Ganze Welten in kleinen Kartons
14. Januar 2024Gesellschafts- oder Brettspiele gibt es unheimlich viele. Einige davon kennst du vielleicht: Mühle, Jenga, sogenannte „Exit Games“ oder sogar „Dorf Romantik“, das Spiel des Jahres 2023.
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Spielen: Alles nur Kinderkram?
Wozu gibt es überhaupt noch analoge Spiele? Man kann schließlich viel schneller und einfacher auf dem Tablet oder dem Smartphone online spielen. Manchmal hört man auch, Brettspiele seien etwas für kleine Kinder! Aber stimmt das überhaupt?
Spiele gibt es, seit es Menschen gibt. Und eigentlich kennen Spiele keine Altersgrenze. Doch Erwachsene nehmen sich oft keine Zeit mehr zum Spielen. Dabei gilt: Wer spielen will, findet einen Weg! Für manche Brettspiele braucht man in Wahrheit nicht einmal das Brett. So wird in Afrika und Asien ein sehr beliebtes Spiel, Mancala, oft ohne Brett einfach im Sand gespielt.
Es gibt über 200 Varianten des Mancala-Spiels und auch viele verschiedene andere Namen, zum Beispiel Kalaha, Bao oder Oware. Mancala ist eines der ältesten Spiele der Welt. Es wird längst nicht mehr nur in Afrika und Asien gespielt.
Ein anderes Spiel geht auf das Alte Ägypten zurück: Senet. Archäologen haben ein über 5.000 Jahre altes Senet-Brettspiel entdeckt. Die Forscher haben lange geknobelt, um die Regeln von Senet herauszufinden. Mittlerweile geht die Forschung davon aus, dass es sich bei Senet um ein Wettrenn-Spiel handelt, aus dem sich das heutige Backgammon entwickelt hat.
Spiele als Kulturgut
Die Menschen haben sich also schon immer Spiele ausgedacht, um sich die Zeit zu vertreiben oder um Zeit miteinander zu verbringen. Bis heute sind Spiele in analoger Form ein beliebter Langeweile-Killer, nicht nur an regnerischen Tagen oder langen Winterabenden.
Es gibt unheimlich viele Brettspiele. Jedes Jahr kommen neue auf den Markt, andere verschwinden wieder aus den Regalen der Spielwarenläden. Einige gibt es schon so lange, dass sie fast jeder schon einmal gespielt hat: Monopoly, Mensch ärgere Dich nicht, Trivial Pursuit oder ganz einfache Spiele wie Mühle. Weitere Spiele, die schon sehr lange gespielt werden, sind Schach und das chinesische Go.
Warum muss es ständig neue Spiele geben?
Spiele sind wie Bücher. Einige überdauern Jahrhunderte, andere sind sehr am Zeitgeist orientiert und somit auch schneller wieder „out“.
Jedes Jahr werden zwischen 500 und 1000 neue Spiele für den deutschsprachigen Raum „erfunden“.
Wer erfindet ein Gesellschaftsspiel?
Jeder, der Lust auf Spielen hat, kann ein neues Spiel erfinden. So wie es Buchautoren und -autorinnen gibt, gibt es auch sogenannte Spielautoren oder -autorinnen.
Der Luxemburger Jean-Claude Pellin ist Brettspielautor. Er erklärt, dass es mit dem Entwickeln von Spielen ähnlich ist wie mit dem Komponieren von Musik. Bei ihm fing es damit an, dass er schon als Kind leidenschaftlich gerne Brettspiele gespielt hat. Während seiner Studienzeit an der Universität entdeckte er im Ausland sogenannte Ludotheken. Das sind sozusagen Bibliotheken für Brettspiele. Außerdem fand er dort viele Geschäfte, in denen ausschließlich Spiele angeboten wurden. Jean-Claude begann, sich näher mit den Spielen für zwei oder mehrere Mitspielerinnen oder Mitspieler zu interessieren.
Mechanik, Skills und Materialien – die Zutaten für ein Brettspiel.
Es gibt zwei grundlegend verschiedene Möglichkeiten, ein Brettspiel zu entwickeln, so Jean-Claude Pellin: entweder über die Mechanik oder über die Geschichte, also über eine Themenwelt.
Jedes Spiel braucht eine Mechanik. Das ist die Art, wie das Spiel funktioniert. Zum Beispiel bewegt man Figuren über einen Spielplan oder man zieht Karten, die einen im Spiel weiterbringen. Ein anderer Mechanismus ist, verschiedene Elemente wie zum Beispiel Karten, Plättchen oder Steine zu sammeln.
Unter Skills versteht man bei Gesellschaftsspielen das, was die Spieler können müssen. Das sind Fertigkeiten wie Reaktionsvermögen, Konzentration, Ausdrucksfähigkeit oder Teamgeist.
Materialien sind das Spielbrett an sich: die Figuren, Karten, Plättchen, Würfel und alle Bestandteile eines Brettspiels.
Die Spielautoren oder -autorinnen überlegen sich also anhand der Mechanik, die sie ausgesucht haben, wie das Spiel aufgebaut werden soll. Oder sie gehen von einem Thema, wie zum Beispiel dem Mittelalter, aus. In diesem Fall erfinden sie das Spiel ausgehend von Elementen, die mit dem Mittelalter zu tun haben.
Was bringt analoges Spielen?
Wann hast du das letzte Mal mit Freunden, Freundinnen oder deiner Familie ein Gesellschaftsspiel gespielt? Wie hat es sich angefühlt, als du kurz vor dem Ziel einfach nicht die richtige Zahl gewürfelt hast? Hast du schon einmal bei einem Ratespiel gedacht: Warum bekommen immer die anderen die leichten Fragen?
Spiel ist eben auch Glückssache. Spiele helfen uns, soziale Fähigkeiten zu erlernen, wie zum Beispiel das Verlieren. Sie können uns auch besser darin machen, mit anderen zusammen an einem gemeinsamen Ziel zu knobeln.
Sehr oft, so Jean-Claude Pellin, lässt ein Brettspiel auch Raum für Kommunikation untereinander.
Du willst erfahren, warum digitale Spiele die Gesellschaftsspiele nicht verdrängen? Oder wo es in Luxemburg einen Brettspielclub gibt, wo man sich treffen kann zum Spielen? Dann höre dir das Interview mit Jean-Claude Pellin an:
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