Auf einer Konferenz in New York verkündete Luc Frieden die Anerkennung Palästinas. Foto: Kay Nietfeld dpa

Wann ist ein Staat ein Staat?

8. Oktober 2025

Vielleicht hast du es in den Nachrichten mitbekommen: Luxemburg hat Palästina als Staat anerkannt. Am 22. September hat der luxemburgische Premierminister Luc Frieden die Entscheidung der Regierung verkündet. Aber was heißt das? Wie wird aus einer Region ein Staat? Und was bedeutet das für die Menschen, die in den palästinensischen Gebieten leben?

Der luxemburgische Premierminister Luc Frieden.
Foto: Shutterstock – Gints Ivuskans

Häufig sagt man „Land“, wenn eigentlich „Staat“ gemeint ist.

Was braucht ein Staat, um Staat zu sein?

Zu einem Staat gehören:Wie ist das in Luxemburg?
ein Staatsgebiet: Das ist ein Gebiet mit klaren Grenzen zu anderen Ländern.   Das luxemburgische Staatsgebiet hat eine Fläche von 2586 Quadratkilometern.
ein Staatsvolk: Ein Staat braucht eine Bevölkerung. Das sind die Menschen, die in diesem Land leben und seine Nationalität haben.In Luxemburg leben ungefähr 680 000 Menschen. Davon haben etwas mehr als die Hälfte die luxemburgische Nationalität.
eine Staatsgewalt: Ein Land braucht Regeln, an die sich alle halten. Dafür sorgen die Regierung, das Parlament und die Gerichte.Das Parlament entscheidet über neue Gesetze. Die Regierung sorgt dafür, dass die Gesetze umgesetzt werden. Hält sich jemand nicht an die Gesetze, kommt er oder sie vor Gericht und muss mit einer Strafe rechnen. 

Wichtig ist aber auch die Anerkennung durch andere Staaten. Nur dann können Staaten zum Beispiel Handel betreiben, also Waren austauschen. Bisher war das für Palästina nicht der Fall.

Es gibt 193 Staaten auf der Welt, die von allen Mitgliedern der UNO anerkannt werden.

Das ist die palästinensische Flagge.
Foto: Shutterstock – Moajjem Stock

Wann wurde Luxemburg zu einem Staat?

Auf dem Wiener Kongress wurden die Grenzen der Länder neu festgelegt. Bild: Shutterstock – Neveshkin Nikolay

Im 19. Jahrhundert wurde Luxemburg zu einem unabhängigen Staat. Aber was war es davor? Du weißt natürlich, dass es Luxemburg schon viel länger gibt! Luxemburg hatte nicht immer ein Parlament oder unabhängige Gerichte. Diese Form, ein Land zu organisieren, ist noch gar nicht so alt. Außerdem gehörte das luxemburgische Staatsgebiet früher zu anderen Ländern. 1815 fand der Wiener Kongress statt. Das war ein historisch wichtiges Treffen. Die europäischen Mächte wollten nach schweren Kriegen die Grenzen der Länder neu festlegen. Um Luxemburg hatten sie sich lange gestritten. Damit der Streit aufhörte, wurde Luxemburg zum Großherzogtum erklärt. Allerdings war es noch kein ganz unabhängiges Land. Es wurde nämlich vom niederländischen König regiert. Erst 1839 wurde Luxemburg als unabhängiger Staat bestätigt. Du siehst: Staaten entstehen nicht von heute auf morgen. Es dauert oft sehr lange.

Ein noch sehr junger Staat

Südsudan liegt im Osten Afrikas.
Bild: Shutterstock – alvindom

Auch heute entstehen noch neue Staaten. Der Südsudan ist ein noch sehr junger Staat. Er liegt im Osten Afrikas. Erst 2011 wurde er unabhängig. Er gehörte davor zum Sudan. Hier herrschte lange Zeit ein Bürgerkrieg. Das bedeutet, dass die Menschen im Land gegeneinander Krieg führten. Die Menschen im Süden fühlten sich unterdrückt und wollten einen eigenen Staat gründen. Bis heute ist das Land nicht zur Ruhe gekommen; es finden aktuell immer noch Kämpfe statt.

Palästina – Staat oder nicht?

Das StaatsgebietDie Palästinenser sagen, dass das Westjordanland, Ostjerusalem und der Gazastreifen ihnen gehören. Das sieht Israel allerdings anders.
Das StaatsvolkIn Palästina lebt eine Bevölkerung, die sich als palästinensisch versteht.
Die StaatsgewaltEs gibt eine palästinensische Regierung. Allerdings hat auch die Terrorgruppe Hamas viel Einfluss.

Der Konflikt um Palästina

Israel und Palästina streiten seit Jahrzehnten. In dieser Zeit kam es immer wieder zum Krieg. In Palästina lebt schon lange eine große arabische Bevölkerung. Die jüdische Bevölkerung war lange in der Minderheit. Vor über 80 Jahren flohen aber viele jüdische Menschen dorthin. Im Zweiten Weltkrieg wurden Millionen jüdische Menschen von den Nazis umgebracht. Viele ihrer Angehörigen suchten daraufhin Schutz und eine neue Heimat in Palästina. Das Zusammenleben brachte aber viele Konflikte. Seitdem wird erbittert gestritten.

Der 7. Oktober 2023

Der Gazastreifen: eine Trümmerwüste.
Foto: Shutterstock – Gaza – Survival Journey

Vor zwei Jahren wurde der Konflikt noch einmal schlimmer. Eine Terrorgruppe (die Hamas) tötete an einem Tag viele hundert Israelis und entführte israelische Geiseln. Sie wurden in den Gazastreifen gebracht. Israel schickte seine Armee in den Gazastreifen. Einige Geiseln kamen frei, andere werden immer noch von der Hamas gefangen gehalten. Bis heute dauern die Kämpfe an. Darunter leiden vor allem die Menschen in Gaza. Viele sind schon gestorben. Häuser, Schulen und Krankenhäuser wurden zerstört. Außerdem haben die Menschen im Gazastreifen nicht genug zu essen. Sauberes Trinkwasser ist knapp. Dadurch verbreiten sich Krankheiten. Medizinische Hilfe ist oft nicht mehr möglich, weil alles zerstört ist und nicht genug Hilfsmittel die Menschen erreichen.

Was bedeutet dieser Konflikt für die Kinder?

Die Kinder leiden sehr unter dem Konflikt.
Foto: Shutterstock – Anas-Mohammed

Kinder leiden unter dem Konflikt besonders viel. Es gibt derzeit nicht genug zu essen. Kinder wachsen ja noch und brauchen gerade jetzt Nahrung für ihre Entwicklung. Viele Menschen in Palästina mussten schon mehrfach flüchten. Im ganzen Gazastreifen ist das Leben äußerst gefährlich. Es fehlt an allem: Essen, Kleidung, Medikamenten und Orten, wo man wohnen kann. Kinder können seit zwei Jahren nicht mehr normal zur Schule gehen. Hilfsorganisationen versuchen zu helfen. Allerdings ist ihre Arbeit sehr schwer. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen riskieren selbst ihr Leben, um Menschen vor Ort zu helfen.

Aktuell wird in Ägypten über ein Ende des Konflikts verhandelt. Israel, die palästinensische Regierung und die Hamas sprechen aber nicht direkt miteinander. Sie sitzen in verschiedenen Räumen und ägyptische Vermittler gehen zwischen den Gruppen hin und her – in der Hoffnung, dass sie sich wenigstens auf ein Ende der Kämpfe einigen können.