Reise durch den Riesen-Wasserfilter
22. November 2022Was passiert eigentlich mit dem Abwasser, das du in die Toilette runterspülst? – Es fließt in eine Kläranlage – De Piwitsch hat die größte Kläranlage des Landes besucht und dabei viel Spannendes entdeckt.
Du machst es mehrmals am Tag: du gehst zur Toilette. Wenn du fertig bist, drückst du einfach den Knopf und spülst alles runter. Hast du dich schon mal gefragt, was dann passiert? De Piwitsch hat eine Kläranlage besucht, um mehr darüber zu erfahren. Es ist die größte Kläranlage in Luxemburg. Sie liegt in Beggen, einem Viertel on Luxemburg-Stadt, und sie wird gerade mächtig ausgebaut. Denn in der Stadt Luxemburg und in den Gemeinden drumherum, deren Abwasser in diese Kläranlage fließen, wohnen und arbeiten immer mehr Menschen. Und da wir alle mehrmals am Tag auf die Toilette müssen, gibt es immer mehr Abwasser zu klären.
Abwasser klären ist sehr kompliziert
Klären heißt, dass man die Dinge, die schädlich für die Umwelt sein können, aus dem Abwasser rausnimmt. Das sind nicht nur Pipi und Kacka, sondern auch Toilettenpapier, Seife, Chemikalien und so weiter. Wenn man diese Brühe – hier sprechen wir von vielen Milliarden Litern im Jahr – einfach in einen Fluss oder in die Landschaft fließen lassen würde, wäre das eine Riesen-Katastrophe. Pflanzen und Tiere würden sterben, und es würde sehr übel riechen.
Dass es in der Kläranlage in Beggen kaum riecht, ist einer riesigen Luftfilteranlage zu verdanken. Sie saugt die stinkende Luft ein. Dann wird diese in einem Filter gereinigt. Wenn die Luft am Ende wieder rauskommt, riecht man nichts mehr.
Wenn du auf die verschiedenen Punkte der Grafik klickst, kannst du die Etappen der Abwasserklärung sehen. Das Überlaufbecken (in rot) ist übrigens ein Becken, in dem Abwasser aufbewahrt werden kann. Denn wenn es viel regnet, kann nicht das ganze Abwasser gleich geklärt werden.
Aber der Piwitsch-Reporter durfte die Luft auch riechen, bevor sie gefiltert wurde. Und – bäääh – es stank ganz schön, als der Chef der Kläranlage, Luc Ley, eine der riesigen Klappen über der Stelle, an der das Abwasser in die Anlage reinkommt, aufmachte. Da ist ein reißender, brauner Fluss, der pro Stunde 500.000 bis 600.000 Liter Abwasser durch große Rohre herbeibringt.
Mechanisch und biologisch
Sicher kannst du dir vorstellen, dass die Kläranlage sehr schnell und rund um die Uhr arbeiten muss, um all das schmutzige Abwasser zu klären. Aber wie funktioniert das? Es ist unglaublich kompliziert, aber man kann den Prozess in zwei große Etappen einteilen. Die erste ist die mechanische Klärung, die zweite die biologische Klärung.
Weshalb mechanische Klärung? Weil eine ganze Menge Apparate eingesetzt werden und man mit einer Kraft arbeitet, die überall im Universum existiert: der Schwerkraft. Um diese nutzen zu können, wird das Abwasser mit riesigen Pumpen erstmal in ein großes Becken gepumpt, damit es nach und nach bergab fließen kann. Zunächst filtern Rechen den Müll, der größer als fünf Millimeter ist, automatisch aus dem Abwasser heraus. Dieser Müll wird gewaschen und kommt später in die Müll-Verbrennungsanlage des Müllsyndikats SIDOR.
Fett, Sand und Schlamm
In einem anderen Becken wird das Fett entfernt, das sich im Abwasser befindet. Fett und Öl, das weißt du sicher, schwimmen immer oben auf dem Wasser. Schwere Teile wie Steinchen oder Sand, sinken auf den Grund des Wassers. Fett und Öl wird abgeschöpft. All das kommt später in den sogenannten „Faulturm“, in dem Biogas erzeugt wird. Auch der Sand wird gewaschen und kommt in einen Container, der später abtransportiert wird.
Aber was passiert mit den Teilchen, die irgendwo zwischen Fett und Sand schwimmen? In einem weiteren Becken sinken sie langsam nach unten. Um diesen Vorgang zu beschleunigen, geben die Betreiber der Kläranlage bestimmte Chemikalien ins Becken. Was dann nach unten absinkt, nennt man Primär-Klärschlamm. Der wird später dazu genutzt, um Biogas zu erzeugen. Biogas entsteht aus den Pupsen von Milliarden von Bakterien, die die organischen Inhaltsstoffe zersetzen.
Styropor und Bakterien
In dem Wasser, das aus dem letzten Becken rauskommt und von dem bis jetzt die Rede war, schweben noch Teilchen, die man mit dem bloßen Auge nicht sehen kann. Dieses Wasser wird nun mit viel Luft in ein anderes Becken gepumpt. Dabei steigt es durch Milliarden Bällchen aus speziellem Styropor nach oben. Styropor kennst du sicher: Du findest den weißen Kunststoff manchmal in Verpackungen wieder.
Auf den Kügelchen aus Styropor, die in der Kläranlage benutzt werden, sitzen Bakterien. Diese fressen die unsichtbaren Teilchen, die noch im Wasser sind. Weil klitzekleine Tierchen zum Einsatz kommen, nennt man diesen Teil der Abwasserklärung biologische Klärung. Nach dieser Etappe kann das Wasser aus der Kläranlage in den Fluss Alzette geleitet werden.
Die Kläranlage ist also ein riesiger und unheimlich komplizierter Wasser-Filter. Aber nicht nur das: Die Betreiber versuchen, alles wiederzuverwenden, was rausgefiltert wird. Ein Teil des Mülls kann also recycelt werden. Aus Fett und Klärschlamm kann man Biogas gewinnen.
Getrockneten Klärschlamm kann man als Pflanzendünger verwenden, wenn er nicht zu sehr mit naturschädlichen Giften belastet ist. Ins Abwasser gelangen nämlich viele Gifte. Das können Medikamente sein, Stoffe, die in Putzmitteln enthalten sind oder in Farben, oder Spritzmittel, um Unkraut zu beseitigen. Die gehören natürlich nicht ins Abwasser, aber es ist nicht zu vermeiden, dass sie hineingelangen. Die Betreiber der Kläranlagen müssen dann schauen, wie sie diese Gifte rausfiltern.
Die Klärtechnik dafür wird immer besser. Aber sie kommt noch längst nicht ohne Chemikalien aus, die wiederum recycelt werden müssen. Wobei wir nicht verschweigen dürfen, dass deren Herstellung viel Energie verbraucht. Richtige Energiefresser sind allerdings auch die Kläranlagen insgesamt. Sie brauchen sehr viel Strom, um rund um die Uhr zu arbeiten. Jeder kann aber dazu beitragen, dass Energie- und Chemikalienverbrauch in den Kläranlagen sinken: Nichts in die Toilette werfen, was nicht reingehört! Außerdem Wasser sparen und auch Klopapier.
Ausbau für hunderttausende Nutzer
Wer derzeit zur Kläranlage in Beggen fährt, sieht eine riesengroße Baustelle. Hier wird massiv ausgebaut. Denn die Bevölkerung und die Zahl der Personen, die in der Hauptstadt und in den Gemeinden rundherum leben und arbeiten, wächst dauernd. So dass die Kläranlage immer mehr Abwasser filtern muss. Die Baustelle soll bis 2030 abgeschlossen sein. Der Ausbau kostet mehr als 295 Millionen Euro. Du willst mehr über die Anlage wissen? Oder dich erkundigen, wie die Arbeiten fortschreiten? Dann schau dir die Kamerabilder an. Denn die Baustelle wird ständig gefilmt. Klick einfach hier drauf, um dir die Bilder anzuschauen.
Eine Toilette ist keine Mülltonne!
„Es ist einfach“, sagt Luc Ley, Chef der Kläranlage in Beggen. „In die Toilette gehören nur Urin, Fäkalien und Toilettenpapier. Sonst gar nichts!“ Man kommt natürlich nicht daran vorbei, seine Toilette zu putzen, aber das kann man mit normaler Seife tun. Aggressive chemische Produkte oder Produkte zu benutzen, damit die Toilette besser riecht, findet Luc Ley überflüssig.
Die größten Sorgen bereiten ihm neben chemischen Schadstoffen Papiertücher und ähnliche Sachen. Sie verstopfen nämlich die Kläranlagen, weil sie sich nicht im Wasser auflösen. Das kann zu schweren Schäden an Pumpen und anderen Apparaten führen. Wenn diese ausfallen, kann der Betrieb der Kläranlagen zwar weitergehen, da Pumpen immer doppelt oder dreifach installiert sind. Aber die Reparaturen werden sehr teuer.
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