Die Mitglieder der jüdischen Gemeinschaften wurden von den Nazis zusammengetrieben und meist in Konzentrationslager geschickt. Viele Menschen starben an diesen schlimmen Orten. Foto: Public Domain

Holocaust – Die große Katastrophe für die jüdische Gemeinschaft

25. Januar 2023

Im Zweiten Weltkrieg wollten die Nationalsozialisten alle Jüdinnen und Juden umbringen, nur weil sie eine andere Religion hatten – Diesem Hass fielen Millionen Menschen zum Opfer, auch Kinder –  Am 27. Januar wird an diese schlimme Zeit erinnert

Das Wort Holocaust wird oft im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) genannt. Wie du sicher schon weißt, herrschten in dieser Kriegszeit grausame Ungerechtigkeiten: viele unschuldige Menschen mussten sterben, Häuser und Wohnviertel wurden zerstört, Soldaten wurden gefangen gehalten und misshandelt…

Aber am schlimmsten traf es die Juden. Weil die Nationalsozialisten in Deutschland das befahlen, mussten sie ihre Wohnungen verlassen, ihr Besitz wurde ihnen weggenommen und die meisten von ihnen wurden per Bahn in die Konzentrationslager gebracht, die dazu dienten, Menschen und vor allem Jüdinnen und Juden zu töten.

Ziel war es, die jüdische Bevölkerung in Deutschland und in anderen Ländern zu vernichten. Unter Holocaust versteht man also den Versuch, die gesamte jüdische Bevölkerung zu töten. Im Hebräischen wird auch das Wort Shoa benutzt, das so viel bedeutet wie „große Katastrophe“.

Was ist das Judentum?

Das Judentum ist eine Religion von weltweit rund 15 Millionen Menschen, die man Jüdinnen und Juden nennt. Die meisten von ihnen leben in den USA und in Europa, aber vor allem in Israel. Die streng gläubigen Jüdinnen und Juden halten sich an religiöse Regeln des Judentums: sie essen kein Schweinefleisch, gehen samstags in die Synagoge (das ist ihr Gotteshaus), die Männer tragen eine Kopfbedeckung (Kippa). Wie Christen und Muslime verehren sie nur einen einzigen Gott. Der heißt im Judentum Jahwe. 

Es gibt aber auch Jüdinnen und Juden, die sich nicht an diese Regeln halten. Du würdest sie aber wahrscheinlich nicht erkennen, weil sie ihren Alltag genauso leben wie du: sie tragen moderne und farbige Kleider, essen Pizza mit Salami, genießen am Samstag ihre Freizeit und glauben nicht unbedingt an einen Gott. Dann fragst du dich jetzt bestimmt, warum sie als Jüdinnen und Juden bezeichnet werden, wenn sie sich nicht an die Regeln des Judentums halten?!

Die Antwort ist ganz einfach: unter Jüdinnen und Juden versteht man entweder Personen, die das Judentum und die dazugehörenden Regeln als ihre Religion ausgewählt haben oder eine Person, die einfach nur eine jüdische Mutter hat. Jüdin oder Jude zu sein heißt also nicht unbedingt an einer Religion festzuhalten! 

Wie kam es zum Holocaust?

Im Jahre 1933 übernahm Adolf Hitler mit seiner Partei der Nationalsozialisten die Macht in Deutschland. Sie waren der Meinung, dass Jüdinnen und Juden weniger wert waren als andere Menschen, dass sie gefährlich für die deutschen Bürgerinnen und Bürger waren und dass sie schuld daran waren, dass es so viel Armut in Deutschland gab.

Deshalb wurde die jüdische Bevölkerung schlecht behandelt und ihnen wurden alle Rechte genommen: jüdische Ärztinnen und Ärzte durften keine deutschen Bürgerinnen und Bürger behandeln, jüdische Künstlerinnen und Künstler durften keine Konzerte oder Theatervorstellungen aufführen und jüdische Journalistinnen und Journalisten durften keine politischen Artikel in einer deutschen Zeitung veröffentlichen. Jüdische Kinder durften nicht mehr zur Schule gehen und die Jüdinnen und Juden verloren alle das Recht das Parlament zu wählen. Dadurch verloren viele Jüdinnen und Juden ihre Arbeit und flüchteten aus Deutschland.

Hinter Mauern und Stacheldraht eingesperrt

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) wurde es noch schlimmer. Die Juden wurden aus Deutschland deportiert, das heißt, dass sie gegen ihren Willen ihre Häuser und Deutschland verlassen mussten. 

Viele von ihnen wurden in Ghettos gebracht, das waren abgesperrte Stadtviertel, unter anderem in Polen. Dort lebten sie dann in ärmlichen Zuständen: sie hatten nicht genug Medikamente und Nahrung und deswegen starben täglich Hunderte von Kindern und alten Menschen an Krankheiten und Hunger. Die Ghettos waren mit Mauern oder Stacheldraht abgeriegelt, so dass es unmöglich war das Stadtviertel ohne Erlaubnis zu verlassen.

In Konzentrationslagern wie hier in Auschwitz wurden Menschen, die noch arbeiten konnten in Baracken geschickt. Die anderen – auch Kinder – wurden in Gaskammern umgebracht. Foto: Public Domain

Andere wurden in überfüllte Wagons gepresst und mit dem Zug in die Konzentrationslager gebracht, das sind Gefängnisse, in denen die Juden gefoltert, zu schwerer Arbeit gezwungen und auch getötet wurden. In dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau wurden über sechs Millionen jüdische Menschen in Gaskammern ermordet. Ebenso wie in den Ghettos starben auch hier viele Jüdinnen und Juden an Hunger und Krankheiten. Deshalb nennt man Auschwitz auch eine „Todesfabrik“.

Der Judenstern und jüdische Schicksale

1941 wurde der Judenstern eingeführt, das ist ein sechseckiger gelber Stern aus Stoff mit der Aufschrift „Jude“. Der Stern hat die gleiche Form wie der Davidstern, das ist das Zeichen für das Judentum. In Deutschland mussten alle jüdischen Menschen, die älter als sechs Jahre waren, diesen Stern sichtbar und fest angenäht tragen.

Einen solchen Stoffstern mussten alle Jüdinnen und Juden tragen, weil es die Nationalsozialisten so entschieden hatten. Foto: Shutterstock

Dadurch waren die Jüdinnen und Juden in der Öffentlichkeit leicht erkennbar und konnten so einfacher ausgegrenzt und diskriminiert werden. Niemand redete mit ihnen, da eine Freundschaft mit jüdischen Menschen verboten war. Dies war nicht nur bei den Erwachsenen der Fall, sondern auch bei Kindern.

Hier kannst du lesen, was jüdische Kinder in der Kriegszeit in ihre Tagebücher geschrieben haben:

„Allen Juden wurde befohlen, einen gelben Davidstern auf ihre äußeren Kleider zu nähen, um sie von den anderen zu unterscheiden. Diese Demütigung hat mich furchtbar aufgewühlt… Ich war der einzige Jude in meiner Klasse. Und man kann sich leicht vorstellen, dass ich an dem Tag, als ich zum ersten Mal den gelben Stern trug, nicht gerade leichten Herzens zur Schule ging.“ (Kitty, 13 Jahre)

„Jeden Tag bringen die Nationalsozialisten neue Gesetze gegen Juden heraus. Heute zum Beispiel haben sie uns alle Geräte weggenommen: die Nähmaschine, das Radio, das Telefon, den Staubsauger, die elektrische Fritteuse, meine Kamera, und mein Fahrrad… Agi sagte, wir sollten froh sein, dass sie Sachen nehmen und nicht Menschen.“  (Eva Heyman, 13 Jahre)

Das jüdische MädchenEva Hermann lebte in Ungarn. Im Februar 1944, am Tag ihres 13. Geburtstags, begann sie ein Tagebuch zu schreiben, bis die Nationalsozialisten sie und ihre Familie in ein Konzentrationslager steckten. Im Oktober 1944 starb Eva dort. Ihr Tagebuch wurde nach dem Krieg gefunden. Foto: PD

„Es ist 7 Uhr und ich „feiere“ Geburtstag. Ich hatte wirklich noch nie einen so traurigen Geburtstag, noch nie war ich am Geburtstag allein. Vati ist im Lager … Heute habe ich mir mein Geburtstagsessen selber gekocht und jetzt sitze ich in der Küche, schreibe ins Tagebuch und bin traurig. Ich bin heute 16 Jahre alt.“ (Elisabeth Kaufmann)

„Einmal wird dieser schreckliche Krieg doch aufhören, einmal werden wir auch wieder Menschen und nicht allein Juden sein.“ (Anne Frank, 13 Jahre)

Das jüdische Mädchen Anne Frank lebte in den Niederlanden und versteckte sich auf einem Dachboden vor den Nationalsozialisten. Sie schrieb in ein Tagebuch, was sie während dieser Zeit alles erlebte und worüber sie nachdachte. Nach dem Krieg wurde das Tagebuch gefunden. Anne Frank und ihre Familie wurden verraten und entdeckt. Anne Frank starb 1945 in einem Konzentrationslager. Foto: PD

Unter diesem Link findest du noch andere Tagebucheinträge von Kindern aus dem Zweiten Weltkrieg. 

Gab es die Judenverfolgung auch in Luxemburg?

Während dem Zweiten Weltkrieg wurden die Juden auch in Luxemburg verfolgt. Im August 1941 wurde im Norden des Landes in der Gemeinde Wintger das Kloster Fünfbrunnen von den Deutschen in ein Lager umgewandelt. In den darauffolgenden Monaten wurden rund 300 Juden nach Fünfbrunnen gebracht. Hier warteten sie so lange, bis sie in ein Konzentrationslager deportiert wurden. 

Das Kloster ist heute auch ein Bildungszentrum. Als Schulklasse kann man dorthin reisen, wenn man sich angemeldet hat und erfährt dann viel über die Geschichte des Ortes, über Antisemitismus und Rassismus, sowie über Humanismus und Menschenrechte. Hier findest du mehr Informationen über das Bildungszentrum Fünfbrunnen. Foto: clk

Das ehemalige Kloster Fünfbrunnen ist heute ein Erinnerungsort für die Opfer. Auf dem Gelände des Klosters wurde ein Denkmal errichtet, die einen gequälten Menschen symbolisiert. An jedem ersten Sonntag im Juli steht das Denkmal im Mittelpunkt einer Gedenkfeier zur Erinnerung an die Deportation und Ermordung der Luxemburger Jüdinnen und Juden.

Dieses Denkmal erinnert in Fünfbrunnen an die Juden, die von hier aus nach Osteuropa geschickt wurden. Foto: clk

Erinnern an das Furchtbare

Fünfbrunnen ist nur einer von vielen Erinnerungsorten. Am 17. Juni 2018 wurde in unserer Hauptstadt Luxemburg das Kaddish-Denkmal eingeweiht. Es erinnert an die die Verfolgung und Ermordung der Jüdinnen und Juden, die in Luxemburg lebten. Das Denkmal befindet sich neben der Kathedrale, in der Nähe des Standortes der Synagoge von 1823.

Das Kaddish-Denkmal bei der Kathedrale in Luxemburg. Foto: clk

In Berlin wurden 2.711 Betonklötze in verschiedenen Größen aufgestellt, um an die sechs Millionen Juden, die zwischen 1933 und 1945 ermordet wurden, zu erinnern. Unter den Betonklötzen gibt es einen unterirdischen Raum mit einer Ausstellung, in der die Besucher noch mehr über den Holocaust erfahren können.

Das Holocaust-Mahnmal in Berlin. Foto: Shutterstock

In 25 europäischen Ländern erinnern „Stolpersteine“ an die Opfer der Judenverfolgung. Das sind kleine quadratische Messingplatten, die man vor den Häusern, in denen verschleppte Juden wohnten, findet. Auf diesen Platten stehen die Namen und Daten der Ermordeten.

Die Idee stammt von Gunter Demnig, einem deutschen Künstler,  der die Stolpersteine nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa verlegt – auch in Luxemburg. Originell ist, dass man sie auf dem Bürgersteig findet und die Fußgänger stehen bleiben, um den Eintrag zu lesen. Sie „stolpern“ gewissermaßen über die Geschichte dieser Menschen. 

Stolpersteine in der deutschen Stadt Bamberg. Die Platten mit den Namen sind aus Messing, das ist ein Metall. Foto: Shutterstock

Weshalb ist der Gedenktag am 27. Januar?

Der 27. Januar ist der offizielle Gedenktag an die jüdischen Opfer des Holocaust. Du fragst dich bestimmt, wieso man dieses Datum ausgesucht hat!? Der 27. Januar 1945 war der Tag an dem das Konzentrationslager von Auschwitz-Birkenau, das Lager wo die meisten Jüdinnen und Juden den Tod gefunden haben, befreit wurde. Seit 2005 gedenken deswegen alle Nationen an diesem Datum an die sechs Millionen jüdischen Opfer.

Spannende Bücher und lehrreiche Filme

Wenn du noch mehr über das Thema „Holocaust“ erfahren möchtest, kannst du dir unsere folgenden Tipps anschauen.

Am bekanntesten bleibt das Tagebuch der Anne Frank. Das jüdische Mädchen musste sich im Zweiten Weltkrieg mit seiner Familie verstecken. Aber sie wurden verraten und Anne starb in einem Konzentrationslager. Das Tagebuch der Anne Frank wurde in 67 Sprachen übersetzt – auch auf Luxemburgisch – und ist heute eines der meistgelesenen Bücher der Welt. Seit 2017 gibt es dieses Buch auch in einer tollen Comicversion, eine Kombination aus dem Originaltext des Tagebuches und einfühlsamen Bildern. Hier findest du mehr Informationen dazu.

In „Kinder mit Stern“ erzählt Martine Letterie die Geschichte von sechs Kindern im Zweiten Weltkrieg, die stellvertretend für viele tausende jüdische Kinder stehen.

Es sind Geschichten, die niemals vergessen werden dürfen und die auf eine sehr feinfühlige und eindrückliche Weise geschrieben wurden. Hier findest du mehr Informationen dazu.

Der Junge im gestreiften Pyjama: Der neunjährige Bruno ist der Sohn eines deutschen Lagerkommandanten. Schmuel ist ein gleichaltriger jüdischer Junge, der in einem Lager gefangen ist. Obwohl es verboten ist, beschließen beide Freunde zu werden.

Lauf Junge lauf: Der neunjährige Srulik verliert den Kontakt mit seiner jüdischen Familie, als sie gemeinsam aus einem Ghetto flüchten. Auf sich alleine gestellt, muss Srulik sich durchschlagen, um den deutschen Nationalsozialisten zu entkommen.

Das große Geheimnis: Tuur und Lambert sind beste Freunde. Doch eines Tages muss Tuur eine wichtige Entscheidung nehmen: bleibt er seiner Freundschaft mit Lambert treu oder beschützt er das Geheimnis der neuen jüdischen Dorfbewohnerin Maartje?

Weitere Topthemen