Die Wasserbecken sind mit einer speziellen Farbe gestrichen, deshalb schimmert das Wasser grün. Sie werden immer im Winter gereinigt. Foto: SCRIPT

Tief in der Wasserburg

4. August 2022

Bei der Ortschaft Hiwingen liegen riesige Behälter für Trinkwasser. Das Piwitsch-Team konnte einen Blick in das Reservoir auf dem „Rebierg“ werfen. 

Die Anlage auf dem „Rebierg“ sieht aus wie eine Burg. Die Konstruktion mit dem Dach aus Aluminium soll sich harmonisch in die Landschaft einfügen. Foto: SCRIPT 

„Pschschschschsch“ macht es, während die Spitze des riesigen Wasserbehälters auf dem „Rebierg“ in der Nähe des kleinen Dorfes Hiwingen nach oben gefahren wird. Die Sonne strömt herein. Das Piwitsch-Team steigt gemeinsam mit dem Technikingenieur Luc Berens vom „Syndicat des Eaux du Sud“ eine steile Leiter aus Metall hoch. Was für ein Ausblick! Man kann von hier aus bis nach Deutschland, Frankreich und Belgien sehen und weit in den Norden Luxemburgs. Auf einem kleinen Schild steht, dass ein anderes großes Wasserreservoir 40 Kilometer weit entfernt ist. Es liegt in Vianden. De Piwitsch hat auch dort eine Reportage gemacht.  

Das Dach des Wasserbehälters kann mit einem hydraulischen Mechanismus hochgefahren werden. Das Schwarze vorne ist das Schmierfett, das gebraucht wird, damit der Mechanismus gut funktioniert. Blickt man voraus, sieht man links Belgien. Foto: SCRIPT

Nun stehen wir auf 432 Meter über dem Meeresspiegel. Der Wasserbehälter des „Rebierg“ liegt an einer der höchsten Stellen im Süden des Landes und das hat einen guten Grund: von hier aus kann das Trinkwasser gut in die tiefer gelegenen Teile des Landes fließen. Dazu muss es aber erst einmal aus den Pumpstationen in Koerich und Dondelingen hoch gepumpt werden.  

Aus den beiden Pumpstationen im schönen Eischtal strömt eine ganze Menge Wasser auf den „Rebierg“ und zwar so schnell, dass es sehr laut ist in dem Raum des Reservoirs, in dem sich die Wasserrohre befinden. Ein dickes blaues Rohr bringt auch noch zusätzlich Wasser aus dem 40 Kilometer weit entfernten Obersauerstausee. 

32 Millionen Liter Wasser 

Lärm machen auch die vielen Maschinen, die das Wasser filtern, desinfizieren und ihm Eisen entziehen, so dass es nicht nach Rost schmeckt. In den Behältern des „Rebierg“ ist Platz für 32 Millionen Liter Wasser. Das würde reichen, um fast 13 olympische Schwimmbäder, wie das im Sportzentrum „Coque“ auf Kirchberg, zu füllen. 

Der Aufbau des Wasserkreisklaufs im „Rebierg“ Foto: SCRIPT

Durch Fenster kann man in die riesigen Behälter des „Rebierg“ schauen. Das Wasser schimmert grün, weil die Wände der Reservoirs mit einer sehr dünnen Schicht Epoxidharz-Farbe gestrichen sind. Diese Beschichtung ist wasserdicht und wurde eingebaut, damit man die Behälter leichter reinigen kann. 

Wertvoll ist es, weil wir ohne dieses Wasser, das nur ein Prozent des gesamten Wassers auf der Erde ausmacht, nicht überleben könnten. Nicht nur, weil wir täglich trinken müssen, sondern auch, weil all unsere Nahrung und sogar alles, was wir an Dingen brauchen, nicht ohne Wasser hergestellt werden kann. 

Optische Täuschung: Das Wasser spiegelt sich in einem der Becken. Foto: SCRIPT

An heißeren Tagen braucht Luxemburg mehr als doppelt soviel Trinkwasser, wie in die Becken auf dem „Rebierg“ passt, also über 60.000 Kubikmeter. Das sind also 60 Millionen Liter. Würde man die in Literflaschen füllen und eine Flasche an die andere reihen, käme man auf eine Distanz von 15.900 Kilometern, das ist etwa weniger als die Hälfte des Umfangs der Erde.  

Das „Syndicat des Eaux du Sud“ betreibt 213 Kilometer Wasserrohre

Ein „Syndicat“ ist ein Zusammenschluß von Gemeinden. Diese Gemeinden arbeiten dann in einem bestimmten Bereich zusammen, wie die Müllabfuhr, Umweltschutz, Schulen, Schwimmbäder oder auch Versorgung mit Trinkwasser. 1908 taten sich zehn Gemeinden zusammen, um das „Syndicat des Eaux du Sud“ (SES) zu gründen und den Süden des Landes besser mit Trinkwasser zu versorgen. Im Süden des Landes wurde damals viel mehr Wasser gebraucht, denn dort wohnten immer mehr Menschen. Sie kamen aus vielen Ländern Europas, um in den Stahlfabriken zu arbeiten. Aber im Süden Luxemburgs gab es nur wenig Wasser, im Westen des Landes viel mehr. Der Grund ist der Sandstein, der dort unter dem Boden liegt. Sandstein hat viele große und kleine Löcher und ist so etwas wie ein Schwamm, der Wasser sehr gut speichert.

Überall Rohre: Blick in die Schieberkammer der Anlage. Das dicke blaue Rohr liefert Wasser vom Obersauerstausee. Foto: SCRIPT

In der Gegend der Flüsse Eisch und Mamer gibt es also sehr viele Quellen. Aus den mehr als 60 Quellen schöpft das SES etwas mehr als die Hälfte des Trinkwassers, das an die mittlerweile 22 Gemeinden des Syndikats geliefert wird. Der Rest des Wassers kommt durch eine dicke Leitung vom Obersauerstausee. Erst kommt das ganze Wasser in die Sammelbehälter in Koerich und Dondelingen und wird dann von dort aus in die Anlage auf dem „Rebierg“ bei Hiwingen gepumpt. Diese Anlage liegt auf einer Höhe von 400 Metern über dem Meer.

Gewaltige Baustelle: Acht Jahre lang hat es gedauert, bis der Behälter 2006 in Betrieb gehen konnte. 

Die meisten Ortschaften im Süden des Landes liegen tiefer, das Wasser kann also durch die Schwerkraft in die Dörfer fließen. Die Wasserrohre der SES sind insgesamt 213 Kilometer lang. In dieser Broschüre erfährst du mehr über das SES. Schau dir auch den Film an.  

 
Dichtes Netz: Auf der Karte sieht man, wohin das Wasser des „Syndicat des Eaux du Sud“ überall hinfließt. Foto: SCRIPT
Hier erfährst du mehr über das „Syndicat des Eaux du Sud“ Quelle: SES

Tag der Offenen Tür am 17. September  

Wer mehr über das „Syndicat des Eaux du Sud“ wissen möchte, kann am 17. September in die Pumpstation in Koerich oder zum Wasserreservoir auf dem „Rebierg“ kommen. An beiden Orten gibt es dann zwischen 9.00 und 17.00 alle halbe Stunde eine Besichtigung.

Ganz oben auf der Spitze des Wasserbehälters sieht man auf die Solaranlage auf dem Gelände hinab. Auf dem Hügel stehen auch zwei Windkraftanlagen. Foto: SCRIPT

Da beide Orte nicht weit auseinander liegen, kann man die Pumpstation und das Wasserreservoir beide an diesem Tag besuchen. In der Pumpstation in Koerich gibt es die Ausstellung „Themaqua“. Dort erfährst du viel über den Wasserkreislauf, den du dir auch in diesem Artikel ansehen kannst. Man kann beim SES auch jederzeit nachfragen, ob man die Anlagen besichtigen darf.

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