Omas Apfelbaum statt verpackte Plastikprodukte
8. September 2022Am „Antigaspi-Tag“ kannst du Obst von heimischen Wiesen pflücken und so ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung setzen.
Stell dir vor, du brauchst nicht mehr jeden Tag einkaufen zu gehen, sondern kannst dein Essen ganz einfach in der Natur finden. Das spart nicht nur Geld und Verpackungen, sondern ist praktischer, frischer und schmeckt einfach besser.
Außerdem kannst du auf diesem Weg etwas gegen die Umweltverschmutzung tun. Denn rund ein Drittel aller Lebensmittel, die weltweit produziert werden, werden nicht gegessen, sondern weggeworfen. Sie werden entweder gekauft und dann nicht gebraucht oder sie verderben direkt in den Supermarktregalen.
Zugleich leiden rund 811 Millionen Menschen auf der Welt an Hunger. Das ist eine ungeheuerliche Zahl.
Wenn viel Essen weggeworfen wird, heißt das, dass viele Ressourcen umsonst verbraucht werden. So bedeutet die aktuelle Lebensmittelverschwendung, dass 28 Prozent von allen Nutzflächen unnütz bewirtschaftet werden – man denke nur an die enormen Mengen an Wasser, die dafür vergeudet werden. Zum Vergleich: Das sind 250 Kubikkilometer Wasser pro Jahr, so viel wie dreimal der Genfer See! Dagegen etwas unternehmen kannst du am besten direkt bei dir zu Hause. Denn 75 Prozent, das heißt drei Viertel der Lebensmittel, die jährlich in Luxemburg einfach weggeworfen werden, landen in den Mülleimern der Haushalte – also zum Teil auch in der Tonne bei dir zu Hause.
Beim Kauf von lokalen Produkten (Lebensmitteln aus der Region) tut man nicht nur der Umwelt einen Gefallen, sondern auch den Luxemburger Landwirtschaftsbetrieben, die man dadurch unterstützt.
Die lokale Produktion unterstützt man auch, indem man sogenannte saisonale Produkte isst. Das sind Produkte, die in einer bestimmten Jahreszeit ohnehin gut in unseren Gegenden wachsen und nicht aus fernen Ländern importiert werden müssen. Ist es zum Beispiel wirklich nötig, im Winter Tomaten oder Erdbeeren zu essen, die dann eher nach Wasser schmecken, als nach Gemüse oder Obst? Um den weiten Transportweg unbeschadet zu überstehen, müssen die Früchte nämlich geerntet werden, wenn sie noch gar nicht richtig reif sind.
Zusammen gegen Lebensmittelverschwendung
Am 29. September ist „Antigaspi-Tag“. Es ist ein Tag zum Handeln. An diesem Tag und während der darauffolgenden Obstsaison sind alle Bürgerinnen und Bürger im Großherzogtum dazu aufgerufen, sich an einer Obstpflück-Aktion zu beteiligen, die im ganzen Land stattfindet.
Die Initiative „Aktioun Gielt Band“ gibt es seit 2021. Sie hat damals mit der Apfelsaison angefangen und beginnt nun jedes Jahr aufs Neue mit den Kirschen. Dahinter stand der einfache Gedanke, das Obst nicht auf den Bäumen und in den Wiesen verfaulen zu lassen, sondern es zu nutzen. Viel bleibt ohnehin auf den Wiesen liegen. Man darf sich natürlich nicht einfach am nächstbesten Obstbaum bedienen, denn das wäre Diebstahl. Besitzer von Obstbäumen kennzeichnen Bäume, von denen gepflückt werden darf, mit einem gelben Stoffband. So weißt du genau, wo du pflücken darfst.
Der Antigaspi-Tag ist eine Initiative, die gegründet wurde, um die Bürgerinnen und Bürger zu informieren und zu sensibilisieren. Über die Webseite kannst du dir anschauen, wo in deiner Wohngegend Obstbäume und Gärten stehen und ob du dort Obst pflücken darfst. Frag doch einfach mal deine Großeltern, wie früher Marmelade, Kompott oder Saft gemacht wurden! Sie wissen das meist noch oder können es selbst. Davon abgesehen schmeckt das Obst auch einfach besser, wenn man es selbst gepflückt und eingekocht hat. Außerdem ist es gesünder – auch, weil es dann keine künstlichen Konservierungsstoffe enthält. Du wirst schnell merken: Es muss nicht immer alles neu eingekauft und in Plastik verpackt werden. Mit der Ernte von Obst in den Gärten deiner Umgebung setzt du ein Zeichen gegen die Verschwendung.
Das luxemburgische Landwirtschaftsministerium, das diese Aktion organisiert, möchte übrigens verhindern, dass es zu einem Obstpflück-Tourismus kommt. Denn es ist nicht nachhaltig, wenn man kilometerweit im Auto durch das Land fährt, um irgendwo Obst zu pflücken. Die Idee der „Aktioun Gielt Band“ ist, die Menschen dazu zu bewegen, sich in ihrer direkten Wohngegend und ihrem Umfeld mit Obst aus heimischen Streuobstwiesen einzudecken. Wer sich zudem einmal bei der „Aktioun Gielt Band“ angemeldet und seine Obstbäume der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt hat, um an der Aktion teilzunehmen, kann das jedes Jahr wieder tun. Man braucht nur die gelben Bänder wieder um die Bäume zu binden.
Mehr Informationen auf dieser Webseite.
Gelbes Band bedeutet: Pflückt dieses Obst selbst!
Wenn das Obst reif ist und gepflückt werden kann, werden die betroffenen Bäume mit einem gelben Band (aus Baumwolle, also recycelbar) markiert. Danach kann jeder – ohne den Besitzer oder die Besitzerin des Grundstücks zu fragen – diese Früchte gratis für seinen privaten Verbrauch pflücken. Damit bekämpft man nicht nur aktiv die Lebensmittelverschwendung, sondern lernt auch, diese lokalen Lebensmittel wertzuschätzen.
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