Bock auf Geschichte? Ab in die Kasematten!
2. Juni 2025De Piwitsch zu Besuch unter dem Bockfelsen
Hast du Lust auf ein geheimnisvolles Abenteuer? Das kannst du unter der Stadt Luxemburg erleben. Dort gibt es kilometerlange unterirdische Gänge. Diese Tunnel sind Teil der früheren Festungsanlage von Luxemburg.

Woher kommt das Wort „Kasematten“?
Wo das Wort „Kasematten“ herkommt, ist nicht ganz klar. Vermutlich gehen die „Kasematten“ auf das griechische Wort „chásma(ta)“ zurück. Das bedeutet „Erdkluft“, „Erdspalte“.
Auf dem Bockfelsen, nahe des „Huelen Zant“, trifft De Piwitsch einen Touristenführer des LCTO („Luxembourg City Tourist Office“), Jean Beurlet. Jean ist seit langem begeistert von den Kasematten. Er kennt das Tunnelgeflecht wie seine Westentasche. Dass die Besichtigung der Bockkasematten auf dem Bockfelsen anfängt, hat mehrere Gründe. Einer davon hängt mit dem Grafen Siegfried zusammen. Mit ihm nahm das Haus Luxemburg seinen Anfang, das im Mittelalter sehr mächtig war.

Der Sage nach soll Siegfrieds Frau die sagenumwobene Wasserfrau Melusina gewesen sein. Auch wenn du an Wasserfrauen nicht glaubst, so viel jedenfalls ist wahr: Graf Siegfried erhielt den Bockfelsen in einem Tauschhandel im Jahr 963. Damals gab es noch keine Kasematten.
Erst viel später, unter der spanischen Herrschaft im 17. Jahrhundert, wurden die ersten Kasematten im Petrusstal angelegt. Vierzig Jahre später baute der französische Festungsingenieur Vauban die Verteidigungsanlage aus. Erst im 18. Jahrhundert entstanden unter der österreichischen Herrschaft die Bockkasematten.
Die Kasematten sind unterirdische Galerien, die vor Kanonenbeschuss schützten und gleichzeitig erlaubten zurückzuschießen. Zu der Zeit als sie zur Verteidigung der Stadt genutzt wurden, waren die Schießscharten viel enger und niedriger. Es gab keine Beleuchtung.


Das unterirdische Labyrinth hatte zusammengerechnet eine Länge von 23 Kilometern. Heute sind davon etwas mehr als 15 Kilometer übrig. Die Bockkasematten erstrecken sich über eine Fläche von 1100 Quadratmetern. In ihrem Tunnelsystem kann man sich kaum verlaufen, denn es ist übersichtlich strukturiert. Vom Zentralgang gehen links und rechts die Kanonenkammern ab.

In den Bockkasematten fanden 50 Kanonen und bis zu 1200 Soldaten Platz. Die Gänge waren eng und dunkel; die Soldaten mussten in Kriegszeiten und nur während einer Belagerung darin leben. Sie kochten, aßen und schliefen dort. Statt Toiletten gab es nur Löcher im Boden. Die Männer hatten sehr wenig Platz und litten unter dem Krach und dem Rauch der Kanonenschüsse. Das Leben in den Kasematten war sehr ungesund. Manche Soldaten wurden krank und starben sogar.
Kasematten in Luxemburg: Noch mehr entdecken
- Es gibt noch weitere Kasematten auf dem Gebiet der Stadt Luxemburg, die aber meistens nicht begehbar sind. Einzelne Besichtigungen bieten die „Frënn vun der Festungsgeschicht Lëtzebuerg“ an: www.ffgl.lu
- Ein Besuch lohnt sich auch im Musée Dräi Eechelen auf Kirchberg: Dort erfährst du in der Dauerausstellung zur Festung Luxemburg mehr über die Kasematten: www.m3e.lu
Die Kasematten unter dem Kirchberg bestehen aus weit verzweigten Wegen; die Galerien werden immer enger und niedriger. Man kann sich schnell verlaufen und nicht mehr zum Ausgang zurückfinden. Diese Kasematten sind deshalb nicht öffentlich zugänglich.
Neben den Bockkasematten kannst du auch die Petrusskasematten besichtigen. Wenn du dir die Bockkasematten anschauen möchtest, musst du dir ein Ticket beim LCTO, dem Luxembourg City Tourist Office, oder gleich am Eingang der Bockkasematten besorgen. Du kannst sie in Begleitung eines Erwachsenen erkunden, mit oder ohne Touristenführer.
Ohne Führung entgehen dir aber viele tolle Geschichten. Zum Beispiel die, warum der Bockfelsen so wichtig für die Verteidigung Luxemburgs war. Oder warum wir im „Großherzogtum der kleinen Burg“ leben. Oder die besondere Geschichte des Feldmarschalls Blasius Kolumban von Bender.

Bestimmt willst du mehr über die Pseudo-Skorpione erfahren, die in den Kasematten leben. Aber keine Sorge, die Kasemattenkrabbler sind harmlos, sie haben keinen Stachel.
Auf jeden Fall solltest du die Sicherheitsbestimmungen der Kasematten beachten und gutes Schuhwerk tragen. Zieh warme Kleidung an, denn in den unterirdischen Gängen ist es kühl. Achtung auch auf den Kopf; den kann man sich in den niedrigeren Gängen leicht stoßen.
Im Gegenzug erlebst du die Stadt Luxemburg aus einer neuen, malerischen Perspektive:

„Wer Glück hat, macht am Ende der Besichtigung der Bockkasematten eine interessante Bekanntschaft: mit der wunderschönen Melusina!“, verspricht Touristenführer Jean mit einem Augenzwinkern. „Sie lebt angeblich im Schlossbrunnen.“
Am Ende kannst du entweder durch die Rundbögen der Schlossbrücke von 1735 hinausgehen oder du wählst den spannenderen Weg über enge Wendeltreppen unter der Brücke hindurch.

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