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Das ABC des Nutri-Score:

3. März 2025

hilfreich oder irreführend?

Auf den ersten Blick erkennt man oft nicht, was alles im Essen aus dem Supermarkt steckt. Seit 2016 hilft der Nutri-Score, gesunde von ungesunden Lebensmitteln zu unterscheiden. Myriam Rochdi ist Expertin für gesundes Essen. Sie verrät dem Piwitsch, was es mit dem Nutri-Score auf sich hat.

Obst und Gemüse
Obst und Gemüse sind gesund. Doch was steckt in verpackten Lebensmitteln?
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Nutri-Score? Was ist das?

Auf verpackten Lebensmitteln muss genau draufstehen, was drin ist. Diese Regel gilt für fast alles, was im Supermarkt verkauft wird. Frisches Obst und Gemüse sind nicht verpackt und gehören deshalb nicht dazu. Neben den Zutaten muss auch eine Nährwerttabelle auf dem Produkt stehen. In dieser Tabelle liest du zum Beispiel, wie viele Kalorien das Produkt hat. Aber auch die Mengen an Salz, Zucker und Fett müssen aufgelistet sein. Oft ist es schwer, diese Informationen richtig zu verstehen.

Außerdem sind sie meistens winzig klein geschrieben — wahrscheinlich sogar absichtlich.

Der Nutri-Score hilft weiter: Er besteht aus Buchstaben von A bis E. Sie sind sozusagen eine einfache Übersetzung der Informationen auf der Verpackung.

Wie wird der Nutri-Score berechnet?

Es gibt zwei Kategorien von Punkten: „gesund“ und „ungesund“. Jede Zutat kommt in eine Kategorie und erhält dort Punkte (zum Beispiel Zucker in der Kategorie „ungesund“, Proteine in der Kategorie „gesund“). Den Nutri-Score erhält man, indem man den Unterschied zwischen den „gesunden“ und den „ungesunden“ Punkten rechnet.

Je mehr Punkte ein Lebensmittel am Ende erhält, desto ungesünder ist es. Um richtig zu rechnen, muss man alle Zutaten kennen. Damit man Lebensmittel gut miteinander vergleichen kann, werden für die Rechnung Werte pro 100 Gramm genommen. Der Nutri-Score basiert dann auf der Analyse von 100 Gramm eines Lebensmittels.

Was ist gesund und was ist ungesund?

Gesunde Zutaten sind in der Regel Obst und Gemüse, Fasern und ungesättigte Fette. Das sind Fette, die in Fisch, Olivenöl oder Nüssen vorkommen. Sie schützen das Herz und liefern dem Körper wichtige Nährstoffe. Schlechte Zutaten sind die, die Krankheiten auslösen können und dem Körper schaden: Zucker, Salz, Fett, aber auch Zusatzstoffe. Diese werden zum Beispiel verwendet, damit Lebensmittel länger essbar sind. Andere Stoffe ersetzen natürliche Produkte, die viel teurer sind. Ganz wichtig: Es kommt immer auf die Menge an. Ab und zu ein kleines Stück Schokolade ist kein Problem, wenn man sich sonst gesund ernährt. Jeden Tag eine ganze Tafel Schokolade ist hingegen keine gute Idee.

Mit Vorsicht zu genießen

Der Nutri-Score wird für Menschen ohne besondere Krankheiten berechnet. Ein wenig Zucker oder Salz ist für gesunde Menschen kein Problem. Für Patienten mit Diabetes oder Erkrankungen der Nieren ist das aber nicht so. Sie müssen besonders auf diese Zutaten achten.

Der Nutri-Score gilt für 100 Gramm eines Lebensmittels. Aber nicht immer isst man nur 100 Gramm. Du kennst das sicher. Du möchtest nur ein paar Chips essen, und am Ende hast du die ganze Tüte aufgefuttert. Die enthält gut und gerne 130 Gramm. Auf der anderen Seite kann es aber besser sein, nur einen Keks mit Nutri-Score E zu essen als zwanzig Kekse mit Nutri-Score B.

Chips, Schokolade und ähnliche Süßigkeiten sollen nur ab und zu auf dem Speiseplan stehen. Foto: : Shutterstock / beets1

Wenn der Nutri-Score in die Irre führt

Nicht alle Lebensmittel können direkt so gegessen werden, wie sie gekauft wurden. Das gilt zum Beispiel für tiefgekühlte Pommes. Sie bestehen aus Kartoffeln, sind daher nicht unbedingt ungesund, und haben einen Nutri-Score A. Aber tiefgefrorene Fritten schmecken unfrittiert nicht besonders gut. Bevor man sie isst, werden sie meistens in Öl frittiert und gesalzen. Der Nutri-Score A gilt beim Essen also nicht mehr. Kommen noch Ketchup und Mayonnaise dazu, kann von einer gesunden Mahlzeit nicht mehr die Rede sein.

Pommes frites mit Ketchup
Pommes: gesund oder ungesund? Foto: Shutterstock

Schokomilch hat einen Nutri-Score B. Das liegt daran, dass Milch viele Proteine hat. Für die Nutri-Score-Tabelle ist das ein Vorteil. „Das ist aber nur die halbe Wahrheit“, erklärt Myriam Rochdi. „Manche Sorten beinhalten sehr viel Zucker. Außerdem bleibt es selten bei einem kleinen Glas mit 100 Millilitern.“

Myriam Rochdi
Myriam Rochdi ist Expertin für gesunde Ernährung. Foto: privat

Schlechter Nutri- Score: ungesundes Lebensmittel?

Es gibt aber auch Lebensmittel mit schlechtem Nutri-Score, die nicht automatisch ungesund sind. Walnussöl hat einen Nutri-Score zwischen C und E. Ist es also schlecht für die Gesundheit? Myriam Rochdi widerspricht: „Überhaupt nicht! Es hat nur einen Nachteil; es hat viele Kalorien. Die sorgen für die schlechte Bewertung.“ Du kippst ja nicht eine ganze Flasche Walnussöl auf deinen Salat, oder? Auch Butter hat einen schlechten Nutri-Score. Die Spezialistin erklärt, dass man trotzdem nicht komplett darauf verzichten muss: „Essen Kinder eine Scheibe Brot mit ein wenig Butter, ist daran nichts auszusetzen.“

Ist der Nutri-Score Pflicht?

Hersteller müssen den Nutri-Score nicht auf Lebensmittel schreiben. Dennoch sieht man ihn immer häufiger auf Produkten. Wer gesundes Essen produziert, will das auch zeigen. Die Idee: So sind mehr Kundinnen und Kunden daran interessiert, es zu kaufen. Ob ein Lebensmittel gesund ist, erkennt man oft schon an der Liste mit den Zutaten. Zu viel Salz, Zucker oder Fett sind nie gesund. Eine weitere Regel hilft dabei, unge- sunde Produkte zu entlarven. Unbekannte Inhaltsstoffe mit seltsamen Namen, die du noch nie gehört hast, sind ziemlich sicher Zusatzstoffe. Da gibt es zum Beispiel den Geschmacksverstärker Glutamat (E620) oder den Konservierungsstoff Natriumnitrit (E250). Der Körper kann mit diesen Stoffen nicht gut umgehen. Es sind keine natürlichen Stoffe. Manche können sogar Krankheiten verursachen. Man sollte Zusatzstoffe nicht in zu großen Mengen konsumieren.

Kritik am Nutri-Score

Der Nutri-Score bringt ein wenig Licht ins Dunkel. Trotzdem ist Vorsicht geboten. Wer genau wissen will, was im Essen steckt, muss die Zutatenliste lesen. Doch selbst dort findest du nicht alle wichtigen Informationen. Wurde den Tieren in der Aufzucht Antibiotika gegeben? Das steht dort nicht. Außerdem hilft der Nutri-Score nicht dabei, den ökologischen Fußabdruck einzuschätzen. Lebensmittel, die von weit herkommen, sind vielleicht gesund, schaden durch lange Transportwege aber der Umwelt.

Ein letzter Tipp der Expertin

Die Ernährungsexpertin Myriam Rochdi rät: „ Möchte man Lebensmittel einer Kategorie miteinander vergleichen, ist die Tabelle durchaus hilfreich. Kinder essen gern Müsli. Der Nutri-Score hilft dabei, schnell die gesunde Variante zu finden. Frische, unverarbeitete Lebensmittel sind immer die bessere Wahl.“