„Léiwer Härgottsblieschen“
30. Januar 2023An diesem Donnerstag ist Lichtmesstag – Viele Kinder sind dann mit Laternen unterwegs – Warum, erklärt euch der Piwitsch.
Na, gehst du auch mit „liichten“ an diesem Donnerstag? Aber weißt du, wo der Lichtmesstag am 2. Februar eigentlich herkommt? Das Fest findet genau 40 Tage nach Weihnachten stattfindet. An Weihnachten feiert man ja die Geburt Jesu.
Zur Zeit als er lebte, mussten die Eltern eines Jungen 40 Tage nach seiner Geburt ein Opfer für den jüdischen Gott Jahwe im Tempel darbringen. Der Junge musste auch dabei sein. Als die Prophetin Hanna Jesu erblickte – eine Prophetin ist eine Frau, die in die Zukunft schauen kann – soll sie gesagt haben: „Dieser Junge ist das Licht für alle Menschen“. So steht es jedenfalls in der Bibel. Aber dieser Tag war auch Leuten wichtig, die nicht Juden oder Christen waren.
Der Anfang des „Bauernjahres“
Denn es ist der Beginn des „Bauernjahres“. Nachdem die Bauern im Winter wenig zu tun hatten, da keine Pflanzen wuchsen, begannen sie Anfang Februar wieder die nächste Saat und die nächsten Ernten zu planen. Es war ein Tag, an dem auch wichtige Geschäfte stattfanden, wie der Tausch von Feldern, Tieren und Pflanzensamen oder die Zahlung von Jahreslöhnen für Helferinnen und Helfer auf dem Bauernhof. An diesem Tag feierte man dann auch ein bisschen, auch weil die Tage länger werden und der Winter bald vorbei ist.
Als sich das Christentum in der Welt verbreitete, wurden all diese Feste zusammengelegt. Außerdem wurden an vielen Orten die Kerzen für den Rest des Jahres gesegnet, damit sie immer richtig brannten. Die Messe mit Kerzensegnung und Erinnerung an den kleinen Jesus war also ein Lichterfest, eine „Lichtermesse“. Daraus ergab sich „Lichtmess“. Auf Französisch heißt das Fest übrigens „Chandeleur“. Das kommt von „Chandelle“, dem französischen Wort für Kerze.
Ab wann Kinder mit Kerzen und Laternen an diesem Tag um die Häuser zogen und den Leuten ein gesundes Jahr wünschten, weiß man nicht genau. Aber das dürfte es schon einige Jahrhunderte geben.
Der Heilige Blasius, der Junge und die Fischgräte
Auch schon sehr lange singen die Kinder in Luxemburg bei ihrem Laternen-Spaziergang ein Lied namens „Léiwer Härgottsblieschen“. Das „Härgottsblieschen“ ist kein Ding, sondern der Name eines Heiligen, der auf Deutsch Sankt Blasius und auf Französisch Saint Blaise heißt. Er ist einer von vielen Heiligen, die am 3. Februar gefeiert werden.
Ob es Blasius wirklich gab, weiß man nicht sicher. Aber es wird erzählt, dass er vor 1.700 Jahren in der heutigen Türkei lebte und Arzt war. Damals war es verboten, Christ zu sein und alle Christen wurden von den Römern gefangen genommen und getötet. Auch Blasius wurde ins Gefängnis gesteckt, weil er Christ war.
Eine der Geschichten, die über Blasius erzählt werden, ist die der Rettung eines Jungen, der eine Fischgräte verschluckt hatte und daran zu ersticken drohte. Blasius soll allein durch sein Gebet zu Gott erreicht haben, dass der Junge überlebte. Später wurde Blasius wegen seines Glaubens aber hingerichtet und noch später von der Kirche heiliggesprochen. „Léiwer Härgottsblieschen“ ist also so etwas wie ein Bitte an den Heiligen Blasius, bei Gott dafür zu beten, dass die Leute gesund bleiben.
„Dat anert Joer da gitt der gesond“
Hier ist der Text des Liedes, das am Lichtmesstag gesungen wird. Als Belohnung bekommen die Kinder meist Süßigkeiten oder ein wenig Geld. Früher bekamen sie wahrscheinlich tatsächlich ein Stück Speck und ein paar Erbsen.
Léiwer Härgottsblieschen,
Gitt ons Speck an Ierbessen
Ee Pond, zwee Pond,
Dat anert Joer da gitt der gesond,
Da gitt der gesond.
Loosst déi jonk Leit liewen
Loosst déi al Leit stierwen,
(Variante: an déi al derniewent)
Kommt der net bal,
D’Féiss ginn ons kal.
Kommt Der net gläich,
Da gi mer op d’Schläich.
Kommt der net geschwënn,
D’Féiss ginn ons dënn.
Kommt Der net gewëss,
Da kritt Der e Schouss voll Nëss
Sing mit!
Du möchtest das Lied gerne mitsingen, kennst die Melodie aber nicht? Kein Problem: Das Team von „mimamu – Mir maache Musek“ stellt die Melodie und sogar die Noten von „Léiwer Härgottsblieschen“ und anderen Liedern, die zu Lichtmesstag gesungen werden, zur Verfügung. Klick einfach auf diesen Link oder auf das Bild.
Pfannkuchen und Murmeltiere
Es gibt eine Menge Traditionen rund um den 2. Februar, nicht nur das „Liichten“. In manchen Ländern gehören Pfannkuchen dazu. Weshalb das so ist, weiß man nicht ganz genau. Es kann sein, dass die goldgelben, runden Pfannkuchen früher ein Symbol für die Sonne waren, die die Kälte des Winters vertreibt.
In den Vereinigten Staaten von Amerika ist der 2. Februar aus einem anderen Grund ein ganz besonderer Tag. Dann schaut jeder, was in Punxsutawney passiert. Das ist eine kleine Stadt im US-Bundesstaat Pennsylvania. Hier wohnt das Murmeltier Phil. Murmeltiere schlafen normalerweise den ganzen Winter über. Wenn man sie im Februar wieder sieht, steht das Frühjahr vor der Tür.
Früher war es für die Menschen sehr wichtig zu wissen, wann genau der Frühling kommt, denn die meisten waren Bauern und sie wollten zum richtigen Zeitpunkt im Jahr die Pflanzensamen auf ihren Feldern ausbringen. Denn wenn man dafür den richtigen Zeitpunkt trifft, wachsen die Pflanzen am besten und man bekommt eine gute Ernte. Um den Frühlingsanfang herauszufinden, beobachteten die Menschen deshalb früher die Tiere und besonders die, die Winterschlaf halten.
In Punxsutawney tut man das heute noch! Wenn Murmeltier Phil aus dem Winterschlaf erwacht, seinen Schatten nicht sieht und draußen bleibt, ist für die Leute dort klar: Es ist Frühling. Aber wenn Phil seinen Schatten sieht, erschrickt und wieder zurück in seinen Bau flieht, um weiterzuschlafen, soll weitere sechs Wochen lang Winter sein. Natürlich ist nicht wissenschaftlich belegt, dass Phil das Frühjahr vorhersagen kann. Aber der „Groundhog Day“ oder „Tag des Murmeltiers“ bereitet den Menschen in Amerika jedes Jahr sehr viel Spaß. Egal wie Phil sich verhält, es gibt immer Riesenpartys. Besonders in Punxsutawney.