Der Wolf ist zurück – Muss man Angst haben vor dem Raubtier?
7. Juli 2022In Luxemburg wurde der letzte Wolf am 24. April 1893 in der Nähe von Olingen getötet. Seitdem gab es keine Wölfe mehr in Luxemburg. Auch in unseren Nachbarländern war der Wolf viele Jahre lang ausgerottet.
Doch heute stehen die Wölfe unter Naturschutz, deswegen kehren sie wieder in unsere Gegenden zurück.
In Luxemburg wurde die erste Spur eines Wolfs 2017 gefunden. Am 11. Januar 2022 wurde dann bei Wincrange im Ösling das erste Foto von einem Wolf in Luxemburg gemacht. Noch hat man kein Wolfsrudel gefunden, das fest in Luxemburg lebt, aber es ist sehr gut möglich, dass in den nächsten Jahren wieder Wölfe fest in Luxemburg leben werden.
Wieso steht der Wolf unter Naturschutz?
Der Wolf ist eigentlich sehr wichtig für die Natur, denn er sorgt für ein Gleichgewicht im Wald, indem er Tiere tötet und frisst. Dadurch gibt es nie zu viele Tiere einer Art. Darum steht der Wolf auch unter Naturschutz, und wenn ein Mensch einen Wolf tötet, muss er Strafgeld zahlen. Viele Menschen denken, dass der Wolf schrecklich und böse ist, und sie haben Angst vor ihm. Doch in Wirklichkeit greift der Wolf keine Menschen an, solange sie ihm nichts tun. Wölfe sind scheu und haben Angst vor Menschen. Wenn man seinen Hund im Wald an der Leine hält, lässt der Wolf ihn auch in Ruhe.
Trotzdem freuen sich nicht alle Menschen über die Rückkehr des Wolfs. Wölfe fressen zwar vor allem wilde Tiere, aber sie fressen auch manchmal Nutztiere, wie z.B. Schafe oder Hühner. Bauern und Schäfer sind nicht froh, wenn der Wolf ihre Tiere frisst, denn sie brauchen die Tiere, denn sie geben uns: Milch, Fleisch, Fell…
In Luxemburg bekommen die Bauern deshalb Hilfe, damit ihre Tiere nicht gefressen werden: Es gibt Hunderassen die Haustiere und Nutztiere vor dem Wolf beschützen. Auch Elektrozäune können den Wolf von Nutztieren fernhalten. Wir Menschen müssen lernen mit den Wölfen zu leben und keine Angst vor ihnen zu haben. Deshalb sollten wir uns vor allem gut über sie informieren und dann können wir versuchen, gut mit ihnen zusammenzuleben.
Steckbrief: Der Wolf
Lebenserwartung: 10-13 Jahre
Gewicht: Männchen: 35-67kg; Weibchen: 27-50kg
Länge: Männchen: 100-140 cm , Weibchen: 97-124 cm;
Höhe: bis zu 1 m
Tragezeit: 9 Wochen (63 Tage)
Fellfarbe: grau mit rötlichen, gelblichen oder bräunlichen Tönungen
Ernährung: Vor allem Säugetiere, aber auch Insekten, Aas und Früchte
Gebiss: 42 Zähne
Verbreitung: Europa, Nordamerika und Asien
„Außer dem Menschen hat der Wolf keinen Feind“
Interview mit Wolfsexperte Dr. Laurent Schley
Die Klasse hat dem Biologen und Wolfsexperten Laurent Schley eine Menge Fragen gestellt.
Wie viele Wölfe könnten in Luxemburg leben?
Laurent Schley: Das ist sehr schwer zu sagen, Lebensräume würde es geben theoretisch für sechs bis acht Rudel.
Wo in Luxemburg kann der Wolf am besten leben?
Laurent Schley: Fast das ganze Land außerhalb der Ortschaften ist potenzieller Lebensraum für Wölfe.
Wieso hat der Wolf Angst vor den Menschen?
Laurent Schley: Wie fast alle wilden Tiere haben Wölfe generell Angst oder Respekt vor Menschen und meiden Menschen. Das heißt aber nicht, dass sie nicht auf ihren nächtlichen Streifzügen auch durch Ortschaften zum Beispiel durchwandern könnten.
Hat der Wolf in Luxemburg einen Feind außer dem Menschen?
Laurent Schley: Außer dem Menschen hat der Wolf keinen Feind. Der Wolf ist ein sogenannter Top-Prädator und steht somit an der Spitze der Nahrungskette oder des Nahrungsnetzes. Er braucht aber nicht unbedingt einen natürlichen Feind, denn die Anzahl der Reviere wird bestimmt durch das Nahrungsangebot und nicht unbedingt von oben herab von einem natürlichen Feind, sondern von unten herauf durch das Nahrungsangebot.
Ist der Wolf mit verschiedenen Tieren befreundet?
Laurent Schley: Freundschaft ist eine menschliche Sichtweise. Tiere von verschiedenen Arten entwickeln nicht, was wir als Freundschaft bezeichnen würden. Wölfe sind wilde Tiere und leben in der Natur. Ihnen geht es vor allem darum, sich fortzupflanzen und dazu müssen sie sich ernähren, erbeuten also andere Tiere, um sie zu fressen. Es gibt nicht wirklich Tiere anderer Arten, von denen man sagen kann, dass die Wölfe sich gut mit ihnen verstehen. Manchmal wird gedacht, dass Raubtiere unter sich quasi Allianzen bilden, aber das ist nicht der Fall. Auch nicht bei anderen Raubtieren wie dem Fuchs, dem Luchs oder dem Waschbären. Es gibt eher Konkurrenz und „Feindschaft“ als Freundschaft.
Warum haben Sie damals Biologie studiert?
Laurent Schley: Ich war schon als Kind immer ein Naturfreak und das ist auch heute noch so.
Haben Sie schon einmal einen Wolf in der Natur gesehen und wenn ja, wo?
Laurent Schley: Ja, ich hatte das Glück, in Kanada vor fünf Jahren, wo ich einen Wolf etwa 300 bis 400 Meter von der Straße entfernt gesehen habe. Dann habe ich mein Auto abgestellt, mich ins Gras gesetzt neben der Straße und habe den Wolf mit meiner Familie und meinen Kindern mit dem Fernglas beobachtet. Und dann stand plötzlich ein zweiter Wolf sechs Meter vor uns. Das war ein einmaliges Erlebnis, das man nie vergisst.
Warum arbeiten Sie gerne für die Naturverwaltung?
Laurent Schley: Weil das mit meinem Konzept als Naturfreak zu tun hat und das ist halt die beste Gelegenheit quasi mein Hobby zu meinem Beruf zu machen.
Kann ein Wolf ein Haustier sein?
Laurent Schley: Nein, Wölfe sind wilde Tiere und haben als Haustiere nichts verloren.
Wie stark sind Wölfe im Vergleich zu Bären?
Laurent Schley: Bären sind sehr viel stärker und sehr viel größer und haben sehr viel mehr Potenzial, wenn sie Angst haben, Menschen gefährlich zu werden. Beim Wolf ist das eigentlich sehr unwahrscheinlich.
Making of: Wie unsere Klasse einen Artikel zum Wolf recherchiert und geschrieben hat
Ende Februar sind die Leute vom Piwitsch zu uns in die Schule gekommen und wir haben die Rückkehr des Wolfs nach Luxemburg als Thema ausgewählt. Beim zweiten Besuch der Leute vom Piwitsch, haben wir gelernt, wie man besser Fotos macht. Und wir haben uns in Gruppen aufgeteilt für den Artikel. In den Wochen danach haben wir immer wieder über den Wolf recherchiert. Anfang März sind wir ins Naturmuseum gegangen, um noch mehr über den Wolf zu lernen. In den Osterferien ist Sara zum Ort gewandert, wo zum letzten Mal in Luxemburg ein Wolf getötet worden war. Das war in Olingen. Nach ein paar Wochen hat der Lehrer uns in neue Gruppen aufgeteilt, damit wir den Artikel zusammen als Redaktion schreiben konnten.
Team „Schreiben“ hat den Artikel für die Zeitung Piwitsch über den Wolf geschrieben und entscheidet, wie den Artikel aussieht.
Team „Fotos“ hat ausgewählt welche Fotos in den Artikel vom Wolf kommen.
Team „Recherche“ hat über den Wolf geschrieben und einen Steckbrief geschrieben.
Team „Korrektur“ hat alle Artikel verbessert, die in die Zeitung kommen.
Team „Dokumentation“ hat diesen Artikel darüber geschrieben, wie alles entstanden ist.
Am 27. April 2022 haben wir ein Interview mit Dr. Laurent Schley gemacht. Wir haben ihm Fragen über den Wolf gestellt und er hat uns viel geholfen. Unser Team hat während des Interviews ein paar Fotos gemacht.
Am 28. April 2022 ist der Minister Claude Meisch mit ein paar Fotografen in unsere Klasse gekommen. Die Bürgermeisterin der Stadt Luxemburg, Lydie Polfer, war auch da und sie haben uns ein paar Fragen gestellt. Als alle Leute aus dem Klassensaal gegangen waren, haben wir noch mehr mit den Leuten vom Piwitsch gearbeitet.
Sie haben uns gesagt, wie man einen Artikel schreibt, und wie der Artikel in der Zeitung aussehen soll. Claude vom Piwitsch ist auch noch einmal gekommen und hat allen Teams geholfen. Er hat ganz viele Tipps gegeben. Mitte Juni waren wir fertig mit unserem Artikel für die Zeitung.
Wir haben die Arbeit ziemlich anstrengend gefunden. Wir mussten viel arbeiten. Es war anstrengend, weil man viel über das Thema recherchieren muss, damit alles richtig ist. Wir haben gelernt, wie man einen Artikel schreibt. Und wir haben viel über den Wolf gelernt. Es war ganz toll, diese Arbeit zu machen!
Charlie, Dakshina, Lara und Mariana
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