Mittelalterfest auf Schloss Vianden: Edle Ritter, elegante Damen und Gaukler-Gaudi

4. August 2022

Aus einer Ecke klirren die Schwerter der Fechtkämpfer, aus der anderen hämmert der Schmied Funken sprühend auf seinen Amboss ein, daneben sind geübte Glasbläser und flinke Korbflechter am Werk. Auf dem Mittelalterfest auf Schloss Vianden kannst du Spannendes erleben und sogar einige Souvenirs mit nach Hause nehmen. Das Fest im hohen Norden unseres Landes ist über die Jahre zu einem festen Termin für alle Freunde dieser historischen Epoche geworden. 2022 findet das Fest zum 20. Mal statt. Der Piwitsch hat das Fest besucht und einiges dabei gelernt…

Was ist eigentlich das „Mittelalter“?

Das so genannte Mittelalter streckt sich über ungefähr 1.000 Jahre vom Jahr 500 nach Christus bis etwa 1500. Dann beginnt die Neuzeit. Die Zeit vor dem Mittelalter nennt man Altertum. Das Altertum endet mit dem Untergang des römischen Reiches. Allerdings ist der Begriff Mittelalter nur in Westeuropa im Gebrauch. Bei der Geschichte von Asien oder Amerika denken die Historiker – so nennt man die Wissenschaftler, die unsere Geschichte erforschen – nicht mal an „ein Mittelalter“.

Beim Begriff Mittelalter denken viele Menschen an grausame Kriege, blutrünstige Ritter, verarmte Bauern, Krankheit, Schmutz und Gestank. Ja, diese Dinge gab es auch. Die tausendjährige Epoche war aber auch eine Zeit der Erfindungen. So wurden zum Beispiel Wasser- und Wind-Mühlen erfunden. Mit ihnen konnte man endlich einfacher Getreide mahlen zum Brotbacken oder Holzstämme zurecht sägen zum Häuserbau. Uhren mit Zahnrädern stammen ebenfalls aus dieser Zeit. Endlich wusste man auch ohne auf den Glockenschlag achten zu müssen, wieviel Uhr es ist. Auch das Spinnrad stammt aus dieser Zeit. Damit war die Herstellung von Kleider viel einfacher geworden. Am Ende des Mittelalter lebte Leonardo da Vinci, einer der berühmtesten Denker, Erfinder und Künstler. Ihm verdanken wir etliche moderne Erfindungen sowie zum Beispiel das Bild der Mona Lisa, welches bis heute jährlich von Millionen Besuchern im Pariser Louvre-Museum bestaunt wird.

Die Zeit der Ritter

Ganz schön klobig: Nicht nur Ritter trugen Rüstungen, sondern manchmal auch Pferde. Sehr beweglich war man darin nicht. (Foto: Cedric Weber / Shutterstock)

Typisch für das Mittelalter sind die Ritter. Das sind Kämpfer, die in einer Eisen-Rüstung auf einem Pferd reitend – welches auch manchmal eine spezielle Pferderüstung trug – in die Schlacht zogen. So eine Rüstung ist ziemlich schwer. Sie kann bis zu 30 Kilo wiegen – ohne die Waffen. Man kann sich also vorstellen, wie schwierig es ist, sich in so einer Rüstung zu bewegen. Deshalb brauchten die Ritter Helfer, so genannte Knappen oder Knechte. Ohne sie waren die Ritter ziemlich aufgeschmissen, denn sie waren alles andere als beweglich in der klobigen Kluft. Es gab nicht viele Ritter in der Armee. Der Großteil der Soldaten zog zu Fuß in die Schlacht. Auch musste man reich sein, um sich eine solche Rüstung zu leisten.

Bei den Kämpfen waren die Ritter vor allem für den Angriff wichtig. Mit den Jahren aber schrumpfte ihre Bedeutung bis sie ganz verschwanden. Schuld dafür war die Waffentechnik. Am Ende des Mittelalters wurden Langbogen und Armbrust erfunden. Diese neuen Waffen konnten Pfeile viel weiter und kräftiger schießen und die Panzer der Ritter durchbohren. Auf Schloss Vianden kannst du dir einige solcher Rüstungen anschauen. Auf unserem interaktiven Foto weiter unten kannst du die verschiedenen Teile einer Rüstung und ihre Funktionen entdecken. Übrigens: ganz unten im Artikel findest du eine Anleitung, wie du deinen eigenen Ritterhelm basteln kannst.

So sieht eine Ritterrüstung aus

Von Beruf Korbflechter

Bei unserer Stippvisite auf dem Mittelalterfest sind wir auf Franco getroffen. Franco und seine Ehefrau Gaby üben einen der ältesten Berufe unserer Geschichte aus: sie sind Korbflechter. Gaby ist sogar Korbmachermeisterin. Normalerweise arbeiten sie auf ihrer Farm in den Vogesen und leben sogar von ihrem Handwerk. Doch manchmal stellen sie ihre Flechtkunst auf Märkten der Umgebung aus und zeigen dem Publikum, wie sie arbeiten. So auch in Vianden. Meistens werden Körbe und andere Flechtgegenstände aus Weidentrieben hergestellt. Weide ist flexibel und stark genug, damit Körbe jahrelang gebraucht werden können. Mit der Industrialisierung hat die Korbflechterei leider an Bedeutung verloren und Alltagsgegenstände aus Naturmaterialien wurden nach und nach vom modernen Plastik verdrängt. Dass das nicht nur Vorteile hat, sehen wir heute mit der Umweltverschmutzung durch Mikroplastik.

Der Piwitsch hat Korbflechter Franco über die Schulter geschaut und ihn bei seinem Handwerk beobachtet.

Nicht nur Mittelalter

Neben waschechten Handwerkern treten aber auch in Vianden Schauspieler auf. Dabei nehmen es die Veranstalter des Festes mit dem Begriff Mittelalter nicht immer so genau. So hört man manchmal ein lautes Knallen von einem der Türme des Schlosses ertönen. Dabei werden zu Demonstrationszwecken Musketen abgefeuert. Diese gab es während dieser Epoche noch nicht, denn die erste Schwarzpulver-Muskete wurde erst im 16. Jahrhundert erfunden. Auch gab es damals noch keine Gitarren wie man sie bei einem Musikauftritt einer mittelalterlich angehauchten Band sehen kann. Diese kleinen historischen Ungenauigkeiten tun dem Spass an der Veranstaltung allerdings keinen Abbruch und das Fest ist auch so einen Besuch wert. Genau wie die Burg Vianden an sich, die zu den schönsten Burgen Luxemburgs gehört.

Das Mittelalter-Fest dauert noch bis zum 7. August und ist täglich von 11 bis 19 Uhr geöffnet.
Mehr Informationen gibt es auf www.castle-vianden.lu

Bastle deinen eigenen Ritterhelm

Mit ein wenig Pappe, einer Schere und etwas Geschick kannst du in ein paar Schritten deinen eigenen Ritterhelm basteln.

Hier findest du eine genaue Anleitung

© Schloss- und Gartenverwaltung Bayreuth-Eremitage, Kornelia Weiß




Wenn du mehr über die Burgen im Land wissen willst, schau dir auch das Burgenposter des Piwitsch an.

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