Zerstörung bei 1.000 Grad
13. Dezember 2022Was passiert eigentlich mit dem Inhalt der schwarzen Mülltonne? De Piwitsch ist der Frage nachgegangen und hat die Abfallverbrennungsanlage des SIDOR besucht.
Da möchte man nicht reinfallen! Der Piwitsch-Reporter schaut in die gigantische Mülltonne aus Beton der Abfallverbrennungsanlage des SIDOR in Leudelingen. Dauernd fahren Müllwagen ran und kippen noch mehr Abfall rein. Zwischen 120 und 150 solcher Müllwagen kommen jeden Tag in der Woche hier an. Manchmal greift der riesige Greifer eines Krans in den Müll und mischt ihn oder schichtet ihn woanders auf. Und manchmal wirft der Greifer eine ganze Ladung in einen großen Einfülltrichter.
Viel Gift
Von hier fällt der Müll auf einen Rost. Vielleicht kennst du das Wort vom Grillen? Ein Rost ist aus Eisenstangen gemacht und darunter kann Feuer gemacht werden. Bei der SIDOR besteht der Rost aus beweglichen Eisenstangen, die sich langsam weiterbewegen.
Der Rost ist in einem riesigen Ofen, wo der Müll bei 1.000 Grad verbrannt wird. Pro Stunde verbrennen 20 Tonnen Müll in dem Ofen! Also das Gewicht von einem Dutzend Autos! Die Eisenteile verbrennen nicht. Denn sie beginnen erst bei 1.535 Grad zu schmelzen.
Aber 1.000 Grad ist natürlich ganz schön heiß. Wasser kocht bei 100 Grad, der SIDOR-Ofen ist also zehnmal heißer. Bei solch hohen Temperaturen werden die meisten giftigen Stoffe zerstört. Ein paar giftige Stoffe bleiben in den Resten zurück, die nicht verbrennen und in dem Rauch, der sich bei der Verbrennung bildet.
Die Reste fallen in ein Wasserbecken, um abzukühlen. Über ein Förderband werden sie dann nach draußen befördert. Man nennt die Reste „Schlacke“. Diese Schlacke wird regelmäßig abtransportiert. Im Ausland wird sie von speziellen Firmen behandelt. Mit Magneten ziehen sie das Metall raus, das eingeschmolzen wird, um wieder andere Dinge aus Metall daraus zu machen. Auch andere Stoffe werden entfernt. Was übrig bleibt, wird oft gebraucht, um Straßen zu bauen.
Ein riesiger Katalysator
Am schwierigsten zu putzen ist der Rauch. Der wird durch eine Menge Filter geschickt, die den Staub herausnehmen. Er ist ziemlich giftig und wird regelmäßig mit Lastwagen abtransportiert. Gelagert wird er in stillgelegten Salzbergwerken.
Da ist es sehr trocken und der Staub kann nicht an die Oberfläche gelangen oder nass werden und ins Wasser unter der Erde fließen. Aber es reicht nicht, den Staub aus den Ofen-Abgasen zu filtern! Auch die giftigen Gase müssen entfernt werden.
Deshalb werden die Abgase durch einen riesigen Filter namens „Katalysator“ gepresst. Auch das Auto deiner Eltern hat einen solchen Katalysator. Nur beim SIDOR ist er sehr viel größer und er enthält Chemikalien, die giftige Gase unschädlich machen. Durch den hohen Kamin der Anlage dürfen am Ende nur Abgase entweichen, die keine Gefahr mehr für die Umwelt darstellen.
Sicher kannst du dir vorstellen, dass es überall in der Anlage Messgeräte gibt. Sie kontrollieren dauernd, was bei denen verschiedenen Etappen der Müllverbrennung passiert. Ist irgendwo etwas kaputt, läuft nicht wie es soll oder sind zu viele Giftstoffe da, wo sie nicht sein sollen, schlägt die Anlage Alarm. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehen dann auf ihren Computern, wo etwas nicht stimmt. Dann können sie die Maschinen anders einstellen oder reparieren sie.
165.000 Tonnen Müll im Jahr
Die SIDOR-Anlage läuft rund um die Uhr an jedem Tag des Jahres. Das ist auch nötig, denn sie hat sehr viel zu tun. 165.000 Tonnen Müll landen hier pro Jahr. Das ist ungefähr das Gewicht von 140.000 Autos. Würde man die übereinander stapeln, wäre es ein Turm von über 220 Kilometer Höhe!
Natürlich kannst du dazu beitragen, diesen Turm kleiner zu machen! Wirf nichts in die schwarze Tonne, was recycelt werden kann. Glas, Metall, Plastik, Küchenreste, Gummi, Papier, Karton, Holz, Kleider, Batterien und so weiter, können wiederverwendet werden, wenn sie in den richtigen Tonnen landen. Überlege auch, was du kaufst und ob du Sachen, die noch funktionieren, nicht reparieren, tauschen oder verschenken kannst, bevor du sie wegwirfst!
SIDOR liefert auch Energie
In Luxemburg tun sich Gemeinden seit langem zusammen, um gemeinsam Probleme zu lösen. Solche Vereinigungen nennt man „Syndikate“. Es gibt Syndikate, die sich um die Trinkwasserversorgung kümmern. Es gibt welche, die Schwimmbäder, Kläranlagen oder andere Gebäude bauen und verwalten. Wieder andere Syndikate sorgen für Naturschutz oder kümmern sich um den Müll der Menschen. In Luxemburg gibt es drei Müll-Syndikate: das SIDEC im Norden des Landes, das SIGRE im Osten und das SIDOR im Süden und im Zentrum. Das „Syndicat intercommunal pour la gestion des déchets en provenance des ménages et des déchets assimilables pour les communes des cantons de Luxembourg, d’Esch et de Capellen“ wurde 1971 gegründet.
Strom und Wärme
SIDOR ist das einzige Müll-Syndikat mit einer Verbrennungsanlage. Hier landet der Hausmüll von zwei Dritteln der Bevölkerung Luxemburgs. Im Artikel oben hast du gelesen, dass bei der SIDOR Müll bei einer Temperatur von 1.000 Grad verbrannt wird. Der Ofen brennt dauernd, weil ihm Müll als Brennstoff zugeführt wird. Diese Hitze wird genutzt, um Energie zu erzeugen in Form von Strom und Wärme. Die Hitze bringt Wasser zum Verdampfen. Dieser Dampf treibt dann eine Turbine an, die Strom herstellt. Der heiße Dampf und das heiße Wasser können wiederum zum Heizen benutzt werden. So werden durch das SIDOR im Jahr 28.000 Haushalte mit Strom und 3.000 Haushalte mit Wärme versorgt.
Der Sidorino
Du willst mehr über das SIDOR wissen? Dann besuche diese Webseite (Link www.sidor.lu einfügen). Das SIDOR hat auch die Aufgabe, allen Menschen zu erklären, wie es Müll behandelt und auch wie man Müll vermeidet. Damit Kinder das besser verstehen, gibt es seit kurzem das Magazin Sidorino heraus. Darin gibt es auch Rätsel, Basteltipps, Aufkleber und einen spannenden Comic. Auch zu Siderino findest du mehr Informationen auf der SIDOR-Webseite www.sidorino.lu.
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