Sturz von Präsident al-Assad: Neue Hoffnung für Syrien?

18. Dezember 2024

2011 brach in Syrien ein Krieg aus, der jetzt hoffentlich vorbei ist. Die Menschen gingen damals auf die Straße, um gegen den Regierungschef Baschar al-Assad und die syrische Regierung zu protestieren. Sie forderten mehr Freiheit und Rechte. Es gab weder Meinungsfreiheit noch freie Wahlen. Die Menschen wollten nicht länger unterdrückt werden.

Syrien ist nach dem jahrelangen Bürgerkrieg ein einziges Trümmerfeld. (Foto: Shutterstock/Danny Skill)

Baschar al-Assad regierte das Land streng. Kritik wollte er nicht zulassen. Mit Hilfe seiner Armee und der Polizei ging er gegen die Demonstrantinnen und Demonstranten vor. Viele von ihnen kamen dabei ums Leben. In der Bevölkerung bildeten sich nun Gruppen, die dennoch gegen Baschar al-Assad kämpfen wollten, sogenannte Rebellen. Die Kämpfe zwischen den Rebellen und Assads Armee führten zum Bürgerkrieg. Ein Bürgerkrieg ist ein Krieg zwischen Menschen, die zusammen in einem Land wohnen. Zahlreiche Menschen wurden verletzt und getötet. Gebäude und Häuser wurden zerstört. Viele Syrerinnen und Syrer bekamen Angst um ihr Leben und flüchteten ins Ausland, auch nach Europa. 

Die Auswirkungen des Bürgerkriegs

Immer wieder gibt es seither Hungersnöte. Der Zugang zu sauberem Wasser ist beschränkt. Viele Menschen haben kein richtiges Dach über dem Kopf, weil ihr Zuhause zerstört wurde. Schulen liegen in Schutt und Asche, so dass Kinder nicht in den Unterricht gehen können. Vor allem Menschen, die nicht an den Kämpfen beteiligt sind, also Zivilisten, leiden unter dem Krieg im Land. Besonders betroffen sind Kinder. Hilfsorganisationen bringen zwar Lebensmittel und Medikamente ins Land. Doch auch für die Helferinnen und Helfer ist die Lage sehr gefährlich. 

Über die Jahre mischten sich andere Länder in den Krieg ein. Die syrische Regierung wurde unterstützt von Russland und dem Iran. Die Rebellen erhielten Hilfe von der türkischen und der amerikanischen Regierung. 

Was hat sich jetzt verändert?

Baschar al-Assad hat seine Macht im Land jetzt verloren. Seine Armee hat aufgegeben. Die Rebellengruppen haben all die Jahre weitergekämpft und haben jetzt die Macht an sich gerissen. Für viele Menschen ist das Scheitern Baschar al-Assads ein Grund zu feiern. Sie hoffen, dass das Land nun wieder aufgebaut werden kann und dass die Geflüchteten in ihre Heimat zurückkehren können. Ist jetzt also alles wieder gut? Einige Syrerinnen und Syrer zweifeln noch daran. Denn die Rebellengruppen sind nicht sehr friedlich.

Eine syrische Journalistin feiert die Flucht von Baschar al-Assad. (Foto: Shutterstock/Mohammad Bash)

Sie haben über viele Jahre schwere Kämpfe geführt und waren zum Teil untereinander zerstritten. Können sie sich jetzt einigen?  Wollen sie wirklich Frieden im Land und sich um die Bevölkerung kümmern oder geht es ihnen vor allem um Macht? Baschar al-Assad hat das Land verlassen. Wo genau er ist, weiß man nicht mit Sicherheit. Es wird vermutet, dass er sich in Russland versteckt. Wie es in Syrien weitergeht, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.

Baschar al-Assad

Seit 2000 war Baschar al- Assad Präsident von Syrien. Er stammt aus einer sehr einflussreichen Familie. Bereits sein Vater Hafiz al-Assad war vor ihm über dreißig Jahre lang Präsident. Es gab zwar Wahlen in Syrien, doch diese waren zu Gunsten der Machthaber manipuliert.

Foto: Shutterstock/hanohiki

Syrien ist ein Land in einer Region, die „Naher Osten“ genannt wird. Sie liegt zwischen Europa, Asien und Afrika. In Syrien gibt es Wüsten, Berge und eine Küste am Mittelmeer. Der Nahe Osten und insbesondere Syrien sind bekannt für ihre lange Geschichte voller kulturellem Reichtum. Die Hauptstadt Damaskus war schon in der Antike ein bekanntes Handelszentrum. Das Land hat außerdem wertvolle Ölvorkommen. Syrien ist aber auch bekannt für seine Musik und seine köstliche Küche. Nachbarländer sind der Irak, Israel, Jordanien, Libanon und die Türkei.

Diese Karte zeigt Syrien mit Damaskus und Aleppo, sowie den Nachbarländern Libanon, Irak, und Türkei, Grafik: R. Mühlenruch. Quelle: Deutsche Presse-Agentur GmbH

Heimatverlust und Hoffnung: Das Leben einer jungen Syrerin in Luxemburg

Christina Khoury ist heute 24 Jahre alt. Sie kam vor elf Jahren aus Syrien nach Luxemburg. Damals war sie dreizehn Jahre alt. Sie verließ das Land, in dem sie aufgewachsen war, mit ihrer Familie in einem Lastwagen und fuhr durch die Türkei, um nach Luxemburg zu kommen. Wie sieht sie die Situation in Syrien?

Wie verlief Ihre Reise nach Luxemburg und wie waren die ersten Monate für Sie? 

Die Reise war wie ein seltsamer Traum, fast wie eine schlechte Erinnerung. Ich erinnere mich nur daran, dass ich bei meiner Ankunft in Luxemburg einen blauen Himmel gesehen habe. Alles war ruhig, was sich sehr von den Geräuschen des Krieges in Syrien unterschied. Ich konnte mich weder von meinen Freunden noch von meiner Familie verabschieden. Darüber war ich sehr traurig. Die ersten Monate waren schwierig: Mit meiner Familie lebte ich in einem Flüchtlingslager. Ich hatte kein eigenes Zimmer, sondern musste mit meinen Eltern und meinem Bruder ein Zimmer teilen. Nach und nach lernte ich nette Menschen kennen und schloss Freundschaften. Das hat die Dinge einfacher gemacht. 

Können Sie Ihren Lebenslauf erzählen? 

Ich wurde in Moskau, Russland, geboren und zog im Alter von sechs Jahren nach Syrien. Als ich dreizehnJahre alt war, verließen meine Familie und ich Syrien und zogen nach Luxemburg. Meine Kindheit war nicht einfach: Ich musste viele Freunde zurücklassen, mich an eine neue Kultur gewöhnen und mehrere Sprachen lernen. In Luxemburg besuchte ich sieben Jahre lang das Gymnasium und war die erste Syrerin, die ein internationales Abitur ablegte. Danach habe ich in den Niederlanden Wirtschaftsrecht studiert. Diese Jahre waren großartig für mich. Aber mein Leben war nicht immer einfach. Mein Vater litt vier Jahre lang an Krebs und starb, als ich neunzehn Jahre alt war. Unsere Familie musste oft zwischen Flüchtlingslagern und Wohnungen hin- und herziehen. Trotzdem habe ich es geschafft, meine Ziele zu erreichen. Heute arbeite ich in einem großen Unternehmen. 

Haben Sie noch Verwandte in Syrien? Haben Sie Kontakt zu ihnen? 

Ich habe noch Cousins, Onkel und Tanten in Syrien. Wir haben Kontakt gehalten, auch wenn es wegen des Krieges manchmal schwierig war. 

Was denken Sie über die aktuelle Situation in Syrien? 

Was heute in Syrien passiert, ist ein historischer Moment. 54 Jahre lang hat die Familie Assad das Land auf sehr harte Weise regiert. Mehr als zwölf Millionen Syrer mussten ihre Häuser verlassen. Tausende Menschen wurden inhaftiert oder getötet. Mein Vater zum Beispiel wurde sieben Jahre lang inhaftiert, als er achtzehn Jahre alt war, nur weil er sich für Politik interessierte. Zu sehen, wie dieses Regime fällt, ist unglaublich, aber es bleibt kompliziert, da es nun andere Probleme gibt, wie eine islamistische Bewegung, die an Bedeutung gewinnt. 

Glauben Sie, dass in Syrien Frieden einkehren wird? 

Ja, ich glaube daran. Ohne Hoffnung kann man nicht vorankommen. Aber ich weiß, dass die Region instabil ist und dass andere Länder die Lage dort oft verkomplizieren. Dennoch glaube ich weiterhin an die Stärke der Syrer. Sie können ein Land wieder aufbauen, in dem alle Menschen in Frieden leben können. 

Welche Wünsche haben Sie für das syrische Volk? 

Ich wünsche mir, dass die Syrer wieder in ein sicheres Land zurückkehren, in dem sie sich zu Hause fühlen. Meine Hoffnung ist, dass Syrien zu einem Ort wird, an dem sich jeder wohl und respektiert fühlt. Im Moment kämpfen die Syrer für ein freies und demokratisches Syrien. Aber es gibt immer noch Gefahren, wie die Gefahr einer neuen Diktatur oder des Extremismus. Trotz allem arbeiten viele Menschen für eine bessere Zukunft. Dies ist ein wichtiger Moment, und zum ersten Mal seit langer Zeit gibt es Hoffnung.

Christina Khoury ist heute 24 Jahre alt. Sie kam vor elf Jahren aus Syrien nach Luxemburg. (Foto: privat)