Seit zwei Jahren ist Ben für die Wälder von Steinfort und Koerich zuständig. Foto: ANF

Sein Büro ist der Wald

17. April 2023

Der Förster Ben Louis erzählt aus seinem Alltag.

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Wenn Ben Louis durch den Wald geht, sieht er mehr als andere Menschen. Er sieht zum Beispiel, ob Bäume krank sind. Er kann Tierspuren lesen, erkennt Vogelstimmen und weiß, welche Pflanzen auf dem Waldboden gedeihen. Ben ist Förster. Der Name kommt von „Forst“, das ist ein anderes Wort für „Wald“. Seit zwei Jahren ist Ben für die Wälder von Steinfort und Koerich zuständig. Er hat auf dem rund 800 Hektar großen Gebiet – das ist so groß wie 1.100 Fußballfelder – alle Hände voll zu tun. Auch im Winter. Denn der beste Moment für Waldarbeiten ist, wenn keine Blätter an den Bäumen sind und es wenige Pflanzen gibt, die durch diese Arbeiten zerstört werden können.

Förster Ben im Interview

Warum wurden Sie Förster?

Ich bin ganz in der Nähe eines Waldes aufgewachsen und war jede freie Minute draußen. Jetzt will ich meinen Beitrag dazu leisten, dass dieser Lebensraum fachgerecht geschützt wird. Wir Menschen müssen auf den Wald aufpassen.

Wäre es nicht besser, die Bäume einfach wachsen zu lassen?

Wie alle Lebewesen werden Bäume manchmal krank und sterben. Das ist gefährlich, denn sie könnten auf Menschen fallen, die an ihnen vorbeigehen. Deshalb nehmen wir sie lieber weg.

Merken Sie, dass der Klimawandel den Bäumen zusetzt?

Ja. Ich kann sehen, dass ältere Bäume schwer mit der Trockenheit der letzten Jahre zu kämpfen haben. Jüngere Bäume kommen besser damit zurecht, das macht Hoffnung. Ein anderes Problem sind Schädlinge wie der Borkenkäfer.

Was soll man als Mensch keinesfalls im Wald tun?

Man soll niemals Feuer machen, denn dadurch kann ein ganzer Wald abbrennen. Keine Pflanzen ausreißen oder verletzten. Nicht rumschreien, sonst bekommen die Waldtiere Angst. Wer in den Wald geht, sollte Respekt vor dem Wald haben.

Müssen Sie manchmal Tiere töten?

Leider ja. Manchmal werden Waldtiere durch Zusammenstöße mit Autos so schwer verletzt, dass man sie erlösen muss.

Welches ist Ihr Lieblingstier im Wald?

Der Eichelhäher – auf Luxemburgisch „Maarkollef“. Er wird oft der „Polizist des Waldes“ genannt, denn er warnt durch seinen Ruf andere Tiere, wenn Gefahr droht. Außerdem versteckt er Eicheln in seinem Revier und vergisst manchmal, sie zu fressen. Aus den vergessenen Eicheln können dann neue Eichen entstehen.

Ben Louis mag eigentlich alle Tiere im Wald. Den Eichelhäher findet et aber besonders toll. Foto: SCRIPT

Wie wird man Förster in Luxemburg?

Man kann einen Abschluss in Umwelttechnik an der Ackerbauschule in Gilsdorf machen oder einen anderen Schulabschluss mit Schwerpunkt Naturwissenschaften. Wenn man die Aufnahmeprüfung schafft, muss man ein zweijähriges Praktikum machen. Nach dem anschließenden Examen darf man Försterin beziehungsweise Förster werden. Man lernt viel Biologie, den Umgang mit Waldmaschinen, aber auch Mathe, Sprachen und Gesetze.

Der Bäume-Ernter

Viele Messer und Zangen: So sieht das Gerät aus, das Bäume fällt und gleich zerlegt. Foto: SCRIPT

„Harvester“ oder Ernter heißt die riesige Maschine, die in wenigen Minuten einen Baum fällt, die Äste beseitigt und den Baum auch noch in Stücke zersägt. An einem Tag können damit viele kranke Bäume beseitigt werden.

Der Ernter kann an einem Tag viele Bäume fällen und zerschneiden. Video: SCRIPT

Pferde-Power

Pause für Charel: Durch die Anstrengung ist er ganz schön ins Schwitzen gekommen. Das sieht man, weil der Rücken des Pferdes zu dampfen scheint. Foto: SCRIPT

900 Kilo wiegt Charel, das Ardenner-Pferd. Das ist weit weniger als eine Waldmaschine. Charel zerstört deshalb den Boden weniger. Er kommt auch an Stellen zum Einsatz, für die die Waldmaschinen zu groß sind. Charel kann Bäume ziehen, die so viel wiegen wie er selbst. Anders als Maschinen muss er aber auch mal Pause machen und fressen.

Charel bei der Arbeit. Das Ardennerpferd kann an Stellen arbeiten, an die Waldmaschinen nicht heran kommen. Video: SCRIPT

Bäume fällen: genau und sicher arbeiten

Dieses Schild zeigt, dass Waldarbeiten in der Gegend stattfinden. Dann darfst du nicht in diesen Wald hinein gegen. Foto: ANF

Bäume können riesig werden und tonnenschwer. Deshalb muss man sehr vorsichtig sein, wenn man sie fällt. Erst machen die Waldarbeiter oder Waldarbeiterinnen ein Stahlseil in fünf Metern Höhe fest. Das Seil ist an der Winde eines Traktors befestigt, die über eine Fernbedienung gesteuert werden kann. Dann wird mit der Kettensäge eine Kerbe ganz unten in den Baum geschnitten, und zwar in die Richtung, in die der Baum fallen soll. Vorne wird der Baum ebenfalls angeschnitten. „Baum fällt“, ertönt es dann im Wald. Das ist das Signal, die Winde zu betätigen. So fällt der Baum genau in die richtige Richtung.

Hier wird ein Baum gefällt. Video: SCRIPT
Mit einer schweren Motorsäge wird ein gefällter Baum zum Abtransport vorbereitet. Video: SCRIPT

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