Wenn jede Sekunde zählt
6. Februar 2023Berufsfeuerwehrleute trainieren hart, um Leben zu retten und Katastrophen zu verhindern – De Piwitsch hat das Interventionszentrum Luxemburg besucht.
Piep, piep, piep, piep: Der Alarm ertönt. Das Signal, dass irgendwo in der Stadt Luxemburg die Hilfe der Feuerwehr gebraucht wird. Nun muss alles sehr, sehr schnell gehen. Die Berufsfeuerwehrleute, die dem bereitstehenden Löschfahrzeug zugeteilt sind, laufen zum Feuerwehrwagen, springen in ihre Sicherheitsstiefel, greifen ihre Ausrüstung, steigen ins Fahrzeug und fahren los – mit Blaulicht.
Klicke auf das Auge im Bild um dir anzuschauen, wie die Rutschstange funktioniert.
Das Ganze dauert nur etwas mehr als eine Minute. Unterwegs bekommt das Team dauernd Informationen über den Einsatzort und die Lage dort mitgeteilt. Wenige Minuten später trifft es an der Einsatzstelle ein und kann sofort Personen und manchmal auch Tieren helfen, die in Gefahr sind.
Damit sie verletzte Personen und Tiere schnell in Sicherheit bringen, Brände löschen oder Umweltkatastrophen verhindern können, trainieren die Feuerwehrleute hart. Sie müssen genau wissen, was sie in gefährlichen Situationen tun müssen. Sicher kannst du dir vorstellen, wie wichtig es für sie ist, als Team zusammenzuarbeiten.
Wenn es schnell gehen und Leben gerettet werden sollen, muss sich jeder Berufsfeuerwehrmann und jede Berufsfeuerwehrfrau auf ihre Kollegen und Kolleginnen verlassen können. Neben dem Training investieren sie viel Zeit, damit die Einsatzfahrzeuge sehr gut funktionieren und alles, was man an Material für Rettungs- oder Löschaktionen braucht, top in Schuss ist.
Du musst dir bloß vorstellen, die Feuerwehr vergisst etwas Wichtiges, das sie zur Rettung braucht, oder das Material funktioniert nicht! Das wäre schlimm. Deshalb wird bei der Feuerwehr dauernd alles doppelt und dreifach überprüft, sauber gemacht und notfalls ersetzt.
Der Piwitsch durfte sich den Berufsalltag der Berufsfeuerwehrleute im Einsatzzentrum Luxemburg ansehen. Es befindet sich im „Centre National d’Incendie et de Secours“ (CNIS) des Großherzoglichen Feuerwehr- und Rettungskorps (CGDIS) in Luxemburg-Gasperich.
Schau dir die Fotos an und lies die Texte, die darunter stehen, um besser zu verstehen, was du siehst. Außerdem konnte der Piwitsch mit Sven sprechen. Er hat 2019 seine Ausbildung zum Berufsfeuerwehrmann begonnen und 2021 abgeschlossen. Lies das Interview mit ihm weiter unten.
„Ich helfe gerne anderen Leuten“
De Piwitsch: Sven, warum bist du Berufsfeuerwehrmann geworden?
Jemand in meiner Familie war freiwilliger Feuerwehrmann, und ich habe mir manchmal Übungen angesehen. Das hat mich schon interessiert. Da ich jemand bin, der gerne anderen Leuten hilft, haben ich mich mit 16 bei der freiwilligen Feuerwehr in meinem Heimatdorf gemeldet.
Ich konnte mir damals schon vorstellen, Berufsfeuerwehrmann zu werden. Ich habe eine paramedizinische Ausbildung begonnen, wollte dann auf 11ième aber nicht länger die Schulbank drücken. Da habe ich mich bei der Berufsfeuerwehr gemeldet.
De Piwitsch: Kannst du dich noch an deinen ersten Einsatz erinnern?
Also bei der freiwilligen Feuerwehr war das nicht sehr spektakulär. Wir fuhren damals eine ältere Dame in die Klinik. Während meiner Ausbildung als Berufsfeuerwehrmann halfen wir einem Schüler, der sich im Pausenhof den Knöchel gebrochen hatte. Das war schon stressiger.
De Piwitsch: Wie sieht die Ausbildung zum Berufsfeuerwehrmann aus?
Am Anfang muss man das Staatsexamen machen und beweisen, dass man körperlich und mental fit ist. Außerdem gibt es ein Vorstellungsgespräch. Wenn man das alles geschafft hat, kann man mit der Ausbildung loslegen. Im ersten Jahr muss man viel Theorie lernen. Das reicht von den Gesetzen über Medizin bis zu Physik. Weshalb Physik?
Man muss schon wissen, welche Kräfte wirken, wenn man ein schweres Einsatzfahrzeug steuert oder schweres Material bedient. Dann kann man seine Arbeit so machen, dass nichts umkippt, kaputt geht oder es gefährlich für andere wird. Im zweiten Jahr stehen Praktika auf dem Programm.
Das heißt, dass man in verschiedene Rettungszentren geschickt wird, wo einem erfahrenere Kolleginnen und Kollegen beibringen wie man verschiedene Arbeiten macht. Es ist immer eine Praxisbegleiterin oder ein Praxisbegleiter dabei. Ihre Rolle ist es, deine Arbeit zu beobachten, dir zu sagen, wenn du etwas falsch gemacht hast, und dir zu helfen, es richtig zu machen. Am Ende der Ausbildung muss man eine weitere Prüfung ablegen und zeigen, was man alles gelernt hat. Erst dann wird man in die Berufsfeuerwehr aufgenommen.
De Piwitsch: Musst du manchmal sehr hoch hinaufklettern?
Ja das kommt regelmäßig vor. Die Leiter des Feuerwehrfahrzeugs ist 30 Meter hoch! Aber man muss manchmal auch auf Gebäude raufklettern. Da muss man natürlich wissen, wie man sich absichert. Im Brandbekämpfungs- und Rettungsdienst gibt es eine Gruppe, die am besten weiß, wie man sicher klettert.
Es gibt im CGDIS auch Spezialisten fürs Tauchen, für die Rettung von Tieren, für die Suche nach Personen mit Hunden, für die Logistik, für den Umgang mit gefährlichen Chemikalien und andere mehr. Die Feuerwehrleute können diese spezialisierten Kolleginnen und Kollegen kontaktieren, wenn sie in einer besonderen Situation Hilfe benötigen. Feuerwehrleute haben viele Möglichkeiten, sich in dem einen oder anderen Fachgebiet zu spezialisieren. Am besten sollten sie in jedem Fachgebiet so viel wie möglich wissen.
De Piwitsch: Hast du auch schon mal Tiere retten müssen?
Ja, auch das kommt regelmäßig vor. Wenn zum Beispiel ein Tier in ein Loch oder einen Teich fällt, aus dem es nicht mehr rauskommt, oder auf einem Dach sitzt, wo es nicht mehr runterkommt, hilft ihm die Feuerwehr natürlich.
De Piwitsch: Was würdest du einer jungen Person raten, die Feuerwehrmann oder -frau werden will?
Pass auf deine Gesundheit auf und bleibe fit. Interessiere dich für Biologie, aber auch für Fächer wie Mathe, Physik und Sprachen. Denn in Luxemburg muss man sich in mehreren Sprachen verständigen können. Interessiere dich auch dafür, wer in Luxemburg welche Entscheidungen trifft.
Es ist außerdem sehr wichtig, Teamgeist zu besitzen und gerne mit anderen Leuten Kontakt zu haben. In meinem Beruf arbeitest du nie allein. Wir arbeiten in einem großen Team. Aber ich bilde immer auch mit einer Kollegin oder einem Kollegen ein sogenanntes „Binôme“. Das heißt, dass dauernd jeder auf den anderen aufpasst und ihm hilft. Das ist besonders in gefährlichen Situationen sehr wichtig.
Klicke auf die verschiedenen Punkte im Bild, um mehr über Svens Ausrüstung zu erfahren.
12 Stunden-Schichten
Egal, ob während der Woche, an Wochenenden oder an Feiertagen: Die Berufsfeuerwehr ist immer einsatzbereit. Die Schicht der Leute im Team ist zwölf Stunden lang. Die Morgenschicht dauert von 8.00 bis 20.00. Die Nachtschicht beginnt um 20.00 und endet um 8.00. Die Berufsfeuerwehrleute haben aber auch Pausen. Sie können sich zurückziehen und kurz schlafen im Einsatzzentrum oder zu bestimmten Zeiten Sport treiben. Das hilft, den Stress von den Einsätzen abzubauen. Normalerweise folgt auf eine Tagesschicht eine Nachtschicht und danach gibt es zwei freie Tage.
Der rote und der weiße Bereich
Am Anfang der Schicht treffen sich die Berufsfeuerwehrleute, die gerade Dienst haben, zu einem Gespräch. Ihr Chef teilt ihnen dann mit, wer welche Aufgabe erfüllen muss.
Eine Gruppe wird in den weißen Bereich geschickt, die andere in den roten. Der weiße Bereich heißt so, weil dort die Ambulanzen stehen. Die waren früher weiß, heute sind sie aber meist rot. Aber der Ausdruck „weißer Bereich“ hat sich gehalten. Die Löschfahrzeuge waren hingegen immer rot. Sie stehen im roten Bereich.
Zehntausende Einsätze im Jahr
Im Jahr 2021 sind die Rettungsdienste in Luxemburg über 67.000 Einsätze gefahren. Das Jahr hat 365 Tage. Im Durchschnitt macht das also über 184 Einsätze am Tag! 2.295mal rückte die Feuerwehr aus, um einen Brand zu bekämpfen. Über 229.300 Mal riefen Leute die Notfallnummer 112 an. Das entspricht ungefähr 628 Anrufen am Tag!
Freiwillige Feuerwehrleute und Berufsfeuerwehr
Sven ist einer von fast 560 Berufsfeuerwehrleuten in Luxemburg. Aber die Rettungskräfte und die Brandbekämpfung in Luxemburg könnten nicht funktionieren ohne den Einsatz der über 3.300 freiwilligen Feuerwehrleute, von denen manche auch in den Spezialeinsatzgruppen arbeiten. Das sind Bürgerinnen und Bürger, die sich in ihrer Freizeit zur Feuerwehrfrau oder zum Feuerwehrmann aus- und weiterbilden lassen, dafür trainieren und in den Einsatz fahren, wenn sie gebraucht werden. Menschen, die sich so engagieren, um anderen Menschen zu helfen, werden immer gebraucht! Du gehörst auch zu diesen Leuten? Dann melde dich bei den „Jugendpompjeeën“, wenn du unter 16 Jahre alt bist, oder bei dem Rettungs-Einsatzzentrum in deiner Region, wenn du mehr als 16 Jahre alt bist. Weitere Details findest du unter diesem Link.
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