Karneval rund um den Globus
6. Januar 2025In vielen Ländern wird im Frühling Karneval gefeiert. Bunte Kostüme, laute Musik und Süßigkeiten — das alles gehört dazu. Warum spielen die Menschen einmal im Jahr verrückt? Und wusstest du, dass der Karneval in jedem Land anders gefeiert wird?
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„Tschüss, Fleisch!“
Wie kamen Menschen auf die Idee, sich einmal im Jahr zu verkleiden, sich verrückt zu benehmen und lauter ungesunde Dinge zu essen? Das hat mit einem christlichen Brauch zu tun. Das wichtigste Fest im Christentum ist bekanntlich Ostern. An diesem Tag feiern gläubige Christinnen und Christen die Auferstehung von Jesus Christus von den Toten. Damit sich die Gläubigen auf diesen besonderen Tag vorbereiten können, wurde die Fastenzeit eingeführt. Gemeint sind die vierzig Tage vor Ostern (die Sonntage werden nicht mitgezählt). In dieser Zeit sollen Gläubige besonders viel beten und enthaltsam leben – also zum Beispiel nur essen,wenn sie Hunger haben, und auf Süßigkeiten verzichten. Und das sechs Wochen lang!
Der Verzicht fiel den Menschen nicht leicht. So entstanden Karneval und Fastnacht. Man verabschiedet sich vor der Fastenzeit vom lustigen Leben und vom guten Essen. Der Name „Karneval“ kommt aus dem Italienischen. „Carne, vale!“ bedeu- tet: „Tschüss, Fleisch!“ Ostern sehen wir uns wieder!
Fastnacht Schritt für Schritt
Am 2. Februar ist Liichtmëssdag. Dann beginnt in Luxemburg die Fuesent. Mit leuchtenden Laternen ziehen die Kinder heute noch von Haus zu Haus, singen ein ganz spezielles Lied und bekommen Süßigkeiten oder Kleingeld. Doch nicht alle altenKarnevalsbräuche gibt es heute noch. Am Fetten Donneschdeg wurde an manchen Orten ein prächtig geschmückter Ochse durch die Straßen geführt. Dieser Brauch ist aber seit über hundert Jahren ausgestorben.
Am Fuessonndeg und Fuesméindeg finden bunte Umzüge und Maskenbälle statt. Spaß, Musik und lustige Spiele stehen auf dem Programm. An vielen Schulen dürfen sich die Kinder am Freitag vor Fuessonndeg verkleiden. Hast du dir für dieses Jahr schon eine Verkleidung ausgedacht?
Am Äschermëttwoch endet offiziell die Fastnacht. In Remich wird eine Strohpuppe verbrannt, das„Stréimännchen“. So soll der Winter vertrieben werden. Die Puppe wird mit einer fröhlichen Prozession zur Mosel geführt, angezündet und von der Moselbrücke in den Fluss geworfen. In Schaltjahren wird eine weibliche „Stréifrächen“ in die Mosel geworfen.
Die Ursprünge des Brauchs, den Winter mit Feuer zu vertreiben, reichen bis ins alte Rom zurück. Riesige Feuer hießen den Frühling willkommen. Heute zündet man in Luxemburg hohe Kreuze aus Holz und Stroh an, die „Buergen“ genannt werden. Dasklingt zwar nach Festungsmauern und Zinnen, hat aber mit Rittern nichts zu tun. Der Name „Buerg“ stammt vom lateinischen Wort „comburere“ („verbrennen“). Früher streuten christliche Prediger die Asche über Sünder und Sünderinnen, denen ihre Fehlerleidtaten. Das war als Zeichen gemeint, dass ihnen verziehen würde. Heute ist das „Buergbrennen“ ein geselliges Fest mit Getränkenund Bratwurst. In manchen Dörfern darf ein frisch verheiratetes Paar das Feuer anzünden.
Am vierten Fastensonntag schenken Männer ihrer Liebsten eine Brezel; dann ist Bretzelsonndeg. Zu Ostern gibt es als Antwort von der Frau ein Osterei – oder einen leeren Korb. Der bedeutet dann nichts Gutes. Die Rollen werden in Schaltjahren getauscht.
Karneval in Venedig: Masken und Geheimnisse
In Italien, besonders in der Stadt Venedig, ist der Karneval bekannt für seine ge- heimnisvollen Masken. Die Masken sind oft mit Federn, Glitzer und goldenen Verzierungen geschmückt. Während des Karnevals in Venedig finden Feste statt, bei denen die Menschen in prächtigen Kostümen tanzen. Wunderschön kos- tümierte Menschen gehen in der Stadt spazieren und lassen sich von Touristen fotografieren.
Karneval in Brasilien: ein riesiges Straßenfest
Beim Thema Karneval kommt einem sofort Brasilien in den Sinn. Dort wird besonders groß und laut gefeiert! In der Stadt Rio deJaneiro kann man riesige Umzüge mit verkleideten Samba-Tänzern und -Tänzerinnen bewundern. Die Tanzgruppen üben das ganze Jahr, um bei der großen Parade mitzumachen. Auf riesigen Wagen fahrensie durch die Straßen, begleitet von Trommeln und Trompeten. Die Menschen auf den Straßen tanzen und singen mit.
Karneval in Deutschland: „Kamelle“ und Kritik
Auch in Deutschland wird der Karneval groß gefeiert. Besonders in den Städten Köln, Düsseldorf und Mainz gibt es große Umzüge. InKöln nennt man den Karneval auch „Fastelovend“. Die Menschen verkleiden sich als Clowns, Piraten, Prinzessinnen — Hauptsache, es ist lustig! Während der Umzüge rufen die verkleideten „Jecken“ auf den Umzugswagen „Alaaf“ oder „Helau“ und werfen mit Süßigkeiten — den sogenannten „Kamelle“. Kinder stehen mit Tüten an den Straßen und fangen die Bonbons auf. Der Karneval ist aber auch eine Gelegenheit, die Mächtigen auf ihre Fehler hinzuweisen. Viele Umzugswagen greifen aktuelle Themen aus der Politik auf und machen sich über bekannte Politiker und Politikerinnen lustig.
Karneval auf Trinidad und Tobago – Karibische Rhythmen
Auch in der Karibik wird Karneval groß gefeiert! Auf der Insel Trinidad und Tobago gibt es farbenfrohe Paraden und viel Musik. Die Menschen tanzen zu Calypso- und Soca-Musik, die typisch für die Region ist. Die Kostüme sind bunt und mit Federn geschmückt. Viele der Tänzerinnen und Tänzer tragen große Flügel oder Kronen, die sie wie Schmetterlinge oder Vögel aussehen lassen. Die Karnevalsfeiern auf Trinidad und Tobago sind so beliebt, dass viele Menschen aus der ganzen Welt anreisen, um mitzufeiern.
Karneval in New Orleans – „Mardi Gras“
In den USA wird Karneval vor allem in der Stadt New Orleans gefeiert. Dort heißt das Fest „Mardi Gras“, was auf Französisch „Fetter Dienstag“ bedeutet. An diesem Tag wird vor dem Beginn der Fastenzeit noch einmal richtig gefeiert. In New Orleans finden Umzüge mit prachtvollen Wagen statt, auf denen bunte Perlenketten in die Menge geworfen werden. Es gibt auch eine besondere Tradition: den „King Cake“. Das ist süßer Kuchen, in dem eine kleine Plastikfigur versteckt ist. Wer das Stück mit der Figur bekommt, muss im nächsten Jahr den Kuchen backen!
Die Strohbären in Hessen – Eine uralte Karnevalstradition
In Hessen gibt es den besonderen Karnevalsbrauch des „Strohbärentreibens“. Dabei wird eine Person vollständig in Stroh eingewickelt und zieht als „Strohbär“ durch das Dorf. Begleitet von Musik und Tanz soll der Strohbär den Winter vertreiben und den Frühling begrüßen.
Auf seinem Weg sammelt er Süßigkeiten oder Geld ein. Am Ende wird das Stroh oft verbrannt – ein Symbol für das Ende des Winters.
Laskiainen in Finnland – Rodeln und Pfannkuchen
In Finnland feiern die Menschen Anfang Februar Laskiainen, ein Winterfest mit viel Spaß im Schnee. Statt Verkleidungen stehen hier Schlittenfahrten im Mittelpunkt. Familien und Freunde rutschen gemeinsam auf Schlitten, Tellern oder Plastiktüten die verschneiten Hügel hinunter. Wer am weitesten rutscht, gewinnt!
Zu Laskiainen gehört auch leckeres Essen. Besonders beliebt sind die Laskiaispulla, süße Hefebrötchen mit Marmelade oder Sahne. Früher begann nach Laskiainen die Fastenzeit, weshalb die Menschen noch einmal reichhaltige Speisen wie Erbsensuppe und Speck aßen.
Der „Carnaval de Nice“ – Farben und Blumen
Im französischen Nizza begeistert der Karneval mit Wagenumzügen und bunten Blumenschlachten, „Batailles de Fleurs“ genannt. Große, mit Blumen geschmückte Wagen fahren an der Küste entlang. Dabei werden Blumen in die Menge geworfen – ein Symbol für den Frühling.
Die Paraden zeigen riesige Pappmaché-Figuren, die berühmte Persönlichkeiten oder aktuelle Themen darstellen, oft humorvoll. Verkleidete Menschen feiern ausgelassen, und am Ende wird der „Karnevalskönig“ (eine Puppe) feierlich verbrannt, was das Ende des Fests bedeutet.
Karneval in anderen Teilen Frankreichs
Neben Nizza gibt es auch in anderen französischen Städten Karnevalsfeiern, zum Beispiel in Dunkerque im Norden Frankreichs. Dort ziehen die Menschen in bunten Kostümen durch die Straßen, begleitet von Musik. Eine besondere Tradition in Dunkerque ist, dass vom Rathaus aus Heringe in die Menge geworfen werden – ein Spaß, den die Einheimischen lieben!
Der Karneval von Binche – die „Gilles“
In Binche bei Brüssel ist der Höhepunkt des Karnevals der Auftritt der „Gilles“. Das sind Männer in bunten Kostümen mit Wachsmasken und großen Federhüten. Nur am Faschingsdienstag dürfen sie auftreten.
Die „Gilles“ marschieren durch die Straßen, tanzen und werfen Orangen in die Menge, die Glück bringen sollen. Die Traditionen werden nur von Einheimischen gepflegt und machen den Karneval in Binche einzigartig.
Die Orangenschlacht von Ivrea in Italien – „Battaglia delle Arance“
Die „Battaglia delle Arance“ ist das Highlight des Karnevals in Ivrea. Sie erinnert an einen historischen Aufstand gegen einen tyrannischen Grafen. Die „Orangenschlacht“ steht für diesen Kampf. Eine Müllerstochter führte damals die Stadtbewohner in die Freiheit.
An drei Tagen werfen die „Fußsoldaten“ (die Bürger) Orangen auf die „Soldaten des Grafen“, die auf Wagen durch die Straßen fahren. Diese wehren sich mit Schilden und werfen zurück. Tausende Kilo Orangen machen dieses Spektakel zu einem besonderen Erlebnis. Doch es gibt auch Kritik. Viele Menschen stören sich an der unnützen Verschwendung von Lebensmitteln.
Karneval verbindet die Menschen
Egal, wo auf der Welt der Karneval gefeiert wird — eines haben alle Feste gemeinsam: Die Menschen kommen zusammen, um Spaß zu haben, zu tanzen und sich zu verkleiden. Karneval ist ein buntes Fest der Freude, bei dem alle Sorgen für einen Moment vergessen werden können.