Der Motor in der Brust
29. September 2022Das Herz ist unser wichtigster Muskel und ein Wunder des Lebens – Am 29. September ist Weltherztag – De Piwitsch hat nachgeforscht, wie ein Herz funktioniert und wie man es schützen kann.
Bumm, bumm. Bumm, bumm. Rund 80 Mal in der Minute schlägt unser Herz. Manchmal schlägt es aber auch schneller, wenn wir zum Beispiel Sport machen. Du kannst leicht zählen, wie viele Schläge dein Herz in der Minute macht. Entweder du hörst das Herz direkt mit dem Stethoskop auf deiner Brust ab, oder du legst zwei oder drei Finger auf die Adern innen an deinem Handgelenk unterhalb des Daumens.
Wenn du dich gut konzentrierst, spürst du wie das Blut in deinen Adern pocht. Zähl dreißig Sekunden lang mit und rechne dann Mal zwei. Dann erhältst du die Zahl deiner Herzschläge in einer Minute. Man spricht auch von „Puls“.
100.000 Mal am Tag
Das menschliche Herz schlägt unglaubliche 100.000 Mal am Tag – oder 42 Millionen Mal im Jahr. Jeden Tag pumpt es rund 7.000 Liter Blut durch die Adern, oder 5 bis 6 Liter pro Minute. Pro Tag ist das so viel, wie in zwei vollen Tankwagen.
Die Leistung des Herzens ist ein Wunder. Denn es wiegt gerade einmal 300 Gramm, so viel wie zwei dicke Äpfel und ist so groß wie eine Faust.
Aber wie funktioniert das Herz, dessen Aufgabe es ist, alle Organe über das Blut mit Sauerstoff zu versorgen, eigentlich? Im Film kannst du sehen, dass das Herz aus zwei Hälften besteht. In die rechte Hälfte – oder Kammer – strömt das Blut, das seinen Weg durch den Körper gerade abgeschlossen und seinen Sauerstoff dabei abgegeben hat. Dann wird es in die Lungenarterie gepumpt und in der Lunge wieder mit Sauerstoff angereichert. Von der Lunge, mit der wir atmen, fließt das Blut dann in die linke Hälfte des Herzens. Ist diese Kammer gefüllt, wird das Blut wieder zu den Organen transportiert.
Im Laufe eines Menschenlebens schlägt das Herz rund 3,4 Milliarden Mal – und das ganz automatisch. Ein elektrischer Impuls, den spezielle Herzmuskelfasern liefern, sorgt dafür, dass dieser Vorgang von selbst funktioniert.
Das Herz gehört geschützt
Aber manchmal gibt es Probleme. Zum Beispiel, wenn der elektrische Impuls nicht regelmäßig genug funktioniert. Oder wenn das Blut nicht gut zirkuliert. Die Ursachen dafür können sehr unterschiedlich sein. So können die Adern verstopft sein, weil sich Fett darin ablagert oder sie entzündet sind. Dann kann das Blut nicht so gut zirkulieren, wie es sollte. Auch die Herzmuskeln können sich entzünden. Es kann sein, dass der Herzschlag aus dem Rhythmus kommt. Manche Menschen leiden auch von Geburt an an Herzproblemen, gegen die sie ihr Leben lang Medikamente nehmen, oder sogar einen Herzschrittmacher eingesetzt bekommen müssen.
Das ist ein klitzekleiner Apparat, der einen regelmäßigen elektrischen Impuls gibt. Er übernimmt also die Aufgabe der Herzmuskelfasern, die normalerweise dafür zuständig sind.
Warum gibt es den Weltherztag?
Im Jahr 2000 wurde der Weltherztag zum ersten Mal am 29. September gefeiert. Es ist eine Initiative der „World Heart Federation“ – das ist eine Vereinigung von Herzspezialisten aus mehr als 100 Ländern. An diesem Tag sollen die Menschen darauf aufmerksam gemacht werden, wie wichtig ihr Herz ist und wie sie es schützen können.
Du hast sicher verstanden, wie wichtig das Herz für uns ist. Deshalb sollten wir es gut schützen. Wie können wir das tun? Unser Herz mag es, wenn wir uns regelmäßig bewegen und Sport treiben. Plane also mindestens ein wenig Sport in dein tägliches Programm mit ein. Das kann auch dazu beitragen, weniger Stress zu empfinden.
Auch Stress – das heißt, wenn man dauern angespannt ist, weil der Alltag sehr hektisch ist oder uns verschiedene Vorfälle belasten – ist nicht gut für den Motor des Lebens. Unser Herz mag es auch, wenn man ausgewogen isst. Das heißt, nicht nur fettige Lebensmittel, sondern auch Obst und Gemüse.
Was ist ein Defibrillator?
Du hast bestimmt schon gesehen, dass an verschiedenen Stellen in Luxemburg grüne Kästen stehen. Das sind Defibrillatoren. Sie werden eingesetzt, um das Herz wieder in den Gang zu bringen, wenn es ausfällt. Das kommt ziemlich oft vor: in Luxemburg erleiden jedes Jahr mehr als 600 Menschen einen Herzstillstand. Meistens passiert das in der Gegend anderer Menschen, die dann zu Hilfe kommen können.
Denn bei einem Herzstillstand zählt jede Minute. Wenn das Herz stillsteht, kann man nicht mehr atmen und die Organe werden nicht mehr mit Sauerstoff versorgt. Das kann sie kaputt machen. Wenn man also schnell reagiert, kann man den betroffenen Menschen vielleicht retten. Man massiert das Herz und die Lungen. Wenn die Person aber nicht darauf reagiert, kann ein Defibrillator eingesetzt werden, der einen Elektroschock abgibt. Dieser kann das Herz wieder starten. Hier kannst du sehen, wie das funktioniert. Wenn man beobachtet, wie jemand umkippt, sollte man auf jeden Fall sofort die Notrufnummer 112 anrufen. Informationen über Defibrillatoren findet man an dieser Adresse.
Von riesigen Herzen und megaschnellem Puls
Die meisten Lebewesen haben ein Herz. Je nach Art sind sie aber unterschiedlich aufgebaut. Nur ganz einfache Tiere wie Quallen, Schwämme oder verschiedene sehr dünne Würmer haben kein Herz. Manche Tiere haben sogar mehrere Herzen. Das ist der Fall bei Tintenfischen und Regenwürmern. Der Puls ist auch unterschiedlich. Bei der winzigen Etruskerspitzmaus, die nur etwa 4 Zentimeter groß wird, pocht das Herz 800mal in der Minute. Der Blauwal ist das größte und schwerste Tier der Welt. Er kann bis zu 23 Meter lang werden und 70 Tonnen wiegen – etwa so viel wie 60 Autos. Sein Herz wiegt über 300 Kilogramm und pocht rund 30mal pro Minute. Bei jedem Herzschlag werden 80 Liter Blut durch den Körper des Blauwals befördert. Spannend ist: wenn der Blauwal taucht, kann er seinen Herzschlag auf zwei bis achtmal pro Minute verlangsamen. So spart sein Körper Energie.
Hilfe für herzkranke Kinder
In Luxemburg gibt es eine Vereinigung, die herzkranken Kindern hilft – De Piwitsch hat mit Olga Cardoso von dieser Vereinigung, der „Association Luxembourgeoise d’Aide aux Enfants Cardiaques a.s.b.l.“ (ALAEC), darüber gesprochen.
De Piwitsch Warurm gibt es die ALAEC und wer hat sie gegründet?
Olga Cardoso Die Vereinigung wurde im Jahr 2002 von Eltern herzkranker Kinder gegründet. Diese Eltern kannten sich und sprachen regelmäßig darüber, wie sie ihrem herzkranken Kind am besten helfen können im Alltag, mit welchen Ärzten sie zusammenarbeiten, wie man Dokumente über die Herzkrankheit am besten ausfüllt und über viele andere Dinge. Sie dachten sich, dass es doch schön wäre, wenn auch andere Eltern mit einem herzkranken Kind auf diese Informationen zurückgreifen könnten und beschlossen, die ALAEC zu gründen. Die Vereinigung hilft heute einigen herzkranken Kindern und ihren Familien damit sie besser mit der Krankheit umgehen können und die richtigen Informationen und Ansprechpartner finden. Derzeit hilft die ALAEC 91 Kindern und ihren Familien.
De Piwitsch Welche Herzkrankheiten können Kinder eigentlich bekommen?
Olga Cardoso Die allermeisten Herzkrankheiten bei Kindern kommen daher, dass ihr Herz bei der Mama im Bauch nicht so gewachsen ist, wie es sollte und es deshalb auch nicht richtig funktioniert. Das kann kleinere Probleme verursachen, aber auch größere, bei denen das Kind vielleicht oft operiert werden muss. Heute können Ärzte vielen herzkranken Kindern das Leben retten.
De Piwitsch Welche Schwierigkeiten bereitet das den Kindern und ihren Familien im Alltag?
Olga Cardoso Manche Kinder mit Herzproblemen müssen gut aufpassen, dass sie ihr Herz nicht zu sehr anstrengen. Sie werden zum Beispiel schneller müde beim Sport oder beim Spielen. Vielleicht müssen sie Medikamente nehmen oder mehrmals operiert werden. Das alles ist natürlich nicht nur für sie eine Belastung, sondern auch für ihre Eltern und ihre Geschwister. Die Eltern müssen vielleicht sehr viel Zeit aufwenden, um sich um ihr herzkrankes Kind zu kümmern und haben weniger Zeit, um mit den anderen Kindern in der Familie zu spielen oder zu lernen. Natürlich machen sich alle Sorgen um ihre Schwester oder ihren Bruder, der mit Herzproblemen zu kämpfen hat. Wenn man sich Sorgen macht, fällt es schwerer, sich zum Beispiel auf Hausaufgaben oder andere Dinge zu konzentrieren.
De Piwitsch Was kann man tun, um herzkranken Kindern zu helfen?
Olga Cardoso Jeder kann versuchen, sich in die Lage dieser Kinder und ihrer Familien hineinzuversetzen. Was auch jeder tun kann, ist, ihnen Verständnis entgegenzubringen für ihre manchmal schwierige Lage und sie trotzdem überall einzubinden, wo es nur geht. Herzkranke Kinder haben durch ihre Krankheit Grenzen, die niedriger sind als bei Kindern, die keine solche Probleme haben. Aber sie könne natürlich auch Sport machen und spielen. Die ALAEC kommt übrigens gerne auf Einladung in Schulklassen, um über Herzprobleme und den Umgang mit ihnen aufzuklären.
Hier geht es zur Webseite der ALAEC: www.alaec.lu
Wir haben auch ein Interview mit Ely geführt. Ely ist acht Jahre alt. Als er geboren wurde, hatte er Adern auf der falschen Seite des Herzens und musste deshalb operiert werden. Vor einem Jahr musste er noch einmal operiert werden. Dem Piwitsch hat er erzählt, wie er mit seinem Herzleiden klar kommt.
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