Die goldene Frau mit der rosaroten Kaugummiblase: Das ist das Logo von Citygum. Foto: Citygum

Wie fünf Schüler ihren eigenen Kaugummi erfanden

30. Dezember 2022

Die spannende Geschichte der Mini-Entreprise Citygum. 

Sicher kennst du die „Gëlle Frau“. Das Monument ist eine hohe Säule in der Hauptstadt mit einer goldüberzogenen Skulptur obendrauf. Die goldene Skulptur findest du auch im Logo der Mini-Entreprise Citygum – allerdings macht sie hier eine rosa Kaugummi-Blase. Genau das – also Kaugummis – verkauft Citygum. Dank ihrer selbstgemachten Kaugummis, die sie aus möglichst umweltfreundlichen Zutaten herstellt, hat sie im Jahr 2022 auch den Wettbewerb der Mini-Entreprises gewonnen.

Erst einmal musste viel herum experimentiert werden, um das richtige Kaugummi-Rezept heraus zu finden. Foto: Citygum

Fünf Freunde auf der Suche nach einer tollen Idee

Die Gründer von Citygum durften im Juli sogar zu einer großen Veranstaltung für junge Unternehmer aus ganz Europa reisen. Die fand in Tallinn statt, das ist die Hauptstadt von Estland. Bis dahin hatten die Schüler Leo, Mika, Thibaut, Julian und Loïc aber schon viele Monate hart an ihrer Mini-Entreprise gearbeitet. Sicher weißt du, dass eine „Entreprise“ ein Unternehmen oder eine Firma ist.

Und eine Mini-Entreprise ist ein Unternehmen, das von Schülern zwischen 15 und 19 Jahren gegründet wird, im Rahmen eines Wettbewerbs, der seit 21 Jahren von der Vereinigung „Jonk Entrepreneuren“ ausgerichtet wird. 2022 waren 96 Mini-Entreprise-Teams aus 23 Sekundarschulen angetreten, 16 schafften es ins Finale. 

Die Jungs haben hunderte Rezepte probiert, bevor sie das richtige fanden. Foto: Citygum

Starke Konkurrenz

„Wir hatten ein gutes Gefühl“, erinnert sich Leo Gehlen von Citygum im Interview mit dem Piwitsch, „aber die Konkurrenz war stark“. Er und seine Freunde aus einer D-Klasse des Lycée Aline Mayrisch – auf der D-Sektion lernst du vor allem Wirtschaftswissenschaften und Mathe – freuten sich total, als sie mit ihrer Mini-Entreprise den ersten Platz beim Wettbewerb belegten.  

Aber wie kommt man eigentlich auf die Idee, beim Wettbewerb mitzumachen? „Wir hatten die Wahl zwischen einer Menge Aktivitäten als Options-Stunden in unserer Schule“, erzählt Leo, „und da haben wir uns halt für die Mini-Entreprises interessiert“.

Und wie kamen die fünf Schüler auf die Idee mit dem Kaugummi? „Wir hatten am Anfang eine ganze Menge Ideen. Wir waren aber immer auf der Suche nach einer Lösung für ein Problem im Alltag und wollten diese Lösung so ökologisch wie möglich gestalten. Wir kauen alle viel Kaugummi und irgendwann meinte einer von uns, in den Kaugummis sei zu viel Plastik. Da beschlossen wir, nach einer Alternative zu suchen“, erklärt Leo, der meint: „Eine gut durchdachte Idee ist schon zwei Drittel der Arbeit“. 

Viel Arbeit für Kaugummi und Citygum-Lifestyle

Das war aber gar nicht so einfach! Erst einmal mussten sich die Jungs viele Informationen im Internet suchen. „Da gibt es zwar Rezepte für Kaugummi, aber das klappte alles nicht“, erinnert sich Leo, „wir haben unglaublich viel herumprobiert. Das eine Mal bröselte der Kaugummi, das andere Mal schmeckte er einfach nach nichts… Wir hatten Tonnen Prototypen, aber fanden das richtige Rezept nicht“. Außerdem war es schwierig, an die richtigen Zutaten zu kommen.

Die Grundzutat für Kaugummi ist „Chicle“. Das ist ein Saft aus einer bestimmten Pflanze, der wie Gummi wird, wenn er ein wenig trocknet. „In Luxemburg gibt es Chicle überhaupt nicht und von den zehn Zulieferern, die wir anschrieben, meldeten sich nur zwei“, erzählt Leo und sagt, Citygum sei schon am Anfang ein gewisses Risiko eingegangen: schließlich mussten die Jungs schon 50 Euro für Chicle ausgeben, ohne dass sie ein Kaugummi-Rezept hatten, das funktioniert. Aber die Jungs blieben dran: „Irgendwann reichten die zwei Stunden in der Schule nicht mehr aus, um unser Produkt und unsere Mini-Entreprise zu entwickeln. Und so arbeiteten wir weiter bei uns zuhause“.

Die Schüler haben mit vielen Menschen zusammengearbeitet, um ihren Kaugummi zu verkaufen. Foto: Citygum

Zusammenarbeit mit Künstlern, Influencern und einem Modegeschäft

Zum Glück gelang es dann doch, einen guten Kaugummi zu entwickeln. Leo und seine Freunde wussten aber, dass das nicht reicht, um eine Mini-Entreprise aufzubauen. „Wir wollten auch einen Lifestyle rund um unser Produkt schaffen und habe so mit Künstlern und Influencern zusammengearbeitet, mit Kleidermarken und einem Modegeschäft. Außerdem waren wir sehr viel in den Sozialen Medien aktiv. Für uns war es besonders toll, dass wir unseren Kaugummi in einem bekannten Modegeschäft in Luxemburg verkaufen konnten“,  erzählt er und sagt: „Die Idee für unsere Mini-Entreprise hatten wir im September und erst im März verkauften wir unseren ersten Kaugummi“. Dass ihr Konzept ankam, bewies sich auch bei den Mini-Enterprises-Tagen im Einkaufszentrum „Belle Etoile“, wo Citygum den Preis für den besten Stand bekam.  

Hier erklären die Jungs von Citygum ihr Konzept und ihre Verkaufsstrategie. Quelle: Citygum

Am Ende kamen die Jungs also ganz oben aufs Podium. Wie geht es nun weiter mit Citygum? „Wir haben noch einen große Bestellung für Weihnachten, dann wird es aber langsamer gehen mit der Produktion“, sagt Leo Gehlen. Das Team kommt nämlich bald in die Abschlussklasse und da muss man für das „Première“-Examen lernen. Den Citygum-Lifestyle möchten sie aber weiter pflegen. Was hat die Mini-Entreprise-Erfahrung den Schülern gebracht?

Viel Handarbeit: Natürlich mussten die Kaugummis auch eingepackt werden. Foto: Citygum

Eine tolle Erfahrung und der Traum von der eigenen Startup-Firma

„Sehr viel. Denn unsere Mentalität hat sich verändert. Weil wir bewiesen haben, dass es möglich ist, etwas zu schaffen, das wir am Anfang nicht für möglich gehalten haben. Wir konnten auch andere Menschen durch unsere Arbeit prägen. Natürlich haben wir alle sehr viel dazu gelernt. Zum Beispiel, wie man Ideen entwickelt, wie man um Vertrauen von anderen Menschen kämpft, wie man gutes Marketing macht oder als Team zusammenarbeitet. Wir mussten auch unsere Buchhaltung selbst machen, obwohl wir das noch nicht in der Schule gelernt haben“.

Leo und seine Freunde, wollen auf jeden Fall auch weiter studieren, um Unternehmen gründen zu können. „Die eigene Startup-Firma zu haben, ist ein großer Traum“, sagt Leo.  

Hier findest du alles über die Jonk Entrepreneuren. Die Vereinigung hat auch Programme für die Grundschule.

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