Das amerikanische Wahlsystem

7. November 2024

Harris oder Trump?
Wie man es in den USA ganz nach oben schafft.

Die USA sind ein sehr einflussreiches Land. Daher blickt die ganze Welt alle vier Jahre auf die amerikanischen Wahlen. Joe Biden, der aktuelle, 46. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, hat sich nicht mehr zur Wahl gestellt. Das amerikanische Volk musste zwischen der Demokratin Kamala Harris und dem Republikaner Donald Trump entscheiden. Aber wie funktioniert eigentlich diese komplizierte Wahl?

Die Abkürzung USA steht für „United States of America“ („Vereinigte Staaten von Amerika“). Das Land ist
in 50 Bundesstaaten unterteilt. Es gelten gemeinsame Gesetze für alle Bundesstaaten, aber die einzelnen
Bundestaaten können in einigen Dingen für sich selbst entscheiden.

Das Zweiparteiensystem: Demokraten gegen Republikaner

In den Ländern der Europäischen Union treten bei Wahlen viele verschiedene Parteien gegeneinander an. In Luxemburg standen bei den letzten nationalen Wahlen zwölf Parteien auf dem Wahlzettel. Die
Parteien stehen für unterschiedliche politische Ideen. Einige vertreten zum Beispiel eher die Interessen der Wirtschaft, andere schauen mehr auf die Natur oder auf gerechte Arbeitsbedingungen. In den USA ist das Angebot hingegen begrenzt. Die Wahl wird zwischen nur zwei Parteien entschieden, der demokratischen und der republikanischen Partei. Das besondere Wahlsystem macht es neuen Parteien nämlich schwer, sich zu entwickeln.

Die demokratische Par tei möchte Veränderungen in den USA vorantreiben. Sie setzt sich ein für mehr Umweltschutz und dafür, dass alle Menschen bessere Chancen im Leben haben. Sie möchte verstärkt mit
anderen Ländern zusammenarbeiten. Der republikanischen Partei liegt viel an Traditionen und einer starken Verteidigung ihres Landes. Unter Trumps erster Präsidentschaft war ihr Motto: „America first“ („Amerika zuerst“). Außerdem will sie die Kontrolle des Staates über das Leben der Menschen begrenzen, damit alle möglichst viele Freiheiten haben.

Die Vorwahlen

Bei den Vorwahlen werden Delegierte gewählt. Was ist damit gemeint? Bevor die Menschen in den einzelnen Bundesstaaten ihren Präsidenten oder ihre Präsidentin wählen, müssen die Parteien zuerst festlegen, wer überhaupt gewählt werden kann. Meistens wollen in einer Partei mehrere Personen Präsident oder Präsidentin werden.

Damit die Partei entscheiden kann, wer ihr Kandidat oder ihre Kandidatin wird, wird eine Vorwahl organisiert. Dabei werden in allen Bundesstaaten Delegierte der Parteien gewählt. Die sagen im Voraus, welche Person sie unterstützen wollen. Die Vorwahlen finden zwischen Februar und Juni statt, also nicht in allen Bundesstaaten zugleich.

Der Parteitag

Wenn die Delegier ten feststehen, veranstaltet jede Partei einen Parteitag. Das ist eine große Versammlung, bei der wichtige Entscheidungen getroffen werden, in diesem Fall: welchen Kandidaten oder welche Kandidatin die Partei für die Präsidentschaft ins Rennen schickt. Jetzt kommen die Delegierten ins Spiel. Sie geben ihre Stimme für einen Bewerber oder eine Bewerberin aus der Partei ab. Es gewinnt die Person, die mehr als die Hälfte aller Delegiertenstimmen erhält. Manchmal sind mehrere Wahldurchgänge nötig. Die Delegierten wählen so lange, bis eine Person die Mehrheit bekommt.

In diesem Jahr haben die Delegierten der demokratischen Par tei Kamala Harris gewählt. Es gab allerdings keine anderen Kandidaturen. Die Delegierten der republikanischen Partei haben sich für Donald Trump entschi eden. Harris und Trump traten also im Wahlkampf gegeneinander an.

Wer darf überhaupt wählen?

Wählen dürfen US-Bürgerinnen und Bürger, die mindestens 18 Jahre alt sind. Sie müssen in dem Bundesstaat wohnen, in dem sie wählen möchten. Außerdem muss man sich in manchen Staaten zur Wahl anmelden. Man steht dann also nicht automatisch auf einer Liste, sondern muss im Voraus sagen, dass man bei der Wahl abstimmen möchte. US-Bürgerinnen und US-Bürger, die nicht in den USA leben, können auch wählen. Das geht per Briefwahl. Um bei den eigentlichen Wahlen seine Stimme abzugeben, braucht man nicht in einer Partei zu sein.

Der große Tag

Am 5. November, dem großen Wahltag, standen auf den Stimmzetteln nicht die Namen „Kamala Harris“ und „Donald Trump.“ Die Menschen wählen stattdessen so genannte Wahlleute. Die Wahlleute sagen im Voraus, ob sie Harris oder Trump unterstützen werden. Wie viele Wahlleute ein Bundesstaat hat, hängt davon ab, wie viele Menschen dort leben.

Die Wahlleute bilden zusammen das Electoral College (das Wahlkollegium). Jeder Wahlmann und jede Wahlfrau gibt dort eine Stimme ab. Im ganzen Land gibt es 538 Wahlleute. Wer Präsident oder Präsidentin werden will, braucht mehr als die Hälfte, also mindestens 270 Stimmen.

Staaten, in denen besonders viele Menschen leben, werden durch mehr Wahlleute repräsentiert als kleine Staaten. Die größten Bundesstaaten sind:
Kalifornien: 54 Wahlleute
Texas: 40 Wahlleute
Florida: 30 Wahlleute
New York: 28 Wahlleute
Diese vier Staaten haben zusammen etwa ein Viertel der insgesamt 538 Wahlleute.

Aber Achtung, das Abstimmungsverfahren wird hier noch einmal kompliziert. Ein Beispiel: Lucy aus Florida möchte Donald Trump als Präsidenten. Sie wählt also den republikanischen Wahlmann, der wiederum im Electoral Collage für Donald Trump stimmt. Richtig? Leider nicht ganz.

Eine Besonderheit des Wahlsystems

Das Prinzip heißt: „The winner takes it all“, „der Gewinner bekommt alles“. Angenommen, ein Bundesstaat hat Recht auf 12 Wahlleute. Es werden 7 demokratische und 5 republikanische Wahlleute gewählt.
Das wären 7 Stimmen für Kamala Harris und 5 Stimmen für Donald Trump. Doch stopp! Es gilt die „Der Gewinner bekommt alles“-Regel: Alle Stimmen des Bundesstaates gehen an die Partei, die in diesem Bundesstaat gewonnen hat. Alle 12 Wahlleute müssen damit ihre Stimme für Kamala Harris abgeben.

Angeberwissen:

In vielen Bundesstaaten gewinnen traditionell immer die gleichen Parteien. In den sogenannten
„Swing States“ (Wechselstaaten) ist das anders. Hier gewinnt mal die demokratische Partei, mal die
republikanische Partei. Für den Wahlkampf sind diese Staaten also besonders wichtig: Hier müssen sich
die Parteien besonders Mühe geben, viele Menschen von ihrem Programm zu überzeugen. Die Vorhersagen deuteten dieses Jahr mal wieder auf eine knappe Entscheidung. In solchen Fällen kann man sagen, dass die Wahl in den „Swing States“ entschieden wurde

Das Weiße Haus

Das Weiße Haus in Washington D. C. ist der offizielle Regierungssitz. Zurzeit wohnt und arbeitet Joe Biden
noch dort. Das Büro des Präsidenten trägt den Namen „Oval Office“ („ovales Büro“), weil der Raum diese Form hat.

Kamala Harris
Foto: Shutterstock/lev radinw

Steckbrief:

  • Name: Kamala Harris
  • Partei: Demokratische Partei
  • Alter: 60 Jahre
  • Geburtsort: Kalifornien
  • Beruf: Politikerin und Juristin, frühere Generalstaatsanwältin von Kalifornien
  • Politisches Amt: Vizepräsidentin der USA und frühere Senatorin von Kalifornien
Donald Trump
Foto: Shutterstock/ Consolidated News Photos

Steckbrief:

  • Name: Donald John Trump
  • Partei: Republikanische Partei
  • Alter: 78 Jahre
  • Geburtsort: New York
  • Beruf: Politiker, Geschäftsmann und ehemaliger TV-Star
  • Politisches Amt: Von 2017 – 2021 Präsident der USA
ein Schema welches das amerikanische Wahlsystem erklärt
Illustration: SCRIPT

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