Der Nationalfeiertag in Luxemburg

18. Juni 2025

In Luxemburg wird der Nationalfeiertag am 23. Juni gefeiert. Viele Menschen nennen diesen Tag auch „Groussherzogsgebuertsdag“ oder sogar „Groussherzoginsgebuertsdag“. Dabei ist der Geburtstag von Großherzog Henri im April. Was steckt dahinter?

Dass in Luxemburg der Geburtstag des Staatsoberhaupts gefeiert wird, hat Tradition. An der Spitze des Landes stand lange Zeit allerdings gar kein eigener Großherzog, sondern der König der Niederlande. Luxemburg wurde 1815 zum Großherzogtum, aber es blieb weiterhin mit den Niederlanden verbunden. Der König der Niederlande war auch Großherzog von Luxemburg.

Am Nationalfeiertag kann man den Großherzog aus der Nähe erleben. (Foto: Maison du Grand-Duc)

Im 18. Jahrhundert wurde der Geburtstag des Königs mit Musik, Gottesdiensten, Paraden und Kanonenschüssen gefeiert, also gar nicht so viel anders als heute!

Als Wilhelm III., der König der Niederlande, 1890 starb, erbte seine Tochter Wilhelmina die niederländische Krone. Aber in Luxemburg durfte nur ein Mann regieren. Adolph von Nassau war mit der niederländischen Königsfamilie verwandt und der nächste Mann in der Erbfolge. So wurde er der neue Großherzog von Luxemburg. Seither haben Luxemburg und die Niederlande getrennte Herrscher.

Adolph, Großherzog von Luxemburg, Herzog von Nassau, wurde am 23. November 1890 der erste Großherzog von Luxemburg. Mit ihm begann die Dynastie Luxemburg-Nassau. (Foto: Shutterstuck/Lefteris Papaulakis

Statt des Geburtstags des Königs wurde jetzt der Geburtstag des Großherzogs gefeiert. Das blieb auch bei den Nachfolgern von Adolph so. Im Klartext: Die Feierlichkeiten fanden mit jedem Herrscher und jeder Herrscherin an einem anderen Tag statt. 

  • Ab 1816 feierten die Luxemburger den Jahrestag der Geburt des König-Großherzogs Wilhelm I. am 24. April.
  • Unter Wilhelm II. wurde der Nationalfeiertag am 6. Dezember begangen.
  • Unter Wilhelm III. wurde der Tag des Geburtstages erst auf den 17. Juni gelegt, anschließend ab 1860 auf den 19. Februar.
  • Nach der Thronbesteigung von Großherzog Adolph im Jahr 1890 wurde der Festtag auf den 24. Juli gelegt.
  • Unter Wilhelm IV. fand er am 22. April statt.
  • Unter Marie-Adelheid fanden die Feierlichkeiten ab dem Jahr 1913 am 14. Juni statt.
  • Mit der Thronbesteigung von Großherzogin Charlotte im Jahr 1919 wurde der 23. Januar zum Tag der Geburtstagsfeier. Im Jahr 1947 wurde dieser Tag zum Feiertag erklärt.

Vielleicht freuten sich die Herrscherinnen und Herrscher, dass das ganze Land ihnen an ihrem Geburtstag zujubelte. Doch die Geburtstage im Winter waren für Feiern im Freien ungeeignet. Paraden, Musik und Feuerwerke sind schöner im Sommer.

Deshalb wurde im Jahr 1961 ein fester Tag für den Nationalfeiertag bestimmt: der 23. Juni. Er wurde als offizieller Geburtstag des Großherzogs oder der Großherzogin festgelegt – egal, wann er wirklich Geburtstag hat.

Der heutige Großherzog Henri wurde übrigens am 16. April geboren; sein Sohn Guillaume am 11. November. 

Der 23. Juni bleibt aber trotzdem der Nationalfeiertag von Luxemburg. 

Auch Erbgroßherzog Guillaume hat nicht am 23. Juni Geburtstag. Trotzdem feiern wir weiter an diesem Tag den Nationalfeiertag. (Foto: SIP / Emmanuel Claude)

So feiern wir den Nationalfeiertag

Am Abend des 22. Juni, also am Vortag des Nationalfeiertags, beginnt der große Feiertag mit der Wachablösung am Palast. Danach ziehen Musikgruppen und Vereine wie zum Beispiel die Pfadfinderinnen und Pfadfinder mit Fackeln durch die Straßen von Luxemburg-Stadt. Alles ist festlich geschmückt und beleuchtet.

Der Fackelzug ist ein beliebter Umzug, bei dem nationale und lokale Vereine durch die Stadt Luxemburg ziehen. (Foto: Claude Piscitelli)

Zum Abschluss gibt es ein großes Feuerwerk über der Hauptstadt – eines der größten und schönsten im ganzen Jahr. Jedes Jahr wird dafür ein neues Werk von einem lokalen Musiker oder einer Musikerin komponiert. In diesem Jahr heißt der Komponist Maxime Bender. 

Das große Feuerwerk am 22. Juni ist der krönende Abschluss des Tages. (Foto: Claude Piscitelli)

Auch in anderen Städten und Dörfern gibt es an diesem Abend oder am Nationalfeiertag selbst Feuerwerke, Musik, Fackelzüge und kleine Feste. Überall feiern die Menschen zusammen.

Jedes Jahr am Vorabend des 23. Juni besucht das großherzogliche Paar außerdem eine Gemeinde in Luxemburg. So will die großherzogliche Familie zeigen, dass sie mit dem ganzen Land verbunden ist – nicht nur mit der Hauptstadt. Dieses Jahr besuchen sie die Gemeinde Mondercange. Dort werden sie herzlich empfangen. Es gibt Musik, Reden, Kinderprogramme und einen Umzug. 

Jedes Jahr besucht das großherzogliche Paar an Nationalfeiertag eine andere Gemeinde. (Foto: Maison du Grand-Duc)

Am 23. Juni ist dann der eigentliche Nationalfeiertag. Morgens findet eine Feier in der Philharmonie statt. Dort halten der Großherzog, der Premierminister und andere wichtige Personen Reden. Danach marschieren Einheiten der Armee und andere Einheiten in einer Parade durch die Stadt. Die luxemburgische Armee stellt mehrere Abteilungen, darunter eine Ehrengarde, eine motorisierte Einheit, eine Abordnung mit Flaggen befreundeter NATO-Staaten sowie die Militärmusik. Auch die großherzogliche Polizei ist mit Ehrengarde, Hundestaffel und Fahrzeugen vertreten. Die Zoll- und Verbrauchssteuerverwaltung beteiligt sich mit einer Fußkompanie, einer Musikgruppe und ihren Einsatzfahrzeugen. Die Gefängnisverwaltung zeigt ihre Hundestaffel.

Während der Militärparade 

Das großherzogliche Feuerwehr- und Rettungskorps (CGDIS) ist mit einer eigenen Kompanie, Fahrzeugen und einer Hundestaffel vertreten. Zusätzlich nimmt das Luxemburger Rote Kreuz mit Fahrzeugen teil. Für musikalische Begleitung sorgen auch Musikvereine der Union Grand-Duc Adolphe. Sie ist nach Luxemburgs erstem Großherzog benannt.

Ein Höhepunkt der Parade sind die Überflüge von Helikoptern der Polizei und militärischen Transportflugzeugen wie dem A400M und dem Airbus A330 MRTT. Insgesamt beteiligen sich rund 700 bis 800 Personen an der Parade, unterstützt von etwa 60 Fahrzeugen und mehreren Hundestaffeln.

Die Militärparade oder „Prise d’armes“ (Waffengang) kommt am Place des Martyrs („Rousegäertchen“) an. (Foto: Shutterstock/Berit Kessler)

In der Kathedrale findet eine Festmesse statt, die man „Te Deum“ nennt. Es werden 21 Kanonenschüsse abgefeuert, als besondere Ehre für den Großherzog.

Außerdem lädt der Großherzog Gäste zu zwei Empfängen im Schloss Berg ein, wo er mit seiner Familie wohnt. Das Anwesen liegt in Colmar-Berg, mitten in Luxemburg. Zu diesen Empfängen werden Vertreterinnen und Vertreter der sogenannten „forces vives de la nation“ eingeladen – also jene Menschen, die sich in besonderer Weise für das Land engagieren. Dazu zählen Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, aus Kultur, Sport und Medien sowie engagierte Mitglieder von Hilfsorganisationen und der Zivilgesellschaft. Auch diplomatische Vertreterinnen und Vertreter sowie weitere geladene Gäste aus dem öffentlichen Leben nehmen teil.

Im Garten von Schloss Berg werden ausgewählte Gäste vom großherzoglichen Paar empfangen. (Foto: Cour grand-ducale / Claude Piscitelli)

Im ganzen Land schmücken Menschen ihre Häuser mit Fahnen. Viele feiern mit ihrer Familie oder im Freundeskreis, gehen zu Konzerten oder schauen sich das Feuerwerk an.

Warum die Feier 2025 besonders ist

Dieses Jahr ist die Nationalfeier etwas ganz Besonderes. Großherzog Henri regiert mittlerweile seit fast 25 Jahren. Zu diesem Anlass gibt es zwei zusätzliche Veranstaltungen:

Am 21. Juni sind ein offizieller Empfang vor dem Rathaus in der Stadt vorgesehen sowie ein Jazz-Konzert auf der Place Guillaume II mit der berühmten Sängerin Dee Dee Bridgewater. Am Abend gibt es eine spektakuläre Ton-und-Licht-Installation am großherzoglichen Palast. 

Dieses Jahr ist für das großherzogliche Paar ein ganz besonderes. (Foto: © Maison du Grand-Duc / Sophie Margue) 

Die Nationalhymne

Die Nationalhymne von Luxemburg heißt „Ons Heemecht“. Das bedeutet „Unser Heimatland“. Der Text wurde 1859 von Michel Lentz geschrieben. Die Musik stammt von Jean-Antoine Zinnen. Wenn sie gespielt wird, stehen die Menschen still. Viele legen die Hand auf die Brust oder singen mit.

Ganz anders klingt die französische Nationalhymne, die „Marseillaise“. Sie ist laut und kämpferisch. In der Marseillaise geht es um Krieg, Freiheit und den Mut, das Land zu verteidigen. Sie wurde zur Zeit der Französischen Revolution geschrieben, als die Menschen für ihre Rechte kämpften. Deshalb klingt sie stark und dramatisch.

Die luxemburgische Hymne will dagegen zeigen, wie friedlich und verbunden die Menschen in Luxemburg leben.

Auf mimamu.lu kannst du dir die Nationalhymne anhören und vielleicht sogar mitsingen:   

Wou d’Uelzecht durech d’Wisen zéit,
Duerch d’Fielsen d’Sauer brécht,
Wou d’Rief laanscht d’Musel dofteg bléit,
Den Himmel Wäin ons mécht:
Dat ass onst Land, fir dat mir géif
Heinidden alles won,
Onst Heemechtsland, dat mir sou déif
An onsen Hierzer dron.

An sengem donkle Bëscherkranz,
Vum Fridde stëll bewaacht,
Sou ouni Pronk an deire Glanz
Gemittlech léif et laacht;
Säi Vollek frou sech soë kann,
An ’t si keng eidel Dreem:
Wéi wunnt et sech sou heemlech dran,
Wéi ass ’t sou gutt doheem!

Gesank, Gesank vu Bierg an Dall
Der Äerd, déi äis gedron;
D’Léift huet en treie Widderhall
A jidder Broschts gedon;
Fir d’Heemecht ass keng Weis ze schéin;
All Wuert, dat vun er klénkt,
Gräift äis an d’Séil wéi Himmelstéin
An d’A wéi Feier blénkt.

O Du do uewen, deem seng Hand
Duerch d’Welt d’Natioune leet,
Behitt Du d’Lëtzebuerger Land
Vru friemem Joch a Leed!
Du hues ons all als Kanner schonn
De fräie Geescht jo ginn.
Looss viru blénken d’Fräiheetssonn,
Déi mir sou laang gesinn!

Dësen Text entsprécht den offizielle Reegele vun der Lëtzebuerger Orthografie, déi säit November 2019 a Kraaft ass.

Wer wird der nächste Großherzog?

Der heutige Großherzog Henri wird am 3. Oktober 2025 abdanken. Das heißt: Er überlässt sein Amt seinem Nachfolger. Sein Sohn Guillaume wird dann neuer Großherzog von Luxemburg. Schon seit dem 8. Oktober 2024 ist Guillaume der Vertreter seines Vaters. Er hilft bei vielen Aufgaben. Bald übernimmt er also ganz. In Luxemburg ist es Tradition, dass ein Großherzog nicht bis zum Lebensende regiert, sondern den Platz zu Lebzeiten seinem Nachfolger übergibt.

Guillaume wird am 3. Oktober der nächste Großherzog Luxemburgs. (Foto: Maison du Grand-Duc / Sophie Margue)

Was ist ein Nationalfeiertag überhaupt?

Fast jedes Land auf der Welt hat einen Nationalfeiertag. Das ist ein Tag, an dem das Volk etwas Wichtiges feiert. Zum Beispiel:

  • den Geburtstag eines Königs oder einer Königin,
  • die Unabhängigkeit eines Landes,
  • den Beginn einer neuen Verfassung,
  • einen historisch wichtigen Tag.

In Frankreich ist der Nationalfeiertag am 14. Juli. An diesem Tag begann im Jahr 1789 die Französische Revolution.

In den USA ist der Nationalfeiertag am 4. Juli, weil dort 1776 die Unabhängigkeit erklärt wurde.

In Deutschland ist der wichtigste Feiertag der Tag der Wiedervereinigung am 3. Oktober. 1990 wurden Ost- und Westdeutschland wieder ein Land.

In Belgien ist der Nationalfeiertag am 21. Juli. An diesem Tag im Jahr 1831 legte der erste belgische König, Leopold I., seinen Eid ab.

In den Niederlanden wird der „Königstag“ gefeiert – das ist der Geburtstag des Königs. Zurzeit ist das der 27. April, der Geburtstag von König Willem-Alexander.

In Luxemburg geht es beim Nationalfeiertag nicht um einen Krieg oder eine Unabhängigkeit. Es geht um die Geschichte des Großherzogtums, die Traditionen und die Einheit des Landes.