foto: SCRIPT)

Eine Kinderklasse stürmt lärmend herein und nimmt auf dem Boden vor dem Müllhaufen Platz. „Wisst ihr, was ihr heute zu sehen bekommt?“, fragt Jessica Theis. Umweltverschmutzung!“, sagt ein Kind. Es sieht so aus, als ob Sie uns Tipps geben, wie wir unsere Umwelt schützen können“, vermutet eine andere Schülerin.

Dann beginnt Jessica Theis zu erzählen, wie sie auf die Idee zu ihrer Fotoausstellung kam und wie das Projekt 1001 Tonnen entstanden ist: „Ich bin Fotografin und ich habe einmal im Fernsehen eine Reportage über Abfall gesehen. Da habe ich mir gesagt: Es kann doch nicht sein, dass so viel Abfall weggeworfen wird und dass niemand richtige Fotos davon macht. Deshalb habe ich beschlossen, meine Kamera zu nehmen und das zu zeigen.“

Zwei Jahre lang hat die Künstlerin Müll fotografiert. „Hier seht ihr überall die Auszüge von den Fotos, die ich gemacht habe – von den Bürgersteigen und aus dem Wald. Das Projekt heißt 1001 Tonnen. Das ist nicht nur ein Titel, der gut klingt. Ich habe eine Statistik genommen und mir wirklich angesehen, wie viel Abfall die Leute ins Gebüsch und in die Natur werfen.“ Die Fotografin fand heraus: im Durchschnitt wirft jeder Einwohner in Luxemburg im Jahr 1,6 Kilogramm Abfall in die Natur.

„Ich bin Fotografin und ich habe einmal im Fernsehen eine Reportage über Abfall gesehen. Da habe ich mir gesagt: Es kann doch nicht sein, dass so viel Abfall weggeworfen wird und dass niemand richtige Fotos davon macht. Deshalb habe ich beschlossen, meine Kamera zu nehmen und das zu zeigen.“

Jessica Theis

Multipliziert man diese Zahl mit 626.000 Einwohnern, kommt man auf 1001 Tonnen von Abfällen, die in die Natur geworfenen werden. Das macht 103 Kilo Abfall pro Kilometer auf unseren Straßen in der Natur.

„Ich erzähle euch also keine Geschichte und es ist auch kein Märchen, es ist auch kein Titel zum Träumen, sondern einfach die Realität.“

Jessica Theis wollte einen Titel, der griffig ist und die Problematik der Umweltverschmutzung auf den Punkt bringt, sonst hätte sie die Ausstellung vielleicht einfach Umweltverschmutzung oder Müll genannt. Die Fotos, die in der Ausstellung zu sehen sind, sind alle irgendwo in Luxemburg aufgenommen worden, also im Zentrum oder im Norden oder im Ösling, im Westen, Osten und im Süden des Landes.

MIt einem Fotoapparat wie diesem hat Jessica Theis den ganzen Müll, den sie in der Natur antraf, fotografiert.

„Ich habe den Fotoapparat leider vergessen. Es ist aber genau dieser Fotoapparat auf meinem T-Shirt, mit dem ich die Fotos gemacht habe“, erklärt Jessica Theis und zeigt auf das Bild auf ihrem Shirt.

„Habt ihr schon so einen gesehen? Ihr schaut von oben da durch und dann macht ihr so ein Foto.“

Jessica Theis hat den Müll fotografiert, den die Menschen hinterlassen: von Badewannen, die in den Tiefen der Wälder entsorgt werden, über den Dreck, den die Menschen nach dem Grillen oder nach einer Party in der Wildnis hinterlassen, bis hin zu den Zigarettenstummeln und durch Autofenster geworfene Konservenbüchsen. „Indem ich diese Fotos gemacht habe, habe ich versucht zu verstehen, warum Menschen sich so verhalten und warum sie so wenig Respekt vor ihrer Umwelt haben.“

Achtlos in die Natur geworfener Müll: ein Foto von Jessica Theis aus ihrer Ausstellung. (Foto: Jessica Theis)

Die Ausstellung ist genauso wie das Buch, das begleitend dazu entstanden ist, in verschiedene Kapitel eingeteilt. Eines davon trägt zum Beispiel den Titel Party. „Es sind Kategorien von Abfall vom Kleinsten bis zum Größten und ich finde auch, dass jedes Kapitel eine andere Kategorie von Menschen zeigt, die das machen.“

Hier zum Beispiel bei Zigaretten: „Ich rauche eine und ich werfe die Kippe dann weg, weil ich cool sein will als Jugendlicher oder auch Erwachsener.“ –

„Beim Littering ist es eher so: Ich esse die Banane und lege die Schale dann einfach ab oder ich trinke ein Bier aus der Flasche – das ist wahrscheinlich aus Versehen; die bleibt dann aber trotzdem da liegen … das ist mit dem Littering gemeint, was liegen bleibt, nachdem man solche Dinge konsumiert hat.“

Jessica Theis macht keine künstlich hübschen Fotos. Sie hat die Fotos so gemacht, wie sie den Abfall (vor-)gefunden hat. Ihre Fotos wirken wie die einer Ermittlerin an einem Tatort, wo sich ein Verbrechen zugetragen hat …

Ihre Ausstellung und die Putzaktionen sollen Kinder und Erwachsene dazu animieren, dass sie sich darüber Gedanken machen, warum sie so viel Müll produzieren. Sie überlegen dann hoffentlich zweimal und lassen ihren Abfall nicht einfach in der Natur zurück.

„Man sieht ja oft mal eine Flasche oder eine Zigarette, aber nie so viel beieinander, und wenn man dann aber eine Tüte nimmt und auf 200-300 Metern alles einsammelt, ist die Tüte sehr schnell voll.“

Jessica Theis

Gemeinsam mit Kindern stellt die Fotografin bei ihren Müllsammelaktionen fest, wie viele Menschen achtlos ihren Müll in die Natur werfen. „Man sieht ja oft mal eine Flasche oder eine Zigarette, aber nie so viel beieinander, und wenn man dann aber eine Tüte nimmt und auf 200-300 Metern alles einsammelt, ist die Tüte sehr schnell voll.“

Es gibt zahlreiche Umweltsünder – einige lassen ihren Müll einfach nach einer Party liegen, andere werfen ihn heimlich nachts ab und werfen ganze Kühlschränke oder Elektrogeräte in der Natur ab.

Das Projekt 1001 Tonnen von Jessica Theis will das ändern, indem es den Menschen einen Spiegel vorhält und ihnen so klar macht, wie viel Müll sie produzieren. Schon beim Einkaufen gilt es zu überlegen, was man wirklich braucht. Denn viele Waren werden heute unnötig verpackt und diese Verpackungen verschmutzen unsere Umwelt, vor allem, wenn sie achtlos in die Natur geworfen werden.

Das Projekt „1001 Tonnen“ von Jessica Theis wird ab Oktober 2022 im Rahmen von Esch2022 in der Gemeinde Bettemburg gezeigt. Weitere Stationen im Süden folgen.

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