Ludovic Marin POOL AFP AP dpa

Nach dem großen Feuer: Wiedereröffnung der Kathedrale Notre-Dame in Paris

11. Dezember 2024

Die Kathedrale Notre-Dame in Paris ist eines der bekanntesten Gebäude Frankreichs. Vor über fünf Jahren brach dort ein Feuer aus. Die berühmte Kirche stand bald darauf in Flammen. Die Nachricht vom Unglück ging in kurzer Zeit um die ganze Welt. Überall in den Nachrichten waren Bilder vom Brand zu sehen. Jetzt ist ein wichtiger Teil der Renovierung abgeschlossen. Die Freude darüber, dass Notre-Dame endlich wieder ihre Türen öffnen kann, ist spürbar.

 Ein schlimmer Tag für die Kathedrale: der 15. April 2019

Am Abend des 15. April 2019 fand ein Gottesdienst in der Kathedrale Notre-Dame statt. Als der Brand entdeckt wurde, mussten alle Besucherinnen und Besucher das Gebäude verlassen. Zum Glück wurde niemand schwer verletzt. Ein riesiges Team der Feuerwehr versuchte stundenlang, das Feuer zu löschen. Viele Menschen befürchteten, das Gebäude und all seine wertvollen Kunstschätze könnten vollständig verbrennen. Mit Entsetzen konnten sie live mitverfolgen, wie der berühmte Vierungsturm komplett einstürzte. Am nächsten Morgen kam endlich die Entwarnung: Das Feuer war gelöscht.

Der Schaden war trotzdem sehr groß. Vor allem das Dach wurde beschädigt. Aber auch die darunter liegende Holzkonstruktion aus dem 12. und 13. Jahrhundert war verbrannt. Viele wertvolle Artefakte, also historisch bedeutende Gegenstände, wurden gerettet. Leider aber nicht alle. Nicht nur die extreme Hitze und der Rauch hatten für Zerstörung gesorgt, sondern auch das Löschwasser.

Nur Stunden nach dem Unglück kündigte der französische Präsident Emmanuel Macron an, dass die Kathedrale wieder genau so aufgebaut werden solle. Die Brandursache ist bis heute nicht klar. Möglicherweise war ein Kurzschluss schuld. Aber auch ein von einem Arbeiter missachtetes Rauchverbot in dem hölzernen Gebälk könnte den Brand ausgelöst haben. Das haben die Untersuchungen ergeben.

Der Wiederaufbau

Nach dem Schock des Brandes hieß es: schnell Ärmel hochkrempeln und renovieren! Es wurden zahlreiche Unternehmen aus ganz Frankreich damit beauftragt, die Arbeiten an der Kirche voranzutreiben. Über 2000 Menschen haben in fünfeinhalb Jahren daran gearbeitet, Notre-Dame wieder in ihrem alten Glanz erstrahlen zu lassen. Renovierungsarbeiten an so einem historischen Gebäude sind eine große Herausforderung. Dazu braucht es die Zusammenarbeit einiger Menschen. Viele Berufe kamen zum Einsatz: Expertinnen und Experten für Architektur und Bauarbeiten mussten die Renovierung planen. Steinmetze reparierten die Steinstrukturen im gotischen Gewölbe. Zimmerleute und Dachdecker kümmerten sich um das Dach. Dazu mussten Gerüstbauer sehr hohe und stabile Gerüste bauen. Aber auch Metallbauer und Brandschutzexperten hatten genug zu tun. Für die Kunstwerke und wertvollen Gegenstände im Inneren mussten Restauratoren engagiert werden. Und auch für die kunstvollen Fenster brauchte man Fachleute.

der Baustelle eine Woche vor der Wiedereröffnung
Eine Woche vor der Eröffnung wurde noch an der Kathedrale gearbeitet.
Foto: SCRIPT

Besonders die Wiederherstellung des Vierungsturms war nicht einfach. Dank zahlreicher Bilder, Zeichnungen und weiterer Dokumente konnte er fast wieder so aufgebaut werden, wie er vor dem Brand aussah. Als erstes musste das Gebäude gesichert werden, damit nicht weitere Teile einstürzten. Über das klaffende Loch im Dach wurde eine riesige Plane gezogen. Danach wurde alles gereinigt und das Dach repariert. Erst dann wurde der Vierungsturm wiederhergestellt.

Über fünf Jahre wurde ohne Pause an der Kathedrale von Notre-Dame gearbeitet. Ganz schön lange! Für so eine große Baustelle ist das aber eigentlich sehr schnell. In dieser Zeit ist es gelungen, einen wichtigen Teil der Arbeiten abzuschließen. Im April wurde an der Orgel gearbeitet und ganz am Ende kamen die Kirchglocken wieder an ihren Platz.

der frisch renovierten Kathedrale
Die Kathedrale erstrahlt im neuen Glanz.
Foto: Stephane de Sakutin POOL AP dpa

Die Bauarbeiten haben natürlich sehr viel Geld gekostet. Über 800 Millionen Euro an Spenden aus der ganzen Welt konnten gesammelt werden. Ohne dieses Geld wäre es nicht möglich gewesen, die Kathedrale zu rekonstruieren.

Ein Luxemburger hat geholfen, die Kirche wieder aufzubauen

Auch ein Luxemburger war an den Restaurierungsarbeiten in der Kathedrale beteiligt. Laurent Anen ist Orgelbauer. Er repariert und baut Orgeln. Der Spezialist wurde nach Paris gerufen, um die Orgel von Notre-Dame wieder zum Klingen zu bringen. Das Instrument hatte glücklicherweise keinen Brandschaden. Allerdings wurde die Orgel durch das Feuer stark verschmutzt und musste daher abgebaut werden. Zunächst wurden die über 8000 Pfeifen gereinigt. Danach mussten sie gestimmt werden, also so bearbeitet, dass sie richtig klingen. Aber auch das Zusammenspiel der Pfeifen muss klappen. Daher mussten alle Pfeifen harmonisiert, also aufeinander abgestimmt, werden. Das war viel Arbeit. Rund sechs Monate waren Laurent Anen und ein Kollege damit beschäftigt. Und zwar nachts! Nein, er ist keine Nachteule. Am Tag ist auf einer Großbaustelle zu viel Lärm. Bohrer, Hammer, Sägen und andere Maschinen machen es dem Orgelbauer unmöglich zu arbeiten. Er würde gar nicht hören, wenn eine Pfeife verstimmt wäre. Daher fing sein Arbeitstag immer erst abends an. Die Orgel und Laurent Anen kannten einander zum Glück schon. Bereits vor zehn Jahren hatte er die Orgel komplett gereinigt.

Notre-Dame ist wieder offen!

Am 7. Dezember 2024 war es so weit: Die Kathedrale war endlich wieder zugänglich für Besucherinnen und Besucher. Für die Feierlichkeiten begrüßte der französische Präsident Emmanuel Macron viele Gäste aus der ganzen Welt. 40 Staats- und Regierungschefs feierten die Wiedereröffnung mit: darunter zum Beispiel der zukünftige amerikanische Präsident Donald Trump oder auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Aus Luxemburg waren Großherzog Henri und Großherzogin Maria-Theresa nach Paris gereist. Während der Zeremonie wurde aber auch den Feuerwehrmännern und -frauen gedankt. Ohne ihren Einsatz wäre die Kathedrale vermutlich noch stärker beschädigt worden. Nach der religiösen Zeremonie gab es noch ein Konzert mit unter anderen dem weltberühmten Pianisten Lang Lang. Am Sonntagmorgen fand eine Messe für religiöse Persönlichkeiten statt. Das breite Publikum konnte sich für eine Messe am Sonntagabend im Vorfeld anmelden. 

viele Menschen vor der Kathedarle Notre-Dame de Paris
Viele Menschen hatten sich vor der Kathedrale versammelt.
Foto: Bernat Armangue AP dpa
eine Illustration des Stadtplans wo sich die Kathedrale befindet.
Illustration: Deutsche Presse-Agentur GmbH