Springende Menschen und wandernde Schafe
4. Juni 2025Das Welterbe Luxemburgs

Klicke auf die Piwitschbuttons um mehr über das Weltkulturerbe in Luxemburg zu erfahren!
Die Echternacher Springprozession ist weltberühmt. Sie gehört zum immateriellen Weltkulturerbe, das besondere Traditionen schützt. Dazu gehört in Luxemburg noch einiges mehr. Lies hier, was die hüpfenden Pilgerinnen und Pilger mit Schafen gemeinsam haben!


Traditionen schützen: Das immaterielle Kulturerbe
Am Pfingstdienstag nächste Woche hüpfen tausende Menschen durch die Stadt Echternach. Sie tun das nicht einfach nur aus Spaß, sondern als Ausdruck ihres christlichen Glaubens. Gesprungen wird zu einer traditionellen Polkamelodie. Die Menschen bewegen sich dabei in Reihen hintereinander langsam vorwärts. Sie tanzen eigentlich eher als dass sie springen. Im Mittelalter gab es solche Prozessionen in Europa häufiger; die Schrittfolgen konnten ziemlich kompliziert sein. Von all diesen Springprozessionen ist nur die in Echternach übrig geblieben. Die Gläubigen gedenken dem Heiligen Willibrord, dessen Grab sich in der Krypta der Basilika in Echternach befindet.
Noch eine Luxemburger Tradition gehört in den Juni: die Wanderschäferei. Ende des Monats ziehen hunderte Schafe von ihrer alten zu einer neuen Weide. Geführt werden sie von einem Schäfer oder einer Schäferin. Diese Art der Beweidung ist heute selten geworden, da die meisten Schafe in Luxemburg an einem festen Weideort bleiben.
Beide Traditionen sind so besonders, dass die UNESCO sie als immaterielles Kulturerbe anerkennt.
Welterbe: Was gehört dazu?
Zum Welterbe zählen zum Beispiel sehr alte Bauwerke, besondere Landschaften oder Bräuche, die an spätere Generationen vererbt werden sollen. Von allein passiert das oft nicht mehr. Um das Welterbe zu bewahren, muss es besonders geschützt werden.
Die UNESCO gehört zu der Organisation der Vereinten Nationen (UNO). Sie hilft den einzelnen Ländern auf der ganzen Welt, ihr Erbe zu schützen.
Zur Zeit stehen mehr als 1200 Orte weltweit auf der Liste des materiellen, also gebauten oder in der Natur vorhandenen, Welterbes.
Auf der Liste des immateriellen Weltkulturerbes stehen Dinge, die man nicht anfassen kann, also vor allem Bräuche, Traditionen oder handwerkliches Können. Auf der ganzen Welt werden davon 670 geschützt. Knapp 70 weitere werden gerade von der UNESCO geprüft.
Die UNESCO fördert daneben auch die Programme Gedächtnis der Menschheit, Biosphärenreservat, und Globaler UNESCO-Geopark.
Luxemburg ist auf all diesen Listen vertreten:
Materielles Welterbe: | Festung und Altstadt Luxemburg |
Echternacher Springprozession | |
Jagdhornbläser | |
Immaterielles Kulturerbe: | Wanderschäferei |
Hebammenkunst | |
Traditionelle Bewässerung | |
Trockenmauerbaukunst | |
Gedächtnis der Menschheit: | The Family of Man |
Biosphärenreservat: | Minett |
Globaler UNESCO Geopark: | Natur- a Geopark Mëllerdall |
Damit etwas auf die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wird, muss es verschiedene Kriterien erfüllen:
Erstens muss die Tradition oder der Brauch für die Menschen wichtig sein. Es muss die Tradition noch geben. „Tradition“ bedeutet, dass es sich nicht um eine neuere Gewohnheit handeln darf. Das Erbe muss über mehrere Generationen weitergetragen worden sein. Es muss also etwas sein, was Eltern, Großeltern, Urgroßeltern, Ururgroßeltern und so weiter schon gekannt haben.
Zweitens muss das immaterielle Kulturerbe den Menschenrechten und nachhaltiger Entwicklung entsprechen. Nur weil etwas „schon immer“ und von vielen Menschen gemacht wird, muss es nicht schützenswert sein. Das gilt zum Beispiel für Bräuche, die heute als rassistisch empfunden werden oder die natürliche Ressourcen zerstören.
Neben der Springprozession und der Wanderschäferei gehören in Luxemburg die Jagdhornbläser (Haupeschbléiser), die Kunst der Hebammen, die traditionelle Bewässerung von Weiden (Fléizen) und die Kunst des Trockenmauerbaus zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Manche dieser Traditionen sind natürlich nicht auf Luxemburg begrenzt; es gibt sie auch anderswo.

Wozu sind die Listen des Welterbes gut?
Wenn ein Land auf einen Brauch, eine handwerkliche oder andere Tradition sehr stolz ist, möchte es sie weiterleben lassen. Der Eintrag auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes gilt als Anerkennung: Diese Kulturpraxis oder diese Tradition ist wert, erhalten zu werden. Manche dieser Bräuche sind wirklich einzigartig; es gibt sie in der Form also nur an einem oder ganz wenigen Orten auf der Welt. Bei der Springprozession ist das der Fall. Klänge wie die der Haupeschbléiser erklingen außer in Luxemburg nur noch in Belgien, Frankreich und Italien.
Das wohl bekannteste Luxemburger Weltkulturerbe ist die Festung der Stadt Luxemburg mit den Vierteln der Altstadt.

Auf dieser Karte siehst du den Teil der Festungsmauern (blau) und die Altstadt (rot), die zum Weltkulturerbe der UNESCO zählen:

UNESCO Gedächtnis der Menschheit
Die UNESCO schützt Dokumente, die als bedeutsam für die Menschheit angesehen werden. Ein solches Dokument kannst du dir in Luxemburg ansehen: The Family of Man ist eine Ausstellung, die 1955 zum ersten Mal in New York gezeigt wurde. Der Fotograf Edward Steichen hatte dazu über 500 Fotos ausgesucht, die zeigen sollten, was Menschsein bedeutet. Die Ausstellung wurde danach in vielen weiteren Städten gezeigt. Der gebürtige Luxemburger Steichen schenkte die Bilder seinem Heimatdorf Klerf. Dort kann man die Ausstellung seit 1994 im Schloss besuchen.
UNESCO Biosphären
Eine weitere Liste der UNESCO sind die Biosphären. Das sind besondere Regionen auf der Welt. Ziel des Programms Biosphärenreservat ist nicht nur der Schutz der Region. Es geht auch darum, besser zu verstehen, wie Menschen und ihre Umwelt sich gegenseitig beeinflussen. Dieser Zusammenhang wird wissenschaftlich erforscht. So kann man hoffentlich erkennen, wie es in Zukunft besser gelingt, gut und im Einklang mit der Umwelt zu leben.
Das Minett ist 2020 auf die Liste der Biosphärenreservate aufgenommen worden. Die Region ist damit Teil eines Netzwerks von mehr als 700 Biosphärenreservaten in 124 Ländern. Im Süden von Luxemburg gibt es eine große Biodiversität, also viele verschiedene Arten von Pflanzen, Tieren und Mineralien. Damit ist das Minett eine ideale Region, um den Einfluss der Menschen und ihrer Arbeit auf die Natur zu erforschen.
Globaler UNESCO Geopark
Auf die Liste der Geoparks kommen Regionen, die geologisch außergewöhnlich sind. Um auf die Liste aufgenommen zu werden, muss in den Naturschutz investiert werden. Die Länder oder Regionen – und die Menschen, die dort leben – müssen sich also Mühe geben, die Natur in ihrer Region zu erhalten. Der Natur- a Geopark Mëllerdall ist seit 2022 einer von 213 Global Geoparks in 48 Ländern.
Tipp: Noch bis zum 8. Juni sind in der Müllerthalregion die „Mëllerdalldays“: Naturrallye für Familien, ein Besuch im Textilmuseum in Fels und geführte Wanderungen im Natur- und Geopark Mëllerdall werden angeboten. So kannst du das einzigartige geologische Erbe dieses UNESCO Geoparks hautnah erleben!
