Frauen auf der ganzen Welt müssen noch immer für ihre Rechte kämpfen. Foto: Shutterstock

Frauen und Männer sind längst nicht gleichgestellt

7. März 2023

Am 8. März, dem internationalen Frauentag, wird weltweit auf die Hindernisse bei der Gleichstellung aufmerksam gemacht – De Piwitsch erklärt, warum

„Frauen und Männer haben die gleichen Rechte und die gleichen Pflichten“, so steht es in der Verfassung Luxemburgs. Die Verfassung – „Constitution“ auf Französisch – ist das wichtigste Gesetz in einem Land. Es umfasst die Grundregeln, nach denen die Menschen in einem Land zusammenleben sollen. Wenn es Hindernisse gibt, die der Gleichberechtigung von Frauen und Männern im Weg stehen, muss der Staat diese Hindernisse beseitigen.

Auch das sagt die Verfassung. Deshalb gibt es ein Ministerium, das sich besonders mit dieser Aufgabe beschäftigt: das Ministerium für die Gleichstellung von Frauen und Männern. An der Spitze dieses Ministeriums steht eine Frau. Sie heißt Taina Bofferding.

Dass ein solches Ministerium überhaupt nötig ist, heißt ja, dass es bei der Gleichstellung immer noch Probleme gibt. Zum Beispiel gibt es immer noch Berufe, in denen Frauen weniger verdienen als Männer, obwohl sie genau die gleichen Arbeitsstunden leisten.

Luxemburg hat es zwar in den vergangenen Jahren geschafft, durch Gesetze und Informationskampagnen diesen Unterschied insgesamt deutlich zu verringern, aber in vielen Ländern ist er noch riesig. Im Durchschnitt verdienen Frauen in den Ländern der Europäischen Union noch 13 Prozent weniger als Männer – das ist sehr viel.

Frauenrechte sind Menschenrechte steht auf diesem Plakat bei einer Demonstration für Frauenrechte. Foto: Shutterstock

Frauen haben es in manchen Berufen sehr viel schwerer, eine Stelle zu bekommen als Männer. Es ist für sie auch schwerer, die Stelle zu behalten oder sich beruflich weiterzuentwickeln, wenn sie Kinder bekommen. Noch viel schwerer ist es für sie, Posten zu bekommen, wo sie mitentscheiden können, zum Beispiel welche Leute eine Firma einstellt, wofür das Unternehmen Geld ausgibt und welche anderen wichtigen Entscheidungen für den Betrieb getroffen werden. Deshalb wurden Gesetze eingeführt, die Unternehmen verpflichten, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen.  

Die Hälfte der Bevölkerung sind Frauen, aber in der Politik sind sie viel weniger vertreten als Männer

Auch in der Politik sind Frauen weniger vertreten als Männer, obwohl die Bevölkerung Luxemburgs fast genau zur Hälfte aus Frauen und Männern besteht. Zum Beispiel gibt es in Luxemburg 102 Gemeinden, aber nur 16 werden von Bürgermeisterinnen geführt. Nur etwas mehr als ein Viertel der Mitglieder der Gemeinderäte – also der Menschen, die entscheiden, was in einer Gemeinde passiert – sind Frauen. Wie viele Frauen im Rat deiner Gemeinde sitzen, findest du hier heraus.

Im Parlament von Luxemburg, wo über die Gesetze für das ganze Land abgestimmt wird, sind derzeit 21 weibliche Abgeordnete und 39 männliche. Nur sechs von 17 Mitgliedern der Regierung sind Ministerinnen.

Es ist wenig mehr als hundert Jahre her, dass Frauen überhaupt wählen und als Kandidatin bei Wahlen antreten dürfen. Vor knapp 60 Jahren schafft es zum ersten Mal eine Frau in die Regierung. Und noch vor 50 Jahren mussten verheiratete Frauen ihren Ehemann um Erlaubnis fragen, wenn sie ein Bankkonto eröffnen wollten.

Vor nicht allzu langer Zeit galt es als normal, dass Frauen ihren Beruf aufgeben mussten, um ihre Kinder zu erziehen und sich um den Haushalt zu kümmern. Wenn sich die Eheleute scheiden ließen, war das für die Frau eine Katastrophe, denn sie hatte dann sehr wenig Geld und eine Arbeit zu finden, war schwer.

Auch heute noch finden sich Frauen, die ihre Kinder allein erziehen müssen, in sehr schwierigen finanziellen Situationen wieder. Wenn es in einer Beziehung Streit gibt, sind sie meist auch in anderer Hinsicht die Leidtragenden: Frauen werden viel öfter von ihren männlichen Partnern geschlagen und bedroht als anders herum. 

Marschieren für die Gleichstellung

Es gibt also auch in Luxemburg noch sehr viel Arbeit, um die Gleichstellung von Frauen und Männern tatsächlich herzustellen. Deshalb findet am 8. März um 17.00 eine Demonstration in der Hauptstadt statt. Dort werden sich viele Menschen treffen, um für die Gleichstellung einzutreten.

Der „Marche féministe“, der von mehreren Vereinigungen organisiert wird, die sich für Frauenrechte einsetzen, fordert dieses Jahr ganz besonders ein Ende der Gewalt gegen Frauen, die Gleichstellung bei den Löhnen bei gleicher Arbeit und mehr Gleichstellung innerhalb der Familien, das heißt zum Beispiel, dass Frauen und Männer sich die Arbeit zuhause gleich aufteilen.  

Der „Marche féministe“ wird von mehreren Organisationen veranstaltet. Quelle: Plateforme féministe JIF

Weshalb der 8. März?

Im 19. Jahrhundert, also vor rund 150 Jahren, wurde die politische Landschaft neu gestaltet. Es entstanden die politischen Parteien und die Gewerkschaften, die die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter verteidigen. Dadurch beteiligten sich immer mehr Menschen an den politischen Debatten. Es taten sich auch immer mehr Frauen zusammen, um ihre Rechte einzufordern, zum Beispiel das Wahlrecht, das Recht auf Arbeit und die Gleichstellung mit den Männern.

An vielen Orten in der Welt gingen sie in großen Demonstrationsmärschen auf die Straße. 1910 setzte die Politikerin Clara Zetkin durch, dass der weltweite Verband der sozialistischen Parteien alle Länder dazu auffordern sollte, am 19. März 1911 einen internationalen Frauentag zu feiern.

Am 8. März 1917 gingen Frauen in der russischen Stadt Sankt Petersburg Arbeiterinnen auf die Straße und forderten Nahrung, die Rückkehr ihrer Männer und Söhne aus dem Krieg und mehr Gleichstellung. Foto: Gemeinfrei

Am 8. März 1917 gingen Frauen in der russischen Stadt Sankt Petersburg auf die Straße. Sie forderten Nahrung für ihre Kinder, die Rückkehr ihrer Männer und Söhne aus dem Krieg und einen internationalen Tag zu Ehren der Arbeiterinnen. Russland befand sich damals im Krieg mit Deutschland. Diese Demonstration wird als der Anfang der russischen Revolution angesehen.

Diese Revolution war ein Aufstand gegen den Zaren, das war der König von Russland. Wenig später wurde seine Macht ihm genommen und Russland wurde zur Sowjetunion. Sie war das erste Land, das den 8. März in Erinnerung an die Demonstration der Frauen von Sankt Petersburg zum Feiertag machte.

In Luxemburg wurde der erste internationale Frauentag 1929 gefeiert. Später wurde der 8. März von den Vereinten Nationen zum internationalen Frauentag erklärt.

Stereotypen brechen

Mädchen tragen immer nur rosa Kleider. Mütter stehen zuhause immer am Herd. Männer sind die besseren Autofahrer. Nur Jungs sind stark und gut im Sport. Alles Quatsch natürlich! Denn Mädchen mögen alle möglichen Farben, auch Väter kochen und kümmern sich um die Kinder, Frauen können prima Autofahren und bringen Höchstleistungen im Sport.

Mädchen mögen nur Rosa. Das ist ein Stereotyp über Mädchen. Foto: Pixabay

Die total einseitigen Vorstellungen, die wir am Anfang dieses Textes beschreiben sind so genannte Stereotypen. Sie entsprechen nicht der Wirklichkeit, sie beeinflussen manche Menschen aber stark: Die glauben dann, dass es zum Beispiel tatsächlich so ist, dass Rosa eine Mädchenfarbe sei und Frauen sich für verschiedene Berufe nicht eignen.

Diese Stereotypen zu glauben kann gefährlich sein. Denn sie können zum Ausschluss von Frauen aus verschiedenen Lebensbereichen führen. Was ihr in der Klasse machen könnt: Schaut euch ein paar Magazine oder Fernsehsendungen an und überlegt, welche Stereotypen über Frauen darin vorkommen. Beim Ministerium für die Gleichstellung von Frauen und Männern gibt es interessante Dokumente zu diesem Thema.

Auf dieser Karte siehst du, wo in der Welt Frauen in Regierungen und Parlamenten vertreten sind. Klick drauf, um sie herunter zu laden. Die Karte wurde von den Vereinten Nationen angefertigt. Quelle: UN Women

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