Der "Léiffrawëschdag": ein alter Luxemburger Brauch lebt auf (Foto: Nicole Knoch)

Was ist eigentlich der „Léiffrawëschdag“?

9. August 2022

Am 15. August ist Mariä Himmelfahrt. In Luxemburg heißt dieser Tag auch Léiffrawëschdag. Doch was wird dann eigentlich gefeiert? Was ist ein „Léiffrawësch“?

So stellte sich der Maler Tizian Maria Himmelfahrt im 16. Jahrhundert vor.

Das christliche Fest Mariä Himmelfahrt (auf Französisch Assomption) wird am 15. August weltweit von christlichen Gläubigen gefeiert. Es erinnert an die Aufnahme von Maria, der Mutter von Jesus, in den Himmel. Nach ihrem Tod wurde die Mutter Jesu von ihrem Sohn besucht und ins Himmelreich aufgenommen. So übermittelt es zumindest die Bibel. Wenig später, nach der Himmelfahrt, so geht die Geschichte weiter, breitete sich über Marias Grab ein würziger, wohlriechender Duft aus. Dies machte die Freunde Jesu neugierig. Sie öffneten das Grab und fanden statt eines Leichnams einen Strauß aus Blumen und duftenden Kräutern. Diese Geschichte ist der Ursprung des Brauchs vom Krautwisch, den es an vielen Orten auf der Welt gibt.

„Maria“ oder „Mariä“ Himmelfahrt?

Der 15. August ist in Luxemburg ein gesetzlicher Feiertag, an dem nicht gearbeitet werden muss und die Verwaltungen geschlossen bleiben. Es ist eines der bedeutendsten Feste der katholischen Kirche. Aber wie lautet der Name richtig? Mal sieht man die Schreibweise Maria, mal die Schreibweise mit einem Umlaut, Mariä. Beides ist richtig. Das ‚ä‚ kommt vom lateinischen Namen des Festes: Assumptio Beatae Mariae Virginis – die Aufnahme der seligen Jungfrau Maria. Aus dem lateinischen ‚ae‚ wird im Deutschen ‚ä‚. „Mariae“ ist der lateinische Genitiv (Antwort auf die Frage: Wessen?) von „Maria“. Mit anderen Worten: „Mariä Himmelfahrt“ ist die „Himmelfahrt Marias“.

„Léiffrawëschdag“ in Luxemburg

So sieht der perfekte Wësch aus.

1678 wurde Maria zur Schutzpatronin Luxemburgs. Seit ungefähr dieser Zeit (eigentlich schon seit 1666) gibt es in Luxemburg eine jährliche Muttergottesoktave, die vom 3. bis zum 5. Sonntag nach Ostern stattfindet. Seit dem 17. Jahrhundert wird am 15. August auch der Léiffrawëschdag begangen. In den Kräuterstrauß zu Ehren der „lieben Frau“ (also: der heiligen Maria) gehören wild wachsende Kräuter sowie Gartenkräuter und verschiedene Getreidesorten. Zum Schluss werden noch eine Möhre und eine Zwiebel eingebunden. Dann wird der Wisch in der Kirche vom Pfarrer gesegnet. Früher erhielten die Kinder nach der Segnung die Möhre. Der Strauß wurde im Stall aufgehängt, um das Vieh vor Krankheiten zu beschützen. Die Getreidekörner wurden dem Saatgut beigemischt. Aus den Kräutern wurde Tee aufgegossen und die Zwiebel wanderte in die Suppe. Die Zusammensetzung des Wischs ist von Land zu Land verschieden. Der Wësch gilt allgemein als Glücksbringer. So soll der Strauß für eine gute Ernte und für die gute Gesundheit der Familie sorgen.

Das Museum Thillenvogtei in der kleinen Ortschaft Rindschleiden bei Wahl bietet heute übrigens einen Workshop an, in dem man lernen kann, wie man einen Wësch bindet. Um 14 Uhr geht’s los! Alles über die Thillenvogtei findest du hier.

Mit den Jahren geriet die Tradition in die Vergessenheit. Doch 1984 beschlossen einige Einwohner Greiweldingens, den Brauch wiederaufleben zu lassen. So wurde der kleine Ort an der Mosel zur neuen Heimat des Léiffrawësch in Luxemburg. Doch auch in anderen Gemeinden lebt der Brauch wieder auf und erfreut sich wachsender Beliebtheit. Im Oktober 2020 wurde er sogar auf die Liste des nationalen Inventars des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Das ist eine Liste schützenswerter kultureller Ausdrucksformen der UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur), auf der man unter anderem die Springprozession in Echternach oder die Emaischen wiederfindet.

Binde deinen eigenen „Wësch“

Hierzulande besteht der Wësch traditionell aus folgenden Pflanzen:

  • Weizen (Weess)
  • Gerste (Geescht)
  • Roggen (Kar)
  • Hafer (Huewer)
  • Wermutkraut (Batteralzem)
  • Dill (Dëll)
  • Tüpfel-Hartheu (Haartnol)
  • Oregano (Léiffrabettstréi)
  • Tausendgüldenkraut (Dausendgëllekraut)
  • Kamille (Kaméileblumm)
  • Kornblume (Karblumm)
  • Pfefferminze (Peffermënz)
  • einer Möhre und
  • einer Zwiebel

Jetzt kannst du mit dieser Liste in die Natur losziehen und deinen eigenen Wësch zusammenstellen!

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