Die unsichtbare Not: Kinderarmut
11. November 2024Am 20. November ist internationaler Tag der Kinderrechte. Das 26. Kinderrecht ist das Recht auf soziale und wirtschaftliche Sicherheit. Lies hier, was beim Schutz vor Kinderarmut auf dem Spiel steht.
Was bedeutet Armut in einem reichen Land?
Luxemburg gilt als eines der reichsten Länder der Welt. Im Schnitt geht es den Menschen in Luxemburg gut: Sie haben sichere Wohnungen, bekommen Hilfe, wenn sie krank werden, es gibt viel, was sie in ihrer Freizeit tun können usw. Aber auch in Luxemburg leben Menschen in Armut. 24 Prozent der Kinder in Luxemburg sind von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht, also fast jedes vierte Kind.*
Das bedeutet, dass diese Kinder zum Beispiel keine neue Kleidung von ihren Eltern bekommen. Oder dass sie nicht an einem Schulausflug teilnehmen können, weil sie nicht das nötige Geld haben.
Arm ist jemand, der nur wenig Geld zur Verfügung hat. Aber Armut ist nicht für alle gleich. Es hängt auch davon ab, wo man lebt. In einem Land wie Luxemburg ist mit Armut die so genannte „relative Armut” gemeint. Kinder, die in relativer Armut leben, haben ein Dach über dem Kopf und brauchen keinen Hunger zu leiden. Andere Bedürfnisse kommen jedoch zu kurz. Arm ist auch ein Mensch, der nicht genug hat, um diese anderen Bedürfnisse zu befriedigen.
Es beginnt damit, dass es an Geld fehlt. Wenn man nicht genug Geld hat, muss man sparen: Das führt zu weniger gesundem Essen, weniger neuer Kleidung und weniger neuem Schulmaterial. Auch in Luxemburg reicht das Geld in manchen Familien nicht, damit die Menschen alles haben, was sie brauchen – auch die Kinder. Zuerst müssen Miete, Strom- und Heizrechnung bezahlt werden. Es muss genug Geld für Essen, Trinken und die anderen Bedürfnisse der Familie da sein. Für viele Menschen ist es nicht möglich, etwas zurückzulegen, weil sie ihr ganzes Geld für notwendige Dinge ausgeben müssen. Sie haben keine Reserven. Wenn dann zum Beispiel die Waschmaschine kaputt geht, können sie sich keine Reparatur leisten.
Meistens versuchen arme Menschen zu verstecken, dass sie arm sind. Sie schämen sich deswegen.
Armut ist also nicht nur das Fehlen lebenswichtiger Dinge, sondern auch das Gefühl, nicht so zu sein wie die anderen.
Armut ist kein schönes Gefühl
Kinder aus armen Familien spüren spätestens in der Schule, dass sie weniger haben als andere Kinder. Vielleicht waren sie noch nie mit ihrer Familie im Urlaub. Oder sie können nicht mit ins Kino oder ins Schwimmbad, weil ihre Eltern ihnen kein Geld geben können. Oder sie haben nicht die angesagten neuen Spielsachen. Kurz gesagt: Diese Kinder können oft nicht mitreden und nicht mitmachen. Dass sich das nicht gut anfühlt, ist klar. In diesem Fall fühlt sich ein Kind schnell ausgegrenzt.
Armut in Luxemburg nennt man relative Armut, weil es hier nicht unbedingt um die Grundbedürfnisse aus Maslows Pyramide geht. Aber auch wenn sie abends nicht mit einem Hungergefühl einschlafen müssen, spüren diese Kinder, dass sie zu vielen Dingen im „reichen“ Luxemburg keinen Zugang haben. Dieses Gefühl macht traurig und wird als ungerecht empfunden. Zu Recht! Ob man reiche oder arme Eltern hat, kann man sich schließlich nicht aussuchen.
Was sind die Folgen von Kinderarmut?
In Luxemburg sind knapp ein Viertel der Kinder von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. Eines von zwanzig Kindern kann sich keine neuen Kleidungsstücke oder den Schulausflug leisten. Vier von zwanzig Kindern leben in einem Haushalt, in dem kaputte Möbel nicht ersetzt werden können. Fehlt das Geld für solche Dinge, fehlt es auch für andere Sachen, zum Beispiel für den tollen Rucksack, den gerade alle haben.
Jetzt denkst du vielleicht: Es ist doch gar nicht wichtig, immer die neuesten Markenartikel zu besitzen! Du hast natürlich Recht. Aber oft urteilen die, die sich keine Gedanken über neue Schuhe oder teure Klamotten machen müssen, abfällig über die abgetragenen Sachen anderer. Das liegt vielleicht daran, dass sie nicht verstehen, was es heißt, arm zu sein. Auch Erwachsene, die selbst nie Armut erlebt haben, verstehen oft nicht, warum andere Menschen viel weniger Geld haben. Dabei kann jeder im Lauf seines Lebens in Armut geraten.
Was kann man tun?
Für Kinder, die Sorgen haben und traurig sind, gibt es eine Telefonnummer: 116111. Das ist die Nummer des KJT, Kanner- a Jugendtelefon. Dort kann jeder anonym anrufen und seine Sorgen mit jemandem teilen. Auf www.kjt.lu f indest du auch weitere Möglichkeiten, mit jemandem ins Gespräch zu kommen, wie Chat oder Onlineberatung. Bleib auf keinen Fall alleine mit deinen Gedanken.
Es gibt viele Möglichkeiten, mit Freunden und Freundinnen Zeit zu verbringen, ohne viel Geld auszugeben: Ausflüge mit dem Fahrrad, gemeinsame Spielenachmittage, zusammen Musik hören, im Wald eine Hütte aus Ästen und Laub bauen, im Schulhof Basketball oder Fußball spielen … Erstell eine Liste mit weiteren Aktivitäten; du findest bestimmt ganz viele!
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